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Kommentar

Schluss mit der tägliche Testpflicht

Seit diesem Mittwoch, dem 24. November 2021, gelten die neuen Regeln des Infektionsschutzgesetzes. Sie verpflichten u. a. Inhaber von Heilmittelpraxen dazu die Mitarbeiter unabhängig vom Impf- oder Genesen-Status täglich zu testen. Die Ärzte sind von dieser Regelung genauso betroffen und drücken ihren Ärger über diesen planlosen Schnellschuss von realitätsfernen Bürokraten erfreulicherweise auch sehr deutlich aus.
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Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister, spricht von einer „irrsinnige Regelung“, die ohne jegliche Vorabinformation oder Rücksprache ins Infektionsschutzgesetz „gemogelt“ worden sei. Hofmeister: „Die Testpflicht für Geimpfte und Genesene gefährdet die Versorgung und muss weg!“ Recht hat er. Das Ganze scheitert sowieso an nicht verfügbaren Test. Sollen jetzt alle medizinischen Einrichtungen schließen, wenn es ihnen nicht gelingt, genug Tests für alle Mitarbeiter aufzutreiben? Nein, auf keinen Fall! Inzwischen haben einige Bundesländer die Regelung bereits wieder einkassiert, die KBV geht davon aus, dass zeitnah eine „sachgerechte Neuregelung“ gefunden wird, die Gesundheitsministerkonferenz hat bereits getagt: „Eine tägliche Testung vollständig immunisierter Beschäftigter führt zu unzumutbaren Belastungen der durch die Pandemie ohnehin schon belasteten Bereiche.“ Tja, darauf hätte man ja schon früher kommen können…

Und was macht man als Praxisinhaber bis der Wunsch der Gesundheitsministerkonferenz nach Abschaffung dieser lästigen Pflicht vom Bundesgesetzgeber umgesetzt worden ist? Man dokumentiert das, was geht. Gibt es keine Tests, dann dokumentiert man die Lieferengpässe. Man schreibt also auf, dass es leider keine Möglichkeit gibt, zu testen. Das empfiehlt die KBV auch ihren Ärzten. Denn fehlende Dokumentation kann theoretisch zu einem empfindlichen Bußgeld führen.

Wir aktualisieren täglich (soweit die Informationslage das hergibt) die entsprechenden Regelungen in unserer Wissensdatenbank www.praxisfragen.de. Die Irrungen und Wirrungen der Testbürokratie dokumentieren wir in einem extra Artikel, inkl. der Antwort auf die Fragen nach Kosten. Eine Übersicht über die jeweiligen Landesregelungen finden sie dort ebenfalls. Der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz ist schon in die jeweiligen Artikel eingeflossen und findet sich im Original hier.

Gesundheitsministerium herumgereicht

Die Ampel hat ihren Koalitionsvertrag vorgelegt, der jetzt noch verabschiedet werden muss. Für Heilmittelerbringer sind die Ergebnisse annehmbar. Sorge könnte allerding bereiten, dass das Gesundheitsministerium wohl für keine Partei im Vergleich zu anderen Ministerien wichtig war. So wird mit der SPD ausgerechnet die Partei das Gesundheitsministerium übernehmen, die in ihrem Wahlkampfprogramm zur Bundestagswahl zum Thema Heilmittelerbringer am wenigsten zu sagen hatte. Aber vielleicht könnte das ja auch eine Chance sein, finden wir.

Webcast am kommenden Mittwoch

Sie sehen, wir haben viel zu besprechen, wenn wir uns in ein paar Tagen, genauer am kommenden Mittwoch, dem 1. Dezember 2021 ab 20 Uhr, zum voraussichtlich letzten up_Nachrichten Webcast in diesem Jahr treffen.

Falls Sie den Webcast noch nicht kennen: Wir streamen unseren monatlichen up_Nachrichten_Webcast immer am ersten Mittwoch im Monat live für alle Interessierten Kolleginnen und Kollegen. Im Anschluss beantworten wir Fragen aus dem Publikum. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage wird die nächste Ausgabe wieder etwas pandemielastiger, aber immer interessant und spannend für alle Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber. Das jedenfalls lassen die Zuschauerzahlen vermuten, die gerade deutlich ansteigen. Sind Sie auch dabei? Hier geht es zur Anmeldung.

Ein echter Lichtblick im Test-Pandemie-Chaos war übrigens das erste buchner Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte. Da haben sich viele hundert Rezeptionsfachkräfte getroffen und nicht nur spannende Vorträge gehört und mit Referenten online diskutiert, sondern sich auch rege untereinander ausgetauscht – alles online, wohlgemerkt. Nach der größten Veranstaltung dieser Art in Deutschland kann niemand mehr sagen, Heilmittelpraxen wären nicht bereit für den digitalen Wandel, die Rezeptionsfachkräfte sind es auf jeden Fall.

Über die vielen hundert großartigen Rückmeldung hat sich sehr gefreut

Ihr

Ralf Buchner

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Die Verzwergung der Heilmittelbranche

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