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Kommentar

Die Verzwergung der Heilmittelbranche

Jetzt ist es offiziell: VPT und Physio Deutschland (ZVK), die beiden größten Physiotherapieverbände in Deutschland, haben es nicht geschafft sich zu einer schlagkräftigen Interessensvertretung der Physiotherapeuten zusammenzuschließen. Geplatzt ist die seit 2019 geplante Fusion, weil „die Vorstellungen zu den Strukturen des möglichen neuen Verbandes zu weit auseinander liegen“, begründen die beiden Verbände ihr krachendes Scheitern.

Ich übersetze das mal in Klartext: Wir Physioverbände finden unsere internen Strukturen so wichtig, dass wir darüber das Ziel einer gemeinsamen schlagkräftigen Vertretung der Physiotherapeuten in Deutschland lieber aufgeben. Wir nehmen uns selbst wichtiger als den politisch dringend notwendigen Schulterschluss der Branche. Damit haben VPT und Physio Deutschland ihren Anspruch die Physiotherapeuten nachhaltig vertreten zu wollen, aufgegeben.

Die Verzwergung nimmt ihren Lauf

Es hat begonnen mit der Uneinigkeit bei den Logopäden, die darin gipfelte, dass drei Verbände zusammen mit der GKV einen Verband im Schiedsverfahren überstimmten. Es setzt sich still und leise bei den Ergotherapeuten fort, die immer noch keinen bundeseinheitlichen Versorgungsvertrag haben und sich über die Strategie zum Umgang mit dieser Situation uneinig sind. Und jetzt kommt die gescheiterte Fusion der Physiotherapeuten dazu.

Klein, kleiner, am kleinsten bleiben die Interessensvertretungen der Heilmittelerbringer. Die Kassen dürften mit Interesse den Dissens der Verbände beobachten. Der Mehraufwand durch die vielen verschiedenen Verhandlungsparteien dürfte aus Kassensicht locker wieder eingespielt werden – durch fehlende Einigkeit auf der Heilmittelseite.

Und die Praxisinhaber haben verstanden, dass sie ihre Interessen zunehmend selbst vertreten müssen. Die von up vorbereiteten Anschreiben an die neuen MdBs sind reichlich genutzt worden, die Reaktionsquote der MdBs ist hoch. Viele Kolleginnen und Kollegen berichten von bereits vereinbarten Gesprächsterminen. Und zwar deutlich mehr, als erwartet. Allen, die jetzt etwas nervös ob der ungeahnten Situation sind, sei ein Blick in die aktuelle up Ausgabe 11_2021 empfohlen. Oder Sie klicken mal rein in ein kurzes Interview mit Roy Kühne, der zusammenfasst, wie er als Abgeordneter solche Gespräche mit Interessensvertretern erlebt hat.

Für Logopäden

Inhaber von Logopädiepraxen sollten sich für den Dezember zwei Termine in den Kalender schreiben: Zum einen müssen Sie ihre Beschäftigten bis spätestens 31.12.2021 an die zuständige ARGE melden. Das gilt für angestellte wie auch für freie Mitarbeiter und steht so im neuen bundeseinheitlichen Rahmenvertrag. Wer diesen noch nicht anerkannt hat, hat – das ist der zweite Termin – dafür noch bis zum 15. Dezember 2021 Zeit. Dann läuft die verlängerte Anerkennungsfrist ab.

Erstes Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte

Über hohe Inzidenzwerte mag ich gar nichts mehr lesen und schreiben. Wie gut, dass wir das erste Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte als reines Online-Event geplant haben. Nächste Woche, am 18.11.2021 starten wir um 9:00 Uhr online mit praktischer Unterstützung und aktuellen Updates für Ihr Verwaltungsteam. Wenn Sie das interessant finden, können Sie ihren Kolleginnen und Kollegen hier einen Platz reservieren.

Ich hoffe, dass Sie in Ihren Praxen gut durch die erneut heranrollende Infektionswelle kommen, und wünsche Ihnen dabei gute Nerven.

Ihr

Ralf Buchner

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