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Kommentar

Bravouröses Scheitern und eine unentschlossene Schiedsstelle

Gestern sind die von der Schiedsstelle erzwungenen Verhandlungen zum Versorgungsvertrag der Physiotherapeuten bravourös gescheitert. Bravourös, weil die Verbände zusammengehalten haben gegen die Kassen. Damit haben sie auch der Versuchung widerstanden, unzureichende Verträge zu unterschreiben. Und gescheitert, weil sich GKV und Physioverbände erneut nicht auf angemessene Honorare einigen konnten.
© iStock: Aldo Ottaviani

Die große Frage bleibt, warum die Schiedsstelle nicht endlich einen Schiedsspruch fällt. Das jedenfalls wäre die gesetzlich vorgeschrieben Aufgabe, die der Vorsitzende der Schiedsstelle innerhalb festgelegter Fristen zu erfüllen hat. Aber aus irgendeinem Grund macht er das nicht, sondern zwingt die Verhandler, die sich seit Monaten nicht einig werden, immer wieder an den Verhandlungstisch zurück. Und so versuchen die immer selben Leute ihre immer selben Standpunkte mit den immer selben Argumenten durchzusetzen.

Wie läuft so etwas in anderen Bereichen, wenn sich nach über 15 Monaten der Gespräche die Verhandler unversöhnlich gegenüberstehen? Dafür gibt es zahlreiche einfache Methoden, um den Parteien eine Möglichkeit zu geben, ihre Diskussionen gemeinsam zu reflektieren. Und im schlimmsten Fall – persönliche Animositäten stehen dem Verhandlungsergebnis im Weg – besteht eine Option darin, auf beiden Seiten die Verhandlungsteams neu zu besetzen. Damit starten die Verhandlungen dann fast neu, jedenfalls ohne emotionale Altlasten. Wenn die Schiedsstelle auf immer neue Verhandlungsrunden besteht, dann bitte unbedingt mit vollkommen neuen Teams. Sonst kommt der Direktzugang früher als der neue Versorgungsvertrag für Physiotherapeuten.

Weniger bravourös sind da die Logopäden gescheitert. Wir haben die wichtigsten Änderungen des Vertrags für Sie zusammengefasst und kommentiert. Jetzt warten wir ganz gespannt darauf, wie das Bundesgesundheitsministerium darauf reagiert, dass die Schiedsstelle einen Vertrag in Kraft gesetzt hat, der an entscheidender Stelle offensichtlich genau das Gegenteil von dem macht, was im § 125 SGB V sehr explizit und kleinteilig festgelegt ist.

Damit die Kassen merken, dass eine ganze Branche sauer über die Vertragsverhandlungen ist, sollten Sie als Logopäde und Praxisinhaber ein Zeichen setzen, indem Sie die Anerkennung der neuen Verträge bis zum letzten möglichen Zeitpunkt hinauszögern. Sechs Monate haben Sie dafür Zeit. Zeit die Sie nutzen sollten: Die Kassen einfach mal so lange #ZappelnLassen.

Wie man sieht, gibt es gerade Woche für Woche wirklich viele neue Informationen. Das Thema Weiterführung der Hygienepauschale ist in Gesetzesform gegossen worden. Ebenso wurde der Termin für den Abschluss der Verträge über die Indikationen für die Blankoverordnung auf den 30. September 2021 verschoben. Deswegen gibt es einen up_Nachrichten_Webcast außer der Reihe am kommenden Dienstag, den 30. März um 18:00 Uhr, auf den bekannten Kanälen. Da haben wir dann Zeit für ein aktuelles Corona-Update, sprechen mit interessanten Gästen über die aktuellen Vertragskonstellationen, beantworten live Ihre Fragen und zeigen Ihnen noch einmal im Detail wie Sie die Krankenkassen #ZappelnLassen.

Ich hoffe, wir sehen uns am Dienstag!

Ihr

Ralf Buchner

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