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Kommentar

Spahn: Interessen besser bündeln!

Jens Spahn hat sich auf dem Deutschen Pflegetag als Gesundheitsminister verabschiedet. „Wir haben ziemlich viel angepackt“, sagte Spahn. „Aber die Wahrnehmung der Pflegekräfte ist offenbar, dass im eigenen Berufsalltag davon nicht viel ankommt.“ Spahn rief die Pflegebranche dazu auf, ihre Interessen besser zu bündeln. „Obwohl sie die mit Abstand größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen sind, gibt es bisher keinen Zusammenschluss.“
Grafik von Figuren, die sich an der Hand halten
© Fotolia: Dreaming Andy

Hört sich fast so an, als würde Spahn die Heilmittelerbringer ansprechen: Relativ viel wurde rechtlich auf den Weg gebracht, aber das Ankommen der Änderungen in der Praxiswirklichkeit klappt nur sehr holprig und das Bündeln der Interessen funktioniert in der Heilmittelbranche noch viel schlechter als bei den Pflegekräften.

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerates Berlin Christine Vogler lieferte in ihrer Rede ein ganzes Potpourri an Ideen: einen Mindestlohn von 4.000 Euro über alle Pflegebereiche hinweg, Pflegekammern, neue Berufsbilder. „Wir kommen an einer Neuordnung der Kompetenzen nicht vorbei“, sagte Vogler.

Und auch das hört sich fast so an, als könnte man die Ideen von Vogler eins zu eins auf die Heilmittelbranche anwenden, um die aktuell bestehenden Probleme zu lösen. Und Vogler spricht sicherlich nicht nur für die Pflege, wenn sie auf einer Neuordnung der Kompetenzen im Gesundheitswesen drängt.

Telematikinfrastruktur: Alles zurück auf Neustart

Ab Januar 2022 könnten Physiotherapeuten eigentlich den elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) beantragen. Das ist Jahre später als ursprünglich geplant, aber vielleicht ist diese Verzögerung gar nicht so schlecht. Denn gerade hat die Gematik beschlossen, die Telematikinfrastruktur (TI) komplett umzukrempeln. Ab Ende 2025 wird man keinen Heilberufsausweis mehr benötigen, um als Leistungserbringer an der Telematikinfrastruktur teilnehmen zu können. Und auch der von den Ärzten wenig geliebte Konnektor, als Hardware-Verbindung in die Telematikinfrastruktur wird durch simple Software ersetzt. Bis Ende 2025 sollen diese Veränderungen abgeschlossen sein, die TI zurück auf Neustart gesetzt werden. Warum also sollte irgendeine normale GKV-Heilmittelpraxis sich den Schmerz einer zeitnahen Anbindung an die Telematikinfrastruktur zumuten, wenn die elektronische Heilmittelverordnung sowieso erst ab 2026 gefordert wird?

Blankoverordnung Podologie

In der vergangenen Woche hatte ich an dieser Stelle über die Terminprobleme bei den Verträgen zur Blankoverordnungen berichtet. Jetzt haben die Podologen gemeldet, dass man sich mit dem GKV-Spitzenverband darauf geeinigt hätte, den Vertrag über podologische Blankoverordnungen bis Mai 2022 abzuschließen. So sehr es zu begrüßen ist, dass es voran geht, so erstaunlich ist es gleichzeitig, das GKV-Spitzenverband und Podologen-Verbände ein Vorgehen vereinbaren, das es laut Gesetzestext gar nicht gibt. Trotzdem ist es sinnvoll und gut, dass die Podologischen Praxen jetzt wissen, woran Sie sind.

18 Prozent weniger Behandlungen in 2020

Die GKV-Heilmittel-Schnellinformationen (GKV-HIS) für das Jahr 2020 sind jetzt endlich veröffentlicht worden und zeigen sehr deutlich zwei wenig überraschende Punkte: Freuen können sich alle Heilmittelerbringer über die Auswirkung der bundeseinheitlichen Preise. Trotz Corona erzielte die Branchen mit der GKV einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 5,5 Prozent.

Da schmerzt es dann weniger, wenn die GKV-HIS Zahlen einen Rückgang der verordneten und abgerechneten Behandlungseinheiten von immerhin 18 Prozent ausweisen. Corona hinterlässt hier sehr deutliche Spuren. Was nicht in den GKV-HIS Zahlen enthalten ist, ist die Sonderzahlung des Heilmittel-Rettungsschirms. Nach Angaben des GKV-Spitzenverbands wurden dafür noch einmal rund 814 Millionen Euro an die Heilmittelpraxen ausgezahlt. Damit zahlte die GKV im Corona-Jahr 2020 fast 10 Milliarden Euro an die zugelassenen Heilmittelerbringer.

Erstes Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte

Wenn Sie auch der Meinung sind, dass die Rezeptionsfachkräfte ein sehr wichtiger Bestandteil Ihrer Praxis sind, dann sollten Sie jetzt die Gelegenheit nutzen, sie zum ersten buchner Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte anzumelden. Das Praxisforum findet am 18. November ganztägig online statt und liefert praktische Unterstützung und aktuelle Updates für ihr Verwaltungsteam. Sichern Sie ihren Kolleginnen und Kollegen gleich einen Platz: https://https//www.buchner.de/service/veranstaltungen/praxisforum-rezeptionskraefte-info/anmeldung/

In der nächsten Woche bin ich seit langer Zeit mal wieder auf Vorort-Seminaren in Hamburg und Berlin unterwegs. Keine Ahnung, wie sich das anfühlen wird. Vielleicht sehen wir uns dort – oder bei der Therapie Hamburg, die am kommenden Wochenende (22./23.10.2021) stattfindet.

Bis dahin wünsche ich Ihnen schöne Herbsttage.

Ihr

Ralf Buchner

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