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Kommentar

Endlich auf Augenhöhe – das ist leider keine reine Freude

Wir starten heute mit einer richtig guten Nachricht: Physiotherapiepraxen bekommen genauso viel Geld, wie die Ärzte! Wirklich? Naja, natürlich nur eingeschränkt. Es geht nur um die Kosten für die Telematikinfrastruktur (TI) – um die Kosten, die für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur und den laufenden Betrieb entstehen. In der Anfang Februar abgeschlossenen Vereinbarung zwischen Physiotherapeuten und dem GKV-Spitzenverband ist festgelegt, dass Physiotherapiepraxen den gleichen Anspruch auf Kostenerstattung haben, wie niedergelassene Ärzte. Das ist endlich mal eine Entscheidung auf Augenhöhe mit den Ärzten, oder?
© iStock: kali9

Blöd ist nur, dass diese Augenhöhe auch für die Bereich Geduld und Leidensfähigkeit gilt. Denn die meisten Ärzte sind nicht wirklich begeistert von der TI. Vor zwei Wochen berichtete die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) von einer Umfrage unter Ärzten: „Darin zeigten sich die Befragten sehr ernüchtert von den bisher eingeführten digitalen Anwendungen, obwohl sie der Digitalisierung durchaus offen gegenüberstehen.“ Der Grund: Fehleranfälligkeit der TI, ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis und eine fehlende Nutzerfreundlichkeit. Man muss kein Prophet sein, um mit großer Sicherheit vorhersagen zu können, dass selbst digitalaffine Physiotherapiepraxen identische Probleme erleben werden. Vielleicht lässt man das mit der Augenhöhe einfach noch mal sacken…

Aktuell braucht sich aber erst einmal niemand mit dem Thema zu befassen, denn die Voraussetzungen für die Teilnahme der Physiotherapeuten an der TI sind sowieso noch nicht gegeben. Zum einen werden die zwingend notwendigen Praxisausweise (SMC-B) zur Registrierung und Anmeldung an die TI immer noch nur im Modellbetrieb ausgegeben. Und zum anderen sind die für Physiotherapeuten nutzbaren Dienste rar. Und, beim zentralen Nutzen der TI, der Digitalisierung der schriftlichen Kommunikation, klappt das nach Angaben der KBV nur bei einem Viertel aller Arztpraxen.

Auch wenn es den einen oder anderen physiotherapeutischen Praxisinhaber vermutlich in den Fingern juckt, so bald wie möglich die Kostenerstattung der GKV abzurufen, sollte man sich also genau überlegen, ob man wirklich ganz früh in die TI einsteigen will. Vermutlich ist es betriebswirtschaftlich, technisch und nicht zuletzt persönlich eine gute Idee, die Entwicklung der TI bei den Ärzten 2022 mal genauer zu beobachten und dann über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Zeit genug dafür haben Sie auf jeden Fall, denn die verpflichtende Anbindung an die TI ist für den Heilmittelbereich erst für 2026 vorgesehen. Und wer gerade verfolgt, wie die Politik mit Stichdaten zur Umsetzung von Gesetzen umgeht, fragt sich vermutlich ob selbst der verbindliche Start in 2026 nicht zu ambitioniert ist.

Und wie sollte es anderes sein? Auch diese Woche dürfen Corona-News nicht fehlen. Künftig soll es bei roten Meldungen in der Corona-Warn-App nicht mehr sofort einen kostenfreien PCR-Test geben. Das gilt auch für Risikopatienten und Personen, die in medizinischen Einrichtungen und in der Pflege arbeiten. Zunächst soll immer ein Antigentest in einem Testzentrum durchgeführt werden. Besonders gefährdete Gruppen sollen laut STIKO jetzt eine vierte Corona-Schutzimpfung erhalten. Das sind Personen über 70 Jahre, Menschen mit einer Immunschwäche und Personal, das in medizinischen Einrichtungen arbeitet.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Therapie Leipzig soll, wie geplant, vom 24. bis 26. März 2022 auf jeden Fall stattfinden. Wie sieht es denn bei Ihnen aus? Haben Sie Lust zur Therapie Leipzig zu fahren? Wenn ja, dann lassen Sie sich von uns einen Eintrittsgutschein schicken. Sie möchten nicht zu Messe kommen? Können Sie mir schreiben, warum nicht? Darüber würde ich mich freuen.

Herzliche Grüße von der wolkenverhangenen Kieler Förde sendet Ihnen

Ihr

Ralf Buchner

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