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Modernisierung der Telematikinfrastruktur

Einbindung der Heilmittelerbringer wird deutlich einfacher
Heilmittelerbringern werden die Anlaufschwierigkeiten, die Ärzte mit der Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) hatten, wahrscheinlich erspart bleiben. Die Gesellschafter der Gematik haben die Modernisierung der TI (TI 2.0) beschlossen und damit z. B. das Ende der teuren Konnektoren besiegelt. Gerade rechtzeitig, bevor sich die ersten Heilmittelerbringer damit hätten ausrüsten können.
© iStock: ipopba

Damit Daten zwischen verschiedenen medizinischen Versorgungspartnern, z. B. Therapeut und Arzt, sicher verschickt werden können, gibt es die Telematikinfrastruktur. Das ist ein sicheres Gesundheitsnetz, das von der Gematik im Auftrag des Gesetzgebers vorangetrieben wird. Zwei Hauptaufgaben hat die TI. Zum einen muss sichergestellt werden, dass ein Empfänger, der Daten wie etwa einen elektronischen Therapiebericht via E-Mail erhält, auch wirklich der ist, der er behauptet zu sein und umgekehrt (Authentifizierung). Zum anderen muss die Verschlüsselung zwischen den beiden Kommunikationspartnern reibungslos und sicher funktionieren.

Hürden für Heilmittelerbringer

Bislang können Heilmittelerbringer nicht an der Telematikinfrastruktur teilnehmen, weil sie sich z. B. nicht authentifizieren können. Denn innerhalb der TI erfolgt die Authentifizierung noch über Smartcards wie den elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) und die Praxis- und Institutionsausweise (SMC-B). Das gibt es für Heilmittelerbringer frühestens ab Januar 2022, wenn nichts dazwischenkommt. Außerdem müssen Heilmittelerbringer, die sich an der TI beteiligen wollen, die nötige Hardware (z. B. Konnektoren) vorhalten, um die Sicherheit der Kommunikation zu gewährleisten. Und diese Hardware kann man nicht einfach im Laden kaufen. Man muss besonders zertifizierte Hardware nutzen, die dazu noch von Spezialfirmen installiert werden muss. Das kostet je Praxis vermutlich mindestens einige tausend Euro Anschaffungskosten, zzgl. monatlicher Wartungsgebühren von möglicherweise 80 Euro.

Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass die Krankenkassen diese Kosten übernehmen müssen. Dazu sollen der GKV-Spitzenverband und die Physiotherapeuten eigentlich bis zum 1. Januar 2022 einen Vertrag abgeschlossen haben. Etwa drei Monate später könnten Physiotherapeuten sich dann freiwillig auf Kosten der GKV der TI anschließen. Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen müssen noch bis 1. Januar 2024 auf eine Vereinbarung über die Kostenerstattung warten. Eine Pflicht zur Anbindung an die TI gilt dann für alle Heilmittelerbringer ab dem 1. Juli 2026 . Ab diesem Zeitpunkt sind dann auch die Heilmittelverordnungen digital.

Software statt teurer Hardware

Die Pläne der Gematik für die Weiterentwicklung der TI sehen nun vor, dass bis Ende 2025 die teure Hardware (Konnektoren) abgeschafft und durch Software ersetzt werden soll. Und bis zu diesem Zeitpunkt sollen auch die elektronischen Heilberufsausweise als alleiniges Authentifizierungsmittel für Leistungserbringer durch eine elektronische Identität (eID) ersetzt werden. Dann bräuchte man auch keine besonderen Kartenlesegeräte mehr.

Ärzte und Krankenkassen sind sauer, denn allein die Konnektoren in den Arztpraxen haben bislang Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro verursacht. Ganz abgesehen von der Zusatzarbeit in den Praxen, die bei Einführung der TI jeweils verursacht worden ist. Diese Schmerzen könnten Heilmittelerbringer sich vernünftigerweise einfach ersparen. Denn wer noch auf die Anbindung an die TI verzichten kann, wartet einfach auf 2026 und schaut, was dann so läuft in der digitalen deutschen Gesundheitswelt.

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Kerstin Rumler-Hubert
15.10.2021 10:36

na dann warten wir mal. Sehr informativ Ihr Bericht. Herzlichen… Weiterlesen »

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