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Kommentar

Allmachtfantasie des GKV-Spitzenverband

81 Tage sind vergangen, seit die Schiedsstelle am 8. März ihren Schiedsspruch zum Physiotherapeuten-Rahmenvertrag den Vertragspartnern zugestellt hat. Seitdem gilt ein neuer bundeseinheitlicher Rahmenvertrag der gem. § 125 Abs. 1, Satz 5, der vom GKV-Spitzenverband zu veröffentlichen ist. Das ist bis heute nicht passiert.
© iStock: Deagreez


Jetzt macht der GKV-Spitzenverband einfach so weiter: Der neueste Fragen-Antworten-Katalog (FAK) Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie ist diese Woche veröffentlicht worden. Darin finden sich Formulierungen, die die Allmachtfantasien des GKV-Spitzenverbands deutlich dokumentieren. Mein Lieblingsbeispiel: Auf die vom GKV-Spitzenverband selbst formulierte Frage, ob dem vertraglich vorgeschrieben Therapiebericht (Anhang A zu Anlage 1) freiwillig zusätzlich noch ein Bericht (wie er bis zum 15. März 2021 üblich war) beigefügt werden dürfe, erfolgt die Antwort der GKV: „Nein“. Nun kann jeder, der des Lesens mächtig ist, in der Heilmittel-Richtlinie nachlesen, dass es eine Kooperationspflicht zwischen Therapeuten und Ärzten gibt, die der GKV-Spitzverband mit seinem FAK einfach aushebelt. Ich erspare Ihnen weitere Beispiele von absurden, einseitigen und teilweise in Bezug auf HeilM-Richtlinie und Gesetzen gegenläufigen Festlegungen durch den GKV-Spitzenverband. Man fragt sich, wer diesem Treiben endlich einmal einen Riegel vorschiebt. Wann begehren die Verbände gegen so viel einseitiges, unabgestimmtes und gesetzwidriges Verhalten auf? Wenn öffentlich-rechtliche Einrichtungen unkontrolliert machen, was sie wollen, dann sorgt das nicht dafür, dass die beteiligten Bürger vertrauen in demokratische Verfahren entwickeln.

Wie Sie sehen: Wir versuchen mit der up auf Missstände in der Heilmittelbranche aufmerksam zu machen, geben Tipps für einen reibungslosen Praxisablauf und möchten, dass Sie sich in unserem Magazin wiederfinden. Daher wollen wir es machen, wie große Unternehmen: Wir planen einen Leserbeirat für die up. Per Definition ist ein Beirat vor allem beratend tätig, gibt Empfehlungen und unterstützt bei Entscheidungen.

Dafür suchen wir 30 engagierte up-Abonnenten, die Lust und Zeit haben, sich regelmäßig mit unserer Redaktion und dem up-Herausgeberboard auszutauschen, Anregungen zu geben, Kritik zu üben und frischen Wind in unser Magazin zu bringen. Konkret bedeutet das, dass unser Leserbeirat einmal im Monat die up anhand eines Fragebogens kritisch bewertet und uns einmal im Quartal bei virtuellen oder persönlichen Treffen neue Impulse gibt. Wenn Sie nun denken „Das ist was für mich!“, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an redaktion@up-aktuell.de.

Dass wir sehr aufmerksame und engagierte Leser haben, zeigt Renate Kaiser, Physiotherapeutin aus Tübingen. Sie hat unseren Themenschwerpunkt zur Preisfindung in der Mai-Ausgabe gelesen und uns geschrieben, dass das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vor einiger Zeit eine „wissenschaftliche Kommission für ein modernes Vergütungssystem“ (KOMV) eingesetzt hat. Diese soll die Honorare der Ärzte realistischer gestalten. Renate Kaiser machte uns darauf aufmerksam, dass die Kommission auch ein Gutachten zur Preisbildung im deutschen Gesundheitssystem erstellt hat. Der Fokus liegt dabei zwar auf den GKV- und PKV-Honoraren von Ärzten. Die Erkenntnisse lassen sich aber auch auf die Heilmittelbranche übertragen.

Mit diesen ganzen Anregungen für mehr Engagement wünsche ich Ihnen nun ein schönes Wochenende. Man mag es kaum glauben, aber hier im Norden soll sich so langsam der Sommer ankündigen. Nutzen wir die freien Tage doch zur Erholung. Nächste Woche warten bestimmt schon wieder neue spannende Themen auf uns – wie eine neue Folge unseres up_Nachrichten Webcasts am 2. Juni um 18 Uhr.

Ihr

Ralf Buchner

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GKV-Spitzenverband aktualisiert eigenmächtig Fragen-Antworten-Katalog Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie

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