up|unternehmen praxis

Schritt 1: Ist-Analyse und Ziele definieren

So schaffen Sie die Basis für Ihr weiteres Vorgehen
Wie gehen Sie vor, wenn Sie sich überlegen, was Sie abends essen möchten? Lassen Sie sich von Ihren Gelüsten leiten? Oder schauen Sie, was noch im Kühlschrank ist? Vielleicht entscheiden Sie auch erst im Supermarkt. Egal, wie Sie an das Thema herangehen, Fakt ist: Erst wenn Sie wissen, was es geben soll, können Sie die passenden Zutaten kaufen. Ähnlich verhält es sich bei der Lobbyarbeit. Sie müssen zuallererst wissen, welches Thema Sie angehen möchten, bevor Sie mit der Umsetzung starten können. Schritt 1 ist also, die Ist-Situation zu analysieren und darauf aufbauend Ihre politischen Ziele zu definieren.
© gremlin

1. Stand der Dinge erfassen

  • Überlegen Sie sich als erstes, welches Oberthema Sie mit der Lobbyarbeit angehen möchten – etwa Vergütung oder Ausbildungsreform.
  • Starten Sie dann damit, alle relevanten Informationen zu dem Thema zu sammeln. Wurde es bereits politisch aufgegriffen? Gibt es vielleicht schon passende Fraktionspapiere, Parteibeschlüsse oder sogar Koalitionsbeschlüsse? Oder haben sich andere Experten dazu zu Wort gemeldet?
  • Schauen Sie auch, ob Verbände oder Organisationen zu dem Thema bereits Lobbyarbeit betrieben haben oder betreiben.
  • Wichtig ist auch herauszufinden, welche Akteure dabei eine Rolle spielen. Wer davon vertritt welche Meinung? Wer ist pro, wer contra?

2. Politische Ziele definieren

Nehmen Sie die von Ihnen gesammelten Informationen nun als Basis, um Ihr allgemeines Oberziel zu definieren. Oft gehen damit mehrere Unterziele einher. Definieren Sie auch diese. Da alle weiteren Schritte darauf aufbauen, lohnt es sich, hier gewissenhaft zu sein und sich die nötige Zeit dafür zu nehmen. Mit klaren und konkret formulierten Zielen fällt es Ihnen zudem leichter, sich eindeutig gegenüber Vertretern aus der Politik, aber auch Kritikern zu positionieren.

Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei, sich Ihren Zielen bewusst zu werden:

  • Was ist der Anlass für Ihr Handeln? Was missfällt Ihnen? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
  • Was möchten Sie durch Ihr Handeln erreichen?
  • Was sind Ihre konkreten politischen Forderungen? Wichtig: Beschreiben Sie diese nicht nur vage, sondern belegen Sie sie mit Zahlen und Fakten. Wenn Sie sich für eine fairere Vergütung einsetzen, dann nennen Sie auch, wie hoch diese ausfallen muss und zeigen Sie auch auf, wo das Geld dafür herkommen soll.

 

Allgemeine Aspekte, die Sie bei der Zieldefinition im Hinterkopf haben sollten:

  • Gibt es bereits politische Anknüpfungspunkte zu Ihren Zielen? Wenn ja, welche?
  • Welchen Bezug zu aktuellen politisch relevanten Themen kann ich herstellen?

Tipp: Denken Sie bei der Definition Ihrer Ziele problem- und nicht zielorientiert. Sie haben die Lösung für etwas – Ihr Ziel – und schauen nun, welche Probleme die Lösung erschweren. Damit Sie die Ergebnisse Ihres Ziels später zudem besser analysieren können, formulieren Sie sie entsprechend der SMART-Formel: spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert.

Transparenz als wichtigster Faktor ethischer Lobbyarbeit

Das Ziel von Lobbyarbeit ist, die Anliegen von zumeist Interessengruppen möglichst umfassend gegenüber der Politik durchzusetzen. Für einen demokratischen und am Gemeinwohl orientierten Interessenaustausch ist es wichtig, dass all jene, die etwas zu sagen haben, auch gefragt bzw. gehört werden.

Einer der wichtigsten Grundsätze ethischer Lobbyarbeit ist Transparenz – und zwar auf allen Ebenen. Diese wirkt sich wiederum auf die Glaubwürdigkeit aus. Hält man sich nicht daran, kann Lobbyarbeit von anderen schnell als etwas Negatives gesehen werden.

Wie Sie sich die Lobbyarbeit erleichtern

  1. Eignen Sie sich nicht nur Wissen zu Ihrem Thema an, sondern auch über aktuelle politische Entwicklungen und Diskussionen.
  2. Gleiches gilt für Hintergrundwissen, wie politische Entscheidungen überhaupt herbeigeführt werden.
  3. Ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten erleichtert Ihnen die Lobbyarbeit enorm – denn diese lebt vom Austausch. Arbeiten Sie daran, wenn Sie sonst eher der ruhigere Typ sind.
  4. In der Lobbyarbeit kommen Sie mit den unterschiedlichsten Charakteren in Kontakt. Seien Sie offen für jeden und für jede Meinung – auch wenn Sie auf persönlicher Ebene nicht auf der gleichen Wellenlänge sind.
  5. Seien Sie sich nicht zu schade zum Klinken putzen und beweisen Sie Durchhaltevermögen. Wer Lobbyarbeit betreiben möchte, sollte stets bereit sein, die besprochenen Themen hartnäckig zu verfolgen.

Wie möchte ich kommunizieren?

Um überzeugend aufzutreten, reichen wasserfeste Fakten und eine gut ausgearbeitete Strategie nicht aus. Wichtig sind auch die Art und Weise, wie wir unsere Forderungen kommunizieren. Fragen Sie sich daher: Wie soll mein Kommunikationsstil aussehen? Eher proaktiv oder ermutigend?

Ein wichtiger Faktor, der in diese Entscheidung mit einfließen sollte, ist Ihre Persönlichkeit. Denn je authentischer Sie Ihre Forderungen nach außen tragen, desto glaubwürdiger wirken Sie. Ein provokativer Kommunikationsstil kann helfen, sich schnell Gehör zu verschaffen. Genauso müssen Sie sich aber auch bewusst sein, dass nicht jedem der offensive, herausfordernde Umgang schmecken wird und sie vielleicht auch harschen Gegenwind erfahren werden. Mit dem ermutigenden Stil verfolgen Sie die Strategie, die Menschen durch das immer wieder bewusste Hervorheben der Vorteile von sich und Ihren Forderungen zu überzeugen.

Wichtig: Wenden Sie den Kommunikationsstil konsequent an, um glaubwürdig zu wirken.

Diese Artikel gehören zum Schwerpunkt Lobbyarbeit:

Themenschwerpunkt 12.2020: Lobbyarbeit

„Ich weiß, was mir missfällt, aber noch nicht, wie ich es ändern kann“ – Interview mit der Sprachtherapeutin Charlott Neuhaus

„Wenn ich das höre, dann leuchten die Augen des Lobbyisten“ – Interview mit Lars Labryga

Schritt 2: Entscheider ausfindig machen

Schritt 3: Umsetzung Ihrer Pläne

Schritt 4: Arbeit analysieren

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Sie meinen. Schreiben Sie einen Kommentar.x