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Logopädin

Anja Engel arbeitet in zwei therapeutischen Berufen
Eher ungewöhnlich, aber für den Behandlungserfolg bestimmter Erkrankungen und Beschwerden sehr von Vorteil, ist mein zweiter Beruf als Logopädin. Die Kombination aus zwei therapeutischen Berufen, der Physiotherapie und der Logopädie, eröffnet völlig neue Perspektiven und Behandlungsansätze. Sie ist mein Favorit, den ich nicht mehr missen möchte.

Seit 27 Jahren bin ich Physiotherapeutin. Als sich mir die Gelegenheit bot, auch noch Logopädin zu werden, wurde mir während der Ausbildung bewusst, welches Potenzial dahintersteckt. Die Möglichkeiten durch die Kombination beider Berufe sind tatsächlich immens. Beispielhaft ist die Behandlung von neurologischen Patienten nach Schlaganfall mit einer Hemiplegie, Aphasie und/oder Dysphagie.

Wie kommt Ihre Kombination der Berufe zum Einsatz?

In der Regel wird ein Patient mit einer Hemiplegie und/oder einer Aphasie bzw. Dysphagie von einem Physiotherapeuten und einem Logopäden in zwei unterschiedlichen Therapieeinheiten behandelt. In Krankenhäusern und anderen stationären Einrichtungen passiert es häufig, dass ein Patient beispielsweise am frühen Morgen Physiotherapie und erst am späten Nachmittag Logopädie erhält.

Die interdisziplinäre Arbeit findet dementsprechend leider oft wenig bis gar nicht statt. Dabei wäre es wünschenswert, dass sich Physiotherapeuten und Logopäden absprechen. Zur Vorbereitung der logopädischen Therapie könnte die physiotherapeutische Behandlung vorgeschaltet werden, um eine eventuelle Spastik zu lösen. Der Patient kann dann ergonomisch und entspannt am Tisch sitzen und die anschließende logopädische Therapie in einer gut gelagerten Position bewältigen.

Ähnlich ist es mit der Versorgung in den ambulanten Praxen. Sofern es in der Nähe des Patienten keine interdisziplinäre Praxis gibt, ist er gezwungen, zwei Termine in verschiedenen Therapieeinrichtungen zu vereinbaren. In meinem Fall profitieren die Patienten und ich von der Möglichkeit, die physiotherapeutische und logopädische Behandlung an einem Ort und mit wenig Zeitaufwand zu verbinden. Ein weiterer Aspekt sind die sehr individuellen Behandlungsmöglichkeiten jedes Einzelnen durch die Kombination von physiotherapeutischen und logopädischen Maßnahmen. Ein Beispiel hierfür ist ein laryngektomierter Patient mit gleichzeitiger Lymphabflussstörung. Zuerst erfolgt die lymphologische Behandlung mittels Lymphdrainage. Direkt im Anschluss führe ich die logopädischen Übungen zur Ösophagusersatzstimme oder elektronischen Sprechhilfe durch.

Wie gelingt Ihnen die Umsetzung der Interdisziplinarität?

Als Therapeut muss man sich in der Therapie schnell auf die jeweilige Behandlungssituation, das Leistungsniveau des Patienten und die zwischenmenschliche Ebene einstellen. Das gelingt Berufsanfängern nicht immer (auf Anhieb), wird aber mit zunehmender Berufserfahrung adäquater und routinierter. Meine langjährige Berufserfahrung hilft mir, aus beiden Therapiebereichen schnell Zusammenhänge zu erfassen, individuelle Behandlungsabläufe zusammen zu stellen und die körperliche Nähe zuzulassen, die dem Patienten den gewünschten Erfolg bringt.

Natürlich kommt es nicht für jeden infrage, zwei therapeutische Berufe zu erlernen. Allgemein würde ich es jedoch begrüßen, wenn es Zusammenschlüsse von Therapieberufen in den Praxen gäbe, die dann das Wohl und die Genesung des Patienten ganzheitlich und gemeinsam zum Ziel hätten.

Anja Engel | Physiotherapeutin, Logopädin & Inhaberin von Physiotherapie und Logopädie in Germendorf, Oranienburg

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