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Zuhören statt belehren

7 Tipps zum Umgang mit Verschwörungstheorien
Das Coronavirus gibt es gar nicht, Bill Gates schleust durch die Impfung Mikrochips in unseren Körper, um uns zu kontrollieren, und über Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen lassen Helikopter flüssigen Impfstoff auf die Teilnehmer regnen. Es gibt unzählige Verschwörungstheorien, die sich rund um das Coronavirus und die Impfung dagegen ranken. Wir haben Tipps zusammengestellt, wie Sie in der Praxis damit umgehen können.
© 4FR

Jeder darf glauben, was er möchte, solange andere dabei nicht zu Schaden kommen. Doch wenn Verschwörungstheorien durch die Praxis wabern, für Konflikte sorgen und dazu führen, dass sich Mitarbeiter nicht an gesetzliche Maßnahmen halten, haben Praxisinhaber ein ernsthaftes Problem. Durch die Einführung der Impfpflicht für Praxismitarbeiter hat das Thema nun zusätzlich an Brisanz gewonnen. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie als Praxisinhaber reagieren können.

1. Einzelgespräch suchen

Wenn Mitarbeiter im Team oder in einem gemeinsamen Chat Verschwörungstheorien verbreiten, ist das nicht der passende Rahmen, darauf zu reagieren. Argumentieren Sie in der Gruppe gegen eine Person, wird sich diese nur noch mehr auf ihren Standpunkt zurückziehen. Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen.

2. Den passenden Gesprächsrahmen finden

Überlegen Sie sich, wann und wo Sie mit dem Mitarbeiter sprechen möchten und wie viel Zeit Sie dem Gespräch einräumen. Überlegen Sie auch, welches Ziel Sie verfolgen.

3. Zu Verschwörungstheorien informieren

Informieren Sie sich zum Thema Verschwörungstheorien. Manchmal werden dafür auch die Begriffe Verschwörungsmythen oder -erzählungen verwendet. Wenn Sie verstehen, welche Funktion diese für den Einzelnen erfüllen und wie sie funktionieren, können Sie anders auf Ihren Mitarbeiter eingehen.

Tipp: Hier finden Sie eine Dokumentation (Video), das die Landeszentrale für politische Bildung NRW zum Thema Verschwörungsmythen produziert hat. Informationen rund um die gängigen Corona-Mythen gibt es hier.

4. Einfühlungsvermögen zeigen

Wenn Sie das Gespräch mit einem Mitarbeiter suchen, der Verschwörungstheorien vertritt, gehen Sie nicht auf Konfrontationskurs, sondern gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein. Da gerade Menschen, die unsicher oder ängstlich sind, eher an Verschwörungstheorien glauben, ist es wichtig, dass Sie ihnen auf Augenhöhe begegnen und ihnen nicht das Gefühl geben, auf sie herabzuschauen.

5. Zurückhaltend mit Fakten und Informationen umgehen

Verschwörungstheorien mit Daten und Fakten widerlegen zu wollen, ist schwierig. Das liegt zum einen daran, dass es bei Verschwörungstheorien oft weniger um Fakten geht, als darum, einen Ausweg aus der eigenen Hilflosigkeit zu finden. Dennoch können Sie Informationsmaterial und -quellen anbieten. Vielleicht entschließt sich der Mitarbeiter doch, seine Überzeugungen zu hinterfragen.

6. Fragen stellen

Signalisieren Sie dem Mitarbeiter, dass Sie bereits sind, auf ihn zuzugehen, ihn ernst zu nehmen und seine Sorgen zu verstehen. Er wird viel offener mit ihnen kommunizieren, wenn er nicht das Gefühl hat, dass sie ihn nur belehren möchten. Außerdem reflektiert ihr Mitarbeiter die eigenen Vorstellungen eher, wenn er sie ihnen erklärt.

7. Hilfe holen

Wenn Sie selbst nicht weiterkommen, holen Sie sich Unterstützung. Es gibt Beratungsstellen, die beim Umgang mit Verschwörungstheorien Hilfe und Beratung anbieten, z. B. veritas (https://veritas-beratung.de) und Gegenverschwörung Hamburg (https://gegenverschwoerung.hamburg).

Mit Informationen gegen die Unsicherheit

Hier finden Sie verlässliche Quellen rund um die Corona-Impfung

Wenn sich Mitarbeiter nicht impfen lassen möchten, müssen sie nicht gleich Anhänger einer Verschwörungstheorie sein. Vielleicht fühlen Sie sich einfach unsicher. Ihnen fehlen Informationen und sie fühlen sich von den Aufrufen zum Impfen und nun von der Impfpflicht überrumpelt. In diesen Fällen können Sie ebenfalls das Gespräch suchen und Mitarbeitern verlässliche Informationsquellen anbieten.

  • Bundesministerium für Gesundheit (BMG):
    • Fragen zu Impfmythen und Verschwörungstheorien:

zusammengegencorona.de

https://www.zusammengegencorona.de/impfen/basiswissen-zum-impfen/impfmythen/

Diese Artikel gehören zum Schwerpunkt Impfen:

Themenschwerpunkt 1.2022: Impfen

Corona-Impflicht: Das müssen Praxisinhaber jetzt tun

Testpflicht für Praxismitarbeiter: Nur noch zwei Tests pro Woche für Geimpfte und Genesene

Corona: Testnachweiskontrolle datenschutzkonform dokumentieren

„Ich kann mich über die Impfpflicht aufregen, aber ich kann die gesetzliche Grundlage nicht ändern“ – Interview mit Dr. Handrock und Uwe Harste

„Wenn die Impfpflicht kommt, entgehen mir monatlich 30.000 Euro Umsatz“ – Interview Regina Bodynek, Ergotherapeutin

„Wir müssen Mitarbeiter entlassen, die keinen Masernschutz vorweisen können“ – Interview Melanie Kopko, Kita-Leitung 

Gesetz und Wirklichkeit: Wie und wann wird das Gesundheitsamt die Umsetzung der Impfpflicht prüfen?

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