Zuhören statt belehren
Jeder darf glauben, was er möchte, solange andere dabei nicht zu Schaden kommen. Doch wenn Verschwörungstheorien durch die Praxis wabern, für Konflikte sorgen und dazu führen, dass sich Mitarbeiter nicht an gesetzliche Maßnahmen halten, haben Praxisinhaber ein ernsthaftes Problem. Durch die Einführung der Impfpflicht für Praxismitarbeiter hat das Thema nun zusätzlich an Brisanz gewonnen. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie als Praxisinhaber reagieren können.
1. Einzelgespräch suchen
Wenn Mitarbeiter im Team oder in einem gemeinsamen Chat Verschwörungstheorien verbreiten, ist das nicht der passende Rahmen, darauf zu reagieren. Argumentieren Sie in der Gruppe gegen eine Person, wird sich diese nur noch mehr auf ihren Standpunkt zurückziehen. Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen.
2. Den passenden Gesprächsrahmen finden
Überlegen Sie sich, wann und wo Sie mit dem Mitarbeiter sprechen möchten und wie viel Zeit Sie dem Gespräch einräumen. Überlegen Sie auch, welches Ziel Sie verfolgen.
3. Zu Verschwörungstheorien informieren
Informieren Sie sich zum Thema Verschwörungstheorien. Manchmal werden dafür auch die Begriffe Verschwörungsmythen oder -erzählungen verwendet. Wenn Sie verstehen, welche Funktion diese für den Einzelnen erfüllen und wie sie funktionieren, können Sie anders auf Ihren Mitarbeiter eingehen.
Tipp: Hier finden Sie eine Dokumentation (Video), das die Landeszentrale für politische Bildung NRW zum Thema Verschwörungsmythen produziert hat. Informationen rund um die gängigen Corona-Mythen gibt es hier.
4. Einfühlungsvermögen zeigen
Wenn Sie das Gespräch mit einem Mitarbeiter suchen, der Verschwörungstheorien vertritt, gehen Sie nicht auf Konfrontationskurs, sondern gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein. Da gerade Menschen, die unsicher oder ängstlich sind, eher an Verschwörungstheorien glauben, ist es wichtig, dass Sie ihnen auf Augenhöhe begegnen und ihnen nicht das Gefühl geben, auf sie herabzuschauen.
5. Zurückhaltend mit Fakten und Informationen umgehen
Verschwörungstheorien mit Daten und Fakten widerlegen zu wollen, ist schwierig. Das liegt zum einen daran, dass es bei Verschwörungstheorien oft weniger um Fakten geht, als darum, einen Ausweg aus der eigenen Hilflosigkeit zu finden. Dennoch können Sie Informationsmaterial und -quellen anbieten. Vielleicht entschließt sich der Mitarbeiter doch, seine Überzeugungen zu hinterfragen.
6. Fragen stellen
Signalisieren Sie dem Mitarbeiter, dass Sie bereits sind, auf ihn zuzugehen, ihn ernst zu nehmen und seine Sorgen zu verstehen. Er wird viel offener mit ihnen kommunizieren, wenn er nicht das Gefühl hat, dass sie ihn nur belehren möchten. Außerdem reflektiert ihr Mitarbeiter die eigenen Vorstellungen eher, wenn er sie ihnen erklärt.
7. Hilfe holen
Wenn Sie selbst nicht weiterkommen, holen Sie sich Unterstützung. Es gibt Beratungsstellen, die beim Umgang mit Verschwörungstheorien Hilfe und Beratung anbieten, z. B. veritas (https://veritas-beratung.de) und Gegenverschwörung Hamburg (https://gegenverschwoerung.hamburg).
Mit Informationen gegen die UnsicherheitHier finden Sie verlässliche Quellen rund um die Corona-ImpfungWenn sich Mitarbeiter nicht impfen lassen möchten, müssen sie nicht gleich Anhänger einer Verschwörungstheorie sein. Vielleicht fühlen Sie sich einfach unsicher. Ihnen fehlen Informationen und sie fühlen sich von den Aufrufen zum Impfen und nun von der Impfpflicht überrumpelt. In diesen Fällen können Sie ebenfalls das Gespräch suchen und Mitarbeitern verlässliche Informationsquellen anbieten.
https://www.zusammengegencorona.de/impfen/basiswissen-zum-impfen/impfmythen/
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