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Interview | Maria und Julian

„Ich würde Berufseinsteiger viel mehr an die Hand nehmen. Das reduziert die Fluktuation“

Junge Therapeuten erwarten Mitarbeiterführung und eine gute Einarbeitung
Nach der Ausbildung oder dem Studium geht es für viele junge Physiotherapeuten direkt an die Behandlungsliege. Aber wie sieht es in den Therapiepraxen mit der Einarbeitung aus? Was ist gut und was sollten Praxisinhaber konkret unternehmen, damit Berufseinsteiger gerne in der Praxis arbeiten und auch langfristig bleiben? Maria Harms und Julian Poltrock studieren Physiotherapie und arbeiten seit einem halben Jahr als Werkstudenten in Praxen. Sie teilen ihre Erfahrungen.
© hobo

Wie sah bei euch die Einarbeitung aus?

Julian: Mein Terminplan war am Anfang noch nicht so voll. Dadurch hatte ich immer Lücken, sodass ich bestimmte Fälle oder Situationen mit meinem Chef oder anderen Mitarbeitern nachbesprechen konnte. Ich habe so direkt eine Rückmeldung bekommen.

Maria: Bei mir war es ähnlich. In den ersten zwei bis drei Wochen hatte ich am Tag maximal fünf Patienten. Ich habe dann auch Rücksprache mit dem Team gehalten und auch selbst nochmal recherchiert. Außerdem hatte ich die Zeit, mir auch an der Rezeption anzuschauen, wie die Dokumentation funktioniert. Hier fehlt uns das Wissen, da dies nicht Teil der Ausbildung ist.

Und was lief nicht so gut? Was hättet ihr euch gewünscht?

Julian: Was ich sehr schwierig fand, war, die 20-Minuten-Taktung einzuhalten. Das haben wir weder in der Ausbildung gelernt noch im Studium noch mal aufgegriffen. Und dann sind die 20 Minuten rum, man hat noch nicht dokumentiert und muss diese Sachen dann nach der Arbeitszeit nachholen. Ich habe mich in der ersten Woche zuhause hingesetzt und einen Plan entwickelt, mir eine Struktur erarbeitet. Für Berufseinsteiger wäre eine Taktung von 30 oder 40 Minuten am Anfang gut, um sich in den ersten Wochen einzufinden.

Maria: Ich bin damals mit einer 25-Minuten-Taktung gestartet. Das kam mir zugute. Jetzt arbeite ich mit 20 Minuten. Für mich wäre auch das Mitlaufen oder ein Leitfaden, wie andere Kollegen mit der Zeit umgehen, gut gewesen – gerade bei der ersten Therapie mit Befunderhebung, Anamnese u. s. w..

Habt ihr noch eine Empfehlung an Praxisinhaber, wie sie junge Mitarbeiter in der Praxis halten können?

Julian: Wichtig ist, dass wir ein Team sind, nicht nur einzelne Physiotherapeuten. Ich würde Berufseinsteiger viel mehr an die Hand nehmen und sie die erste Woche eng begleiten. Dann gibt es viel Austausch und Kommunikation, was wiederum dazu führt, dass sich Berufseinsteiger wohlfühlen und dann auch in der Praxis bleiben. So wird die Fluktuationsrate mit Sicherheit auch niedriger.

Maria und Julian, vielen Dank für das Gespräch.

[Das Gespräch mit Maria und Julian führte Ralf Buchner]

 

Das Thema Berufseinstieg und Einarbeitung werden wir auch in unserem Podcast up_Doppelbehandlung aufgreifen.

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