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Erfolgsgeheimnis: Familienfreundlich

Fachkräfte mit individuellen Lösungen an die Praxis binden
Fachkräftemangel ist eines der zentralen Probleme in der Heilmittelbranche. Viele Praxisinhaber suchen händeringend nach Therapeuten, doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Eine Alternative ist es dann, sich einmal die Situation der aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter anzuschauen. Bestimmt kennen auch Sie Therapeuten, die gern wieder in den Beruf einsteigen oder mehr arbeiten würden, wenn es sich mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren ließe.
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Ob Kinderbetreuung oder pflegebedürftige Angehörige: Manche Therapeuten würden gerne mehr arbeiten oder nach einer Auszeit früher wieder in den Beruf einsteigen. Allerdings lassen die Rahmenbedingungen dies oft nicht zu. Praxisinhaber können daran etwas ändern – zu beiderseitigem Nutzen. So kann das aussehen:

  • Hilfe und Unterstützung bieten

Herausforderung: Morgens kommt der Anruf, eine Mitarbeiterin braucht spontan einen Tag Urlaub. Die Oma, die eigentlich auf die Enkelin aufpassen sollte, ist krank und auf die Schnelle ist keine andere Kinderbetreuung zu finden. Das bedeutet natürlich auch in der Praxis Stress.

Lösung: Die Therapeutin bringt ihre Tochter mit zur Arbeit. Die Kleine ist alt genug, um sich alleine zu beschäftigen, aber noch nicht, um alleine zu Hause zu bleiben.

Vorteil für die Praxis: Die Praxisabläufe sind so weniger gestört als wenn die Mitarbeiterin plötzlich ganz zu Hause bleiben müsste. Gleichzeitig trägt eine solche Hilfe in der Not auch zur Mitarbeiterbindung und -motivation bei.

  • Arbeitszeiten flexibel gestalten

Herausforderung: Die Praxis öffnet um 8 Uhr. Von den Therapeuten erwartet der Chef, dass sie spätestens um 7.45 Uhr zur Arbeit antreten. Die Kita öffnet aber ebenfalls um 8 Uhr und liegt eine Viertelstunde vom Arbeitsplatz entfernt.

Lösung: Der Mitarbeiter fängt erst um 8.30 Uhr oder 9 Uhr an und holt die Zeit an einem Abend nach.

Vorteil für die Praxis: Sie erweitern damit Ihre Öffnungszeiten und bieten Ihren berufstätigen Patienten so einen besonderen Service.

  • Arbeitsvolumen anpassen

Herausforderung: Eine Mitarbeiterin hat nach der Elternzeit nur einen Halbtagsplatz für ihr Kind bekommen, obwohl sie eigentlich weiter Vollzeit als Therapeutin arbeiten wollte. Nicht nur Heilmittelerbringer werden verzweifelt gesucht, auch Kitaplätze sind vielerorts Mangelware. Da müssen Familien nehmen, was sie kriegen können.

Lösung: Die Therapeutin steigt nach der Elternzeit zunächst in Teilzeit wieder ein – so viele Stunden, wie sie eben kann. Sobald sie den gewünschten Ganztagesplatz erhält, stockt sie Stunden auf.

Vorteil für die Praxis: Sie sichern sich eine wertvolle Fachkraft. Schließlich ist es doch wichtiger, einen Mitarbeiter zu haben, der um 9 Uhr beginnt und 25 Stunden arbeitet, als eine Stelle gar nicht besetzen zu können.

  • Längere Pausen ermöglichen

Herausforderung: Der pflegebedürftige Vater kann sich nach dem Tod der Mutter nicht mehr allein versorgen. Er braucht zum Beispiel Hilfe beim Mittagessen.

Lösung: Eine längere Mittagspause ermöglicht es dem Sohn, zwischendurch kurz nach dem Rechten zu sehen und beim Essen zu helfen. Dafür fängt dieser Mitarbeiter früher an und bleibt am Abend länger. Denn dann kümmert sich die Schwester um den Vater.

Vorteil für die Praxis: Ein zufriedener Mitarbeiter, der sich auf seine Arbeit konzentrieren kann, weil er weiß, dass er auch seinen Teil zur Versorgung seines Vaters beiträgt. Das trägt zu seinem seelischen Wohlbefinden bei.

  • Meetings für alle Mitarbeiter planen

Herausforderung: Jeden Mittwoch um 16 Uhr ist das wöchentliche Team-Meeting. Das ist schon seit vielen Jahren so, bedeutet aber für einige Therapeuten in Teilzeit, dass sie daran nicht teilnehmen können oder immer einen Babysitter bzw. Betreuung für pflegebedürftige Eltern organisieren müssen.

Lösung: Sie legen die Besprechung auf einen Termin, zu dem alle Mitarbeiter in der Praxis sind bzw. ohne großen Aufwand in die Praxis kommen können. Suchen Sie gemeinsam ein passende Zeit aus.

Vorteil für die Praxis: Einen Termin zu finden, der für alle passt zeigt Wertschätzung und bindet die Therapeuten so auch an die Praxis. Außerdem verpasst niemand etwas oder sitzt gedanklich bereits im Auto.

So halten Sie Mitarbeiter in der Praxis

Schritt 1: Haben Sie ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Angestellten. Signalisieren Sie, dass Sie zugänglich für Vorschläge sind und die Therapeuten gerne damit auf Sie zukommen können.

Schritt 2: Sprechen Sie das Thema auch selbst offensiv an, wenn Sie erfahren, dass sich etwas im familiären Umfeld verändert hat.

Schritt 3: Halten Sie während der Elternzeit oder einer Auszeit aus sonstigen Gründen den Kontakt zu Ihren (ehemaligen) Mitarbeitern. So können Sie gemeinsam für die Zukunft planen.

Schritt 4: Laden Sie Mitarbeiter auch während der Eltern- oder Familienpflegezeit zu Feiern und anderen Veranstaltungen in der Praxis ein. So lässt sich ganz nebenbei die Lage ausloten und die Mitarbeiter haben die Chance, Ihnen zwanglos die momentane Situation und ihre weiteren Pläne zu schildern.

Machen Sie den Selbsttest

Sie möchten wissen, wie familienfreundlich Ihre Praxis ist? Dann können Sie auf www.erfolgsfaktor-familie.de den Check machen. Auf dieser Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finden Sie außerdem viele weitere Informationen und Anregungen zu diesem Thema.

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