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Parcours

Rieke Schröder schätzt den Parcours wegen seiner Wandelbarkeit und Flexibilität
Mein persönlicher Favorit ist der Parcours, weil keiner so aussieht wie der andere – außer bei Autisten. Ich kann für ihn alles benutzen, was ich in einem Behandlungsraum finden kann. Diese Wandelbarkeit und Flexibilität finde ich wunderbar. Außerdem lässt er sich auch bei einem Hausbesuch umsetzen.

Wie sieht ein Parcours aus?

Bei einem Parcours, beispielsweise im Rahmen der sensorischen Integration, geht es um tiefensensible Reize, die Körper- und Raum-Lage-Wahrnehmung. Bei einem jungen Schulkind verwende ich Materialien, wie z. B. einen Tunnel, Igelpads, eine Wippe, einen Kasten und eine Matte. Ich gebe sowohl Start- als auch Endpunkt vor. Das Kind darf sich dann den Parcours dazwischen nach seinen Vorstellungen zurechtrücken.

Beispiel: Die einzige Regel, die es dabei beachten muss: Du darfst den Fußboden außerhalb des Parcours nicht berühren. Der Start kann hierbei ein Reifen, der Endpunkt ein Rucksack oder eine Kiste an einer Sprossenwand sein, in dem/der sich Puzzleteile befinden. Je nachdem, wie lange es dauert, den Parcours zu bauen und ihn zu bezwingen, könnte ich die Anzahl der Puzzleteile, die das Kind bei jedem Mal nehmen darf und durch den Parcours bringen muss, variieren.

Andere Möglichkeiten wären z. B. das Balancieren über ein Seil oder der Einsatz einer sogenannten „Kindermangel“. Hierbei liegen zwei Rollen übereinander, durch die sich die Kinder hindurch „quetschen“ müssen.

Wie viel Zeit nimmt ein Parcours bei Ihnen in Anspruch?

Üblicherweise stehen uns 45 Minuten mit Begrüßung und Verabschiedung zur Verfügung. Der Parcours an sich dauert gut 30 Minuten plus Vor- und Nachbereitung.

Wie reagieren Ihre Klienten darauf?

Kinder lieben den Parcours. Das Ganze hat einen hohen Aufforderungscharakter. Sie dürfen alles herausräumen und machen dies mit großer Begeisterung, auch mit dem Wissen, dass es hinterher wieder weggeräumt werden muss. Sie dürfen Gegenstände zweckentfremden. Der festgesteckte Rahmen ist so groß, dass sie mit Freude und Spaß dabei sind. Die Kinder müssen eine Vorstellung davon entwickeln, wie sie zum Ziel kommen. Dabei geht es um Handlungsplanung, aber auch um Selbstwirksamkeit.

Als Therapeutin bin ich dabei stets mit den Kindern in Kontakt. Es gilt die Kreativität zu verstärken, Gefahren zu erkennen und zur Konsequenzanalyse anzuregen. Ist die Begehbarkeit realistisch oder nicht? Wenn nicht, wie kann das Kind dann damit umgehen? Ist es frustriert, wütend oder kann es über sich selbst lachen? Was machen wir mit den Emotionen? Wir nutzen das ganze Arbeitsmaterial physischer und emotionaler Natur, damit am Ende eine zielgerichtete Therapieeinheit dabei herauskommt.

Ich kann den Parcours sowohl zu diagnostischen Zwecken als auch in der Therapie einsetzen. Beispielsweise können viele Kinder heute keine eigenen Entscheidungen mehr treffen, weil sie zuhause so sehr geführt werden. Beim Bauen eines Parcours ist es jederzeit möglich, das ursprüngliche Vorhaben abzuwandeln. Während des Tuns können sie also flexibel reagieren und etwas ändern. Dies dürfen die Kinder selbst entscheiden. Viele von ihnen müssen dies erst (wieder) lernen.

Was gibt es noch zu beachten?

Als Therapeutin muss für mich das Ziel hinter diesem Parcours stets klar sein, d. h. auch ein Parcours muss je nach Klient zielgerichtet erfolgen (klientenzentrierte Zielsetzung).

Rieke Schröder | Ergotherapeutin & Supervisorin, Wacken

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