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Halli Galli

Lena Lorenzen setzt Halli Galli oft in der Therapie ein
Mein absoluter Favorit ist das Familienspiel Halli Galli® von AMIGO Spiel+Freizeit GmbH. Es besteht aus 56 Karten mit vier verschiedenen Früchten (Bananen, Erdbeeren, Limonen und Pflaumen) in Würfelbildanordnung eins bis fünf und einer Glocke.
© Lena Lorenzen

Warum ist es Ihr Favorit?

Für mich ist Halli Galli® ein tolles Spiel für Jung und Alt mit einem hohen Aufforderungscharakter und Spaßgarantie! Es ist aus meiner Sicht zeitlos und lässt Kinder spielerisch mit Mengen und Zahlen agieren. Gleichzeitig werden das Reaktionsvermögen und die Frustrationstoleranz trainiert. Das Spiel kann zu Hause mit der ganzen Familie gespielt werden oder auch von Kindern ohne ihre Eltern. Die Spielregeln sind leicht verständlich und gut umzusetzen.

Wie funktioniert das Spiel?

Alle Karten werden auf die Mitspieler verteilt. Reihum decken die Spieler dann jeweils eine Karte von ihrem Stapel vor sich auf. Sobald auf allen aufgedeckten Karten zusammen genau fünf Früchte einer Sorte zu sehen sind, muss die Glocke betätigt werden. Wer das am schnellsten schafft, gewinnt und bekommt alle offen liegenden Ablagestapel. Das Spiel gewinnt, wer am Ende die meisten Karten erbeutet hat. Es können zwei bis sechs Personen ab sechs Jahren gleichzeitig spielen. Die Dauer beträgt etwa 15 bis 20 Minuten.

Wie nutzen Sie Halli Galli?

In meiner Arbeit setze ich Halli Galli® überwiegend bei Kindern ab sechs Jahren und Jugendlichen ein, die mit Auffälligkeiten in der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung wie z. B. in der Hand-Auge-Koordination, einer niedrigen Frustrationstoleranzgrenze und Rechenschwierigkeiten (Kardinalzahlprinzip, Simultanerfassung und Mengenerfassung) zu mir kommen. Ärztlicherseits angemeldet werden sie häufig mit Diagnosen wie F88 Andere Entwicklungsstörungen oder F81 Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten. Dementsprechend verfolge ich die Ziele, die Rechenfertigkeiten, die visuelle Wahrnehmung, die Reaktionsfähigkeit und die Frustrationstoleranz zu verbessern. Je nach Zielsetzung können beliebig viele Runden gespielt werden, im Einzelsetting oder in Kleingruppen mit bis zu fünf Klienten und der Therapeutin. Außerdem existieren verschiedene Spielvarianten auf dem Markt (z.B. Halli Galli® Extreme, Junior oder Speed Cups). So kann ich auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Klienten eingehen und für Abwechslung sorgen.

Wie sind Sie darauf gekommen?

Innerhalb meiner praktischen Arbeit lernte ich einen 12-jährigen Jungen kennen, der auf dem schulischen Wissensstand eines Erst- bzw. Zweitklässlers war. Seine Schullaufbahn kennzeichnete sich durch Verweigerung und Vermeidung, wodurch er viele Lerninhalte nicht verinnerlichen und automatisiert anlegen konnte. Insbesondere im Bereich der Mathematik zeigten sich erhebliche Wissenslücken.  Der Junge hatte z. B. die Mengenerfassung bis zehn und die Zählfertigkeiten, wie das Kardinalzahlprinzip, nicht adäquat erlernt.

Der Junge verweigerte alle schulisch wirkenden Aufgaben und ich suchte nach einem Material, womit ich spielerisch auch mathematische Aufgaben thematisieren konnte. Halli Galli® stellte sich damals schnell als das Mittel der Wahl heraus. Es zeigte sich, dass der Junge ein hohes Maß an Motivation bei dem Spiel aufbaute und so spielten wir dies in der Anfangszeit beinahe in jeder Therapieeinheit. Der Junge verbesserte sich sehr schnell in den Bereichen Rechenfertigkeiten (Simultanerfassung und Kardinalzahlprinzip) und visuelle Wahrnehmung (Hand-Auge-Koordination). Er hatte im Verlauf so viel Freude an dem Spiel, dass wir es ritualisiert in regelmäßigen Abständen spielten und eine seitenlange Ergebnisliste dazu führten, um den Gesamtsieger aller Spiele zu küren – was im Übrigen der Junge war.

Lena Lorenzen, Ergotherapeutin, B.Sc. in Occupational Therapy & Dozentin an der Berufsfachschule für Ergotherapie, Kiel

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