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Bügelperlen

Stephanie Leitold arbeitet mit den Perlen sowohl in der Therapie mit Kindern als auch mit Erwachsenen
Die kleinen bunten Steckperlen, die der Kreativität freien Lauf lassen, dürfen in der Ergotherapie nicht fehlen. Sie bieten viele Anwendungsmöglichkeiten und bringen Klienten jeden Alters Spaß. Außerdem können die Ergebnisse mit nach Hause genommen werden, als Trophäe sozusagen. Die Bügelperlen sind in zwei Größen erhältlich und können ab einem Alter von drei Jahren zum Einsatz kommen. Sie werden auf Platten gesteckt, das fertige Motiv wird mithilfe von Butterbrotpapier und Bügeleisen verschmolzen. Das Allerbeste ist, dass die Materialien leicht sind und nur wenig Platz brauchen. So sind sie für Hausbesuche optimal: platzsparend, leicht transportierbar, kreativ und vielseitig – alles in einem.
© Arendt Schmolze

Warum sind sie Ihr Favorit?

Ergotherapeutisches Material muss für mich immer vieles können. Das Wichtigste ist, dass es auch zuhause ohne Kostenaufwand genutzt werden kann. Bei häufigerer Verwendung können Ziele schneller erreicht werden. Ein weiterer Grund ist, dass es zum Üben motiviert. Auch das beste Material hilft nicht, wenn es den Klienten nicht ermutigt, öfter dranzubleiben. Außerdem sollte es für Jung und auch Alt passen.

Der Gestaltungsspielraum ist ebenfalls nicht zu verachten: Es gibt Muster vom Einhorn bis zu einfachen geometrischen Formen. Ich hatte einmal einen Schulanfänger mit Stifthaltungsproblemen, der sich die Sonic-Figur auf der Schultüte wünschte. Mit Bügelperlen war es kein Problem, den Wunsch zu erfüllen und gleichzeitig an seinen Zielen zu arbeiten. Mit so einem Projekt können schnell mehrere Ziele erreicht werden. Zuerst pauste er den Sonic auf ein kariertes Papier ab. Jedes Kästchen stand für eine Perle. Danach war das Stecken und Fixieren dran. Und zum Schluss wurde es an seine Schultüte geklebt. Er war wirklich sehr stolz, und die Erzieherinnen fotografierten die Tüte für ihre Ideensammlung.

Noch ein Beispiel begeistert mich für dieses Material: Ein erwachsener Handpatient hatte ein Defizit im Pinzettengriff und litt unter Narbenschmerzen. Durch das Wühlen und genaue Stecken konnte seine Narbe desensibilisiert und der Pinzettengriff verbessert werden. Er steckte für seine Familie Trinkglasdeckel mit Strohhalmschlitz. Die Motivation, an Schwächen zu arbeiten, steigt, wenn Betroffene die Tätigkeit sinnvoll finden.

Wie setzen Sie die Bügelperlen in Ihrer Arbeit ein?

In der Pädiatrie benutze ich die Perlen, um die Händigkeit zu stärken, die Fingermanipulation zu fördern, den Pinzettengriff zu verbessern und um Ausdauer und Konzentration zu stärken. Je nach Ziel können Größe, Fläche oder Motiv verändert und gesteigert werden. Bei Erwachsenen setze ich sie hauptsächlich bei Handpatienten ein, um verschiedene Bewegungen zu trainieren oder Narben zu desensibilisieren. Auch bei Schlaganfallpatienten kommen die Perlen zum Einsatz, dann oft die größere Variante. Beübt werden können Pinzettengriff, Mittellinienüberkreuzen, Farbenbenennen, Ausdauer und Genauigkeit.

Ein Bügeleisen wird zur Fertigstellung benötigt, das könnte bei Hausbesuchen schwierig werden. Bei Erwachsenen ist das Erzeugnis am Ende nicht so wichtig, bei Kindern sieht das anders aus. Sie sind enttäuscht, wenn das mühsam erarbeitete Bild wieder zerstört wird. Daher bin ich teilweise auf Aquabeeds umgestiegen, zumindest beim Hausbesuch. Das sind kleine Kugeln, die durch das Besprühen mit Wasser zusammenkleben. Sie sind etwas kleiner als Bügelperlen, können jedoch dieselben Ziele erreichen.

Stephanie Leitold | Ergotherapeutin & Inhaberin von Ergotherapie Leitold, Straubing

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