up|unternehmen praxis

Einfach machen!

Tipps für ein optimales Therapiesetting
Es ist neun Uhr, die Internetverbindung steht und die erste Videotherapie des Tages startet. Sie und Ihr Patient betreten das virtuelle Behandlungszimmer. Doch dann geht es auch schon los mit den Problemen: Der Bildausschnitt ist zu klein, Sie müssen immer wieder aufstehen, um Dinge zu holen und auch der Ton ist mehr schlecht als recht – eine professionelle Videotherapie sieht anders aus. Damit die Therapie am Bildschirm nicht zum Reinfall wird, geben wir Ihnen wertvolle Tipps.
© PeopleImages

1. Das richtige Equipment/Setting

  • Arbeiten Sie mit kabellosen Headsets. So können Sie sich frei bewegen und störende Nebengeräusche werden ausgeblendet.
  • Nutzen Sie am besten externe Webcams und nicht die integrierten auf den Endgeräten. Dann können Sie den Bildausschnitt flexibel auswählen.
  • Verwenden Sie Smartphones nur, wenn es sich um neuere Modelle mit einer hochauflösenden Kamera handelt.
  • Kommt das Smartphone zum Einsatz, nutzen Sie ein Stativ, damit Sie die Hände frei haben.
  • Ziehen Sie keine Kleidung mit Mustern an, sondern wählen Sie lieber gedeckte Farben. Muster und grelle Farben können irritierend wirken.
  • Um Gegenlicht zu vermeiden, sollte kein Fenster im Hintergrund sein.
  • Wählen Sie zudem einen Hintergrund, der möglichst frei von Bildern, Regalen und Co. ist. Das lenkt nur unnötig ab.

Tipp: Führen Sie einen Probedurchlauf mit Freunden, Kollegen oder Familienangehörigen durch, um zu schauen, was schon gut läuft und wo Sie noch nachbessern müssen.

2. Die Therapie vorbereiten

  • Lassen Sie Ihren Patienten vor der ersten Therapieeinheit eine genaue Anleitung zukommen, in der Sie beschreiben, welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie sie das virtuelle Behandlungszimmer betreten. Geben Sie ihnen auch praktische Tipps an die Hand, wie eine ruhige, ungestörte Umgebung wählen und auf ein gutes WLAN-Signal achten.
  • Planen Sie immer schon eine Therapie weiter, um Patienten rechtzeitig Material für die kommende Therapie zukommen zu lassen, sie darüber zu informieren, welche Materialien benötigt werden oder sie beispielweise darauf hinzuweisen, dass etwas mehr Platz für bestimmte Übungen benötigt wird.
  • Legen Sie vor Therapiebeginn alle Hilfsmittel, die Sie benötigen, bereit.
  • Besonders wichtig ist, dass Sie die Übungen didaktisch aufbereiten. Denn anders als bei der Face-to-Face Therapie können Sie nicht einfach eingreifen und die Patienten korrigieren. Sie müssen in der Lage sein, die Übungen alleine durch Zeigen und Erklären richtig ausführen zu lassen. Das ist zunächst sehr ungewohnt, gelingt aber mit etwas Übung.

Tipp: Wenn Sie mit Kindern arbeiten, schicken Sie den Eltern vorab eine Aufgabe für die Kleinen zu, mit der die Eltern Leerlauf überbrücken können, sollte die Technik zu Therapiebeginn mal nicht auf Anhieb funktionieren.

3. Der optimale Ablauf

  • Wenn Sie über WLAN ins Internet gehen, prüfen Sie vor Beginn der Videotherapie, ob der Empfang gut ist. Ist das nicht der Fall, wechseln Sie ggf. in einen Raum mit besserer Signalstärke.
  • Machen Sie sich vorab mit dem Equipment vertraut. Wo lässt sich die Lautstärke des Mikrofons regeln? Wie kann ich ggf. Dokumente auf den Bildschirm des Patienten projizieren? Stimmt der Bildausschnitt?
  • Da es immer mal zu technischen Störungen kommen kann – sowohl bei Ihnen als auch bei den Patienten ­– planen Sie für die ersten Sitzungen etwas mehr Zeit ein.
  • Findet die Therapie das erste Mal per Video statt, rufen Sie die Patienten vorab an und gehen Sie mit Ihnen bei Bedarf die einzelnen Schritte durch, die notwendig sind, um sich einzuwählen.

Tipp: Behandeln Sie Menschen mit Demenz, beziehen Sie Angehörige und/oder Pflegekräfte mit in die Therapie ein und lassen Sie Ihnen vor der ersten Videotherapieeinheit wichtige Hinweise per E-Mail zukommen oder teilen Sie diese per Telefon mit. Auch bei Kindern sollten Sie die Eltern immer einbeziehen und mit ihnen vorab das Vorgehen besprechen.

Patienteninfo auf der Website

Wie viele von Ihnen, betreten auch die meisten Patienten in puncto Videotherapie Neuland. Informieren Sie sie daher über diese Variante der Therapie – telefonisch aber auch auf Ihrer Website. Das Bereitstellen von Informationen kann nicht nur Skepsis seitens der Patienten abbauen, Sie positionieren sich auch als kompetente Praxis in der Coronakrise. Gehen Sie mindestens auf folgende Aspekte kurz ein:

  • Was ist Videotherapie überhaupt und warum ist sie zurzeit möglich?
  • Für welche Indikationen kommt sie in Frage?
  • Welche Vorteile bietet sie für die Patienten?
  • Was wird für die Videotherapie benötigt? (Gültige Heilmittelverordnung und kurz auf die technischen Voraussetzungen eingehen)
  • Wie ist der Ablauf?
  • Hinweis zur Einverständniserklärung und zum Thema Datenschutz.
  • „Wir sind für Sie da!“ – bieten Sie an, dass Sie Ihren Patienten für Fragen zur Verfügung stehen.

Webinarreihe: Mit Teletherapie erfolgreich behandeln

Schritt für Schritt müssen viele jetzt lernen, wie Sie die Teletherapie erfolgreich zur Behandlung der Patienten einsetzen können. Welche technischen und organisatorischen Schritte sind notwendig? Wie wird Teletherapie strukturiert? Wie wird mit Patienten kommuniziert? Wie werden Behandlungsziele erreicht? Welche Übungen eignen sich für Teletherapie? Auf all diese Fragen finden Sie in der Webinarreihe „Mit Teletherapie erfolgreich behandeln“ Antworten.

Außerdem gehören diese Artikel zum Themenschwerpunkt Videotherapie:

Willkommen zur virtuellen Therapie! Videobehandlungen in Zeiten von Corona – und darüber hinaus?

Therapie am Bildschirm: Unter welchen Voraussetzungen Videotherapie möglich ist

Videotherapie abrechnen: Gewusst wie: Voll vergütet bei richtiger Dokumentation

Finger weg von Skype und Co.: Datenschutzaspekte in der Videotherapie

„Kommunikation ist der wichtigste Faktor im Setting Videotherapie“: Ein Erfahrungsbericht von Jan Hollnecker, Geschäftsführer der Theraphysia GmbH

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Sie meinen. Schreiben Sie einen Kommentar.x