Schlägt man im Wörterbuch den Begriff „verschieben“ nach, findet man Synonyme wie „hinausschieben“ und „aufschieben“. Im Vergleich zum eher neutralen „verschieben“ schwingen hier schon deutlich negativere Konnotationen mit. Gerechtfertigt?
Verschieben ja, prokrastinieren nein
Wer eine Aufgabe aus guten Gründen verschiebt, erhält dadurch einen Mehrwert. Wer jedoch prokrastiniert, d. h. wichtige Aufgaben unnötig verschiebt oder hinauszögert, erreicht das Gegenteil. Das Ergebnis wird dadurch nicht besser, vielleicht verschlechtert sich die Situation sogar, etwa wenn man eine Rechnung nicht pünktlich bezahlt und dann Mahngebühren hinzukommen.
Bei Preisverhandlungen ist auch klar, dass es Nachteile mit sich bringt, wenn die Deadline für eine Einigung verschoben wird. Denn je schneller diese abgeschlossen sind, desto eher gelten höhere Preise und die Einnahmen steigen. Das gleiche gilt für Richtlinien, die Bürokratieerleichterungen versprechen, und so weiter. Je länger sich Verhandlungen hinziehen, desto länger ist der Zeitraum, in dem weiterhin die alten, unvorteilhaften Regeln gelten.
Verschieben bietet Chancen
Dennoch sind Verzögerungen nicht unbedingt schlecht. Sie können dazu führen, dass das Ergebnis am Ende besser ausfällt. Und das bringt uns auch direkt zu den Chancen, die mit einer Verschiebung verbunden sein können.
Stellt sich während einer Verhandlung heraus, dass noch inhaltliche Fragen geklärt werden müssen, ist eine Verschiebung sinnvoll und führt am Ende zu einem besseren Ergebnis. Sie bietet auch die Chance, aus dem Klein-Klein der Detailfragen aufzutauchen, das große Ganze anzuschauen und die Strukturen zu hinterfragen. Natürlich steigen mit einer Verschiebung aber auch die Erwartungen. Schließlich müssen die Kosten den Nutzen aufwiegen. Ob die Chancen auch als solche wahrgenommen werden und die gewonnene Zeit für Nachjustierungen effektiv genutzt wird, wird sich zeigen.
Auf den folgenden Seiten lesen Sie erst einmal, welche Vor- und Nachteile die Politik und Verbände in der Verschiebung der HeilM-RL und den Rahmenverträgen sehen, gefolgt von Denkanstößen, wie sich die Preisverhandlungen der GKV-Honorare besser gestalten lassen.
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„Vielleicht haben einige Hersteller den Aufwand unterschätzt“ – Interview mit Julius Lehmann, Leiter der Abteilung Veranlasste Leistungen, KBV
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Kommentar zu verschobenen Rahmenverträgen: Lasst die ärztlichen Softwareanbieter zahlen!
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