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Themenschwerpunkt 10.2020: Fristenverschiebung der Rahmenverträge

Verschieben braucht eine Perspektive – Risiken und Chancen einer wandernden Deadline
„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ – eine alte Weisheit, die ihre Berechtigung hat. Doch ist Verschieben wirklich immer eine schlechte Idee? Stecken nicht vielleicht auch Chancen darin, wenn man für eine Aufgabe doch mehr Zeit hat als ursprünglich gedacht? Bevor wir Ihnen auf den folgenden Seiten zeigen, wie Politik und Verbände zum Thema Verschieben stehen und aufzeigen, wie Preisverhandlungen besser gestaltet werden können, vorab ein paar Gedanken dazu, welche Chancen und Risiken mit dem „Verschieben“ einhergehen.
© ilkercelik

Schlägt man im Wörterbuch den Begriff „verschieben“ nach, findet man Synonyme wie „hinausschieben“ und „aufschieben“. Im Vergleich zum eher neutralen „verschieben“ schwingen hier schon deutlich negativere Konnotationen mit. Gerechtfertigt?

Verschieben ja, prokrastinieren nein

Wer eine Aufgabe aus guten Gründen verschiebt, erhält dadurch einen Mehrwert. Wer jedoch prokrastiniert, d. h. wichtige Aufgaben unnötig verschiebt oder hinauszögert, erreicht das Gegenteil. Das Ergebnis wird dadurch nicht besser, vielleicht verschlechtert sich die Situation sogar, etwa wenn man eine Rechnung nicht pünktlich bezahlt und dann Mahngebühren hinzukommen.

Bei Preisverhandlungen ist auch klar, dass es Nachteile mit sich bringt, wenn die Deadline für eine Einigung verschoben wird. Denn je schneller diese abgeschlossen sind, desto eher gelten höhere Preise und die Einnahmen steigen. Das gleiche gilt für Richtlinien, die Bürokratieerleichterungen versprechen, und so weiter. Je länger sich Verhandlungen hinziehen, desto länger ist der Zeitraum, in dem weiterhin die alten, unvorteilhaften Regeln gelten.

Verschieben bietet Chancen

Dennoch sind Verzögerungen nicht unbedingt schlecht. Sie können dazu führen, dass das Ergebnis am Ende besser ausfällt. Und das bringt uns auch direkt zu den Chancen, die mit einer Verschiebung verbunden sein können.

Stellt sich während einer Verhandlung heraus, dass noch inhaltliche Fragen geklärt werden müssen, ist eine Verschiebung sinnvoll und führt am Ende zu einem besseren Ergebnis. Sie bietet auch die Chance, aus dem Klein-Klein der Detailfragen aufzutauchen, das große Ganze anzuschauen und die Strukturen zu hinterfragen. Natürlich steigen mit einer Verschiebung aber auch die Erwartungen. Schließlich müssen die Kosten den Nutzen aufwiegen. Ob die Chancen auch als solche wahrgenommen werden und die gewonnene Zeit für Nachjustierungen effektiv genutzt wird, wird sich zeigen.

Auf den folgenden Seiten lesen Sie erst einmal, welche Vor- und Nachteile die Politik und Verbände in der Verschiebung der HeilM-RL und den Rahmenverträgen sehen, gefolgt von Denkanstößen, wie sich die Preisverhandlungen der GKV-Honorare besser gestalten lassen.

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„Vielleicht haben einige Hersteller den Aufwand unterschätzt“ – Interview mit Julius Lehmann, Leiter der Abteilung Veranlasste Leistungen, KBV

Fristenverschiebung der Rahmenverträge – Das sagen Politik und Verbände zur geplanten Verschiebung 

GPVG beschlossen: Bundeskabinett verschiebt Inkrafttreten der bundeseinheitlichen Heilmittelverträge

Kommentar zu verschobenen Rahmenverträgen: Lasst die ärztlichen Softwareanbieter zahlen!

Preisverhandlungen besser gestalten – Teil 1: Probleme der GKV-Honorarverhandlungen und mögliche Lösungsansätze 

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