up|unternehmen praxis

Hände

Lisa Schramm nutzt ihre Hände für Diagnostik und Therapie
Mein persönlicher Favorit sind meine Hände. Sie bestehen aus Haut, Muskeln, Sehnen, Gefäßen und zehn Fingern. Sie waren ein Geschenk zur Geburt und ich freue mich, sie zu haben, denn das ist nicht selbstverständlich. In Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich mich gefragt: Kann man eigentlich auch ohne Hände Physiotherapeut sein? Das ist eine spannende Frage! Ich kann sie nicht ohne Weiteres beantworten.
Hände
© Lisa Schramm

Mit meinen Händen habe ich schon viel erschaffen und gemacht. Ich komme aus einer handwerklichen Familie. Haptische Erfahrungen sind und waren mir immer schon wichtig. Das spiegelt sich auch in meiner Berufswahl wider. Meine Hände strahlen Gesundheit, Kraft und Ausdauer aus.

Wofür sind sie gedacht?

Ich brauche meine Hände, um Dinge zu verändern, sie von einer in die andere Hand zu reichen und Neues zu erschaffen. Als Physiotherapeutin nutze ich sie, um Reize im Gewebe zu setzen. Ich nehme aber auch auf einer anderen Ebene Einfluss auf den Menschen. Denn berührt zu werden, hat ebenso einen psychischen Effekt. Meine Hände sind für mich der essenzielle Bestandteil meiner Arbeit.

Wie setzen Sie Ihre Hände in Ihrer Arbeit ein?

Ich brauche sie täglich zur Diagnostik und Behandlung. Ich setze mit ihnen strukturelle Reize. In der physiotherapeutischen Diagnostik teste ich mit ihnen die Kraft und das Bewegungsausmaß. Die reine Palpation ist mir nicht aussagekräftig genug, ob die Muskulatur hypoton ist oder nicht. Ich möchte vollumfänglich herausfinden, was los ist. Das kann ich nur mit meinen Händen. Sie sind wichtig zum Anleiten und Anbahnen von Bewegungen bei meinen Patienten.

Das Therapiesetting ist von der Bank bis hin zur Bewegung völlig variabel. Ich habe ausnahmslos ältere und alte Patienten. Sie kommen überwiegend mit orthopädischen und chirurgischen Einschränkungen zu mir – Schulter und Rücken, ein paar Knie. Dabei sind es weniger akut Erkrankte, sondern mehr Patienten mit chronischen Leiden. Sportler sind nicht dabei.

In der Diagnostik nutze ich meine Hände bei jedem Patienten. In der Therapie erfolgt hands-on je nach Bedarf, aber auch hands-off-Therapie ist sehr wichtig. Ich nutze sie, um den Menschen vor mir in Bewegung zu bekommen. Es gibt Kollegen, die machen nur hands-on, beispielsweise zur Anregung der Muskulatur bei Sportlern. Und dann gibt es jene, die überwiegend hands-off therapieren. Das sorgt in unserem Beruf immer wieder für große Diskussionen. Ich differenziere für mich je nach Anforderung.

Neben meinen Händen arbeite ich bei Bedarf auch mit Hilfsmitteln wie Tape, Übungsgewichten oder einer Hantelstange.

Warum sind Ihre Hände Ihr persönlicher Favorit?

Ich habe sie immer dabei. Sie ermöglichen mir im Vergleich zu Gadgets wie z. B. dem Klimmi einen persönlicheren und besseren Kontakt zum Menschen und zum Gewebe. Die jeweilige Wirkung unterscheidet sich für mich. Ich habe mit meinen Händen unmittelbaren Kontakt zu meinem Gegenüber und bekomme eine direkte Rückmeldung. Den gelenkschonenderen Effekt für den Therapeuten habe ich bei solchen Hilfsmitteln wie dem Klimmi nie so richtig verspürt. In meinen Augen ist Belastung, auch meiner Hände, nicht immer schlecht. Die Funktion formt das Organ. Ich kann also mit meinen Händen alles benutzen, auch den Klimmi. Andersherum geht es jedoch nicht.

Lisa Schramm, Physiotherapeutin, Kiel

Außerdem interessant:

Nicht ohne meine Beinpresse

Nicht ohne mein Fango