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Beinpresse

Olav Gerlach setzt auf die Beinpresse
Mein Favorit heißt offiziell Funktionsstemme, besser bekannt als Beinpresse. Es ist ein großes Gerät, das viel Platz einnimmt und sehr laut, aber auch sehr bequem sein kann. Ein Patient sagte mal: „Oh, da lege ich mich jetzt rein“. Zur schnellen Flucht aus der Praxis ist es also eher ungeeignet. Kennengelernt habe ich sie damals bei einem Job im Fitnessstudio. Dort trainierte ein Handballprofi, der 80 Mal pro Bein 240 kg an einer Mehrgewichtsbeinpresse stemmte, bevor er Laufen ging. Das war sehr beeindruckend.
© Koldunova_ Anna

Warum ist es Ihr persönlicher Favorit?

Im Unterschied zum Einsatz im Fitnessstudio, wo sich der Anwender oft unterfordert, stemmen die Patienten in der Therapie Gewichte teilweise deutlich über ihrem eigenen Körpergewicht. Das motiviert sie, die eigenen körperlichen Grenzen sogar zu überschreiten. Diese Fortschritte zu begleiten, freut mich immer wieder.

Für wen kommt die Beinpresse infrage?

Klassischerweise setze ich sie bei KG und KG-Gerät (D1 bei EX2 oder EX3) zur Stabilisierung vor allem der unteren Extremitäten ein – und das altersunabhängig, vom Jugendlichen bis hin zum Ü80-Senioren. Nach Operationen können Patienten frühzeitig beginnen, da ein Training unter Teilbelastung möglich ist, das gleichzeitig den Lymphabfluss fördert. Ich kann das Gerät sehr variabel für Kraftausdauer, Maximalkraft und Schnellkraft einsetzen und konzentrisch-exzentrisch arbeiten. Auch ein Herz-Kreislauf-Training ist möglich. Die Ermüdung der Muskulatur erreiche ich über die Belastungssteuerung. Das Verletzungsrisiko ist geringer als beim freien Training. Bei einem Reaktions-Koordinationstraining lasse ich die Patienten gerne einbeinig springen, während ich ein Blatt Papier am Fußende verschiebe, das sie bei der Landung mit den Füßen nicht berühren dürfen.

Meine Patienten nutzten die Beinpresse ein- oder beidbeinig im Liegen oder im Sitzen – je nach Bedarf. Die Position in flacher Rückenlage ermöglicht die Arbeit mit höheren Gewichten, weil die Gewichtsverteilung größer ist. So erreichen wir die Hüftstrecker, den M. gluteus maximus und die übrige Gesäßmuskulatur. Im Sitzen entlaste ich den Brustkorb und den Bauchraum – besonders ältere Patienten bekommen so besser Luft. Während der Übungen stehe ich hinter oder neben dem Gerät und begleite sie. Es gehört somit klassisch zum hands-off in der Physiotherapie.

Auch für den Selbstzahlerbereich eignet sich die Beinpresse sehr gut. Die Patienten lernen sie in der Therapie kennen, viele möchten sie sich sogar selbst für Zuhause anschaffen. Da sie aber sehr groß ist, nehmen sie das Training am Gerät meist im Anschluss an die Therapie als Selbstzahlerleistung in Anspruch.

Was gibt es sonst noch zu beachten?

Bei unserer Beinpresse wird der Schlitten vom Fußbrett weggedrückt. Ich kann die Sitzneigung, die Schulterpolster, den Abstand des Schlittens, die Neigung des Fußbretts und das Gewicht verändern. Außerdem kann ich eine Fülle von Zusatzmaterialien nutzen, wie z. B. ein starres Brett oder ein AIREX®-Pad. Um die Wahrnehmung der Fußsohlen zu schulen, stehen die Patienten sock- oder barfuß auf dem Brett bzw. Pad. Möchte ich zwischen Vorfuß- und Fersenbelastung variieren, eignen sich ein SISSEL®-Kissen, das Balance Board oder ein kleiner Pezziball zwischen Fußsohlen und Fußbrett zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung. Für eine Akzentuierung der Adduktoren nutze ich gerne ein Loop oder Thera-Band. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Olav Gerlach, Physiotherapeut bei Physio & Mee(h)r, Kellenhusen

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