up|unternehmen praxis

Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten

Kompetenzen von Stottertherapeuten wirksam fördern
Verschiedene Fachleute wie Therapeuten, Ärzte, Lehrer und Wissenschaftler haben sich 1989 zur Interdisziplinären Vereinigung für Stottertherapie (kurz: ivs) zusammengeschlossen, einem Austauschforum und Info-Pool für die Themen Stottern, Poltern und Mutismus. Ihr Hauptanliegen ist es, die Qualität der Therapie für Stottern und andere Redeflussstörungen sowie die Maßnahmen zur Integration und Teilhabe der Betroffenen am Leben zu verbessern. Deshalb liegt das Augenmerk auch darauf, die Kompetenzen von Stottertherapeuten zu erweitern und ihre Arbeit bekannter zu machen. Um zu verdeutlichen, dass die ivs vor allem ein Netzwerk für diese Spezialisten ist, wurde der Vereinsname 2008 in Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten geändert.
© Andrea Obzerova

Was machen Stottertherapeuten?

Mit der Bezeichnung „Stottertherapeuten“ sind Angehörige unterschiedlicher Berufsgruppen gemeint, die Therapien für Stottern, Poltern und Mutismus durchführen, zum Beispiel Logopäden, Sprachheilpädagogen und Psychologen. Der ivs geht es darum, nicht die Profession, sondern die Kompetenzen von Stottertherapeuten in den Vordergrund zu stellen.

Auf Grundlage der ICF gehören zu den Aufgaben eines Stottertherapeuten Diagnostik, Beratung, Therapie und Rehabilitation. Oft spezialisieren sie sich zusätzlich, etwa auf die Therapie stotternder Kinder oder des Mutismus. Dabei setzen sie unterschiedliche Konzepte und Methoden ein.

Nach Meinung der ivs wird der Person des Stottertherapeuten in der Fachdiskussion zu wenig Bedeutung beigemessen. Die therapeutische Beziehung ist im Therapieverständnis der ivs ein entscheidender Wirkfaktor, die Person des Stotterherapeuten ist genauso wichtig wie seine Methoden.

Serviceangebote der ivs

Therapeuten können Fachliches mit ivs-Experten klären, indem sie über die Website eine Beratungsanfrage stellen. Ein ivs-Mitglied nimmt danach Kontakt auf, um die Frage zu besprechen. Auf der ivs-Stotterkonferenz werden aktuelle Fachthemen diskutiert. Um fachlichen Austausch geht es auch bei den jährlich stattfindenden ivs-Werkstattgesprächen. Hier bilden sich die Teilnehmer durch Vorträge, Workshops und Diskussionen in Aspekten der Stottertherapie fort oder nutzen die Möglichkeit zur Intervision.

Betroffene, die einen Stottertherapeuten benötigen, können ihn mit der Suchfunktion finden – auf der ivs-Website werden die Experten in einer Datenbank gelistet. Ein Stottertest, die „Screening Liste Stottern (SLS)“, unterstützt hier Eltern bei der Entscheidung, ob sie für ihr unflüssig sprechendes Kind professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten.

ivs-Leitlinien bringen Therapiequalität nach vorne

Die ivs-Leitlinien basieren auf dem interdisziplinären Fach- und Praxiswissen der Mitglieder sowie auf den Vorgaben der ICF. Sie treffen Aussagen über grundlegende Qualitätsmerkmale in der spezialisierten Stottertherapie. Bei der Leitlinien-Entwicklung wurden schwerpunktmäßig therapeutische Kompetenzen und Qualifikationen definiert, die zu einer konsequenten Patienten- und Teilhabeorientierung befähigen.

So beschreiben die ivs-Leitlinien die erforderlichen persönlichen, sozialen und fachlichen Kompetenzen eines Stottertherapeuten. Der Fokus liegt nicht nur auf Qualifikation und Handlungsempfehlung, sondern auch darauf, welche Kriterien einen verantwortlich handelnden, reflektierenden und im interdisziplinären Austausch stehenden Therapeuten kennzeichnen. Die Leitlinien haben prinzipiell empfehlenden Charakter, für zertifizierte Stottertherapeuten sind sie jedoch verbindlich.

ivs-Zertifizierung

Die ivs hat ein Verfahren zur Qualitätssicherung in der Behandlung von Redeflussstörungen entwickelt: die Zertifizierung. Das Zertifizierungsangebot soll die Sozial- und Selbstkompetenz von Stottertherapeuten erweitern, die Qualität der Therapie verbessern, Qualitätskriterien transparent machen, Studien- und Fortbildungsmöglichkeiten ergänzen sowie Betroffenen und Angehörigen ein Wegweiser bei der Suche nach einem Experten sein.

Das Verfahren besteht aus der Antragstellung, der Teilnahme am ivs-Kolloquium und der Rezertifizierung. Für ivs-Mitglieder ist der Antrag auf Zulassung zur Zertifizierung kostenfrei. Nach einem erfolgreichen ivs-Zertifizierungsverfahren erhalten die Teilnehmer den Nachweis über ihre spezialisierte Qualifikation und sind berechtigt, den Titel „zertifizierter Stottertherapeut (ivs)“ zu führen. Damit kann der Stottertherapeut seine persönliche und fachliche Kompetenz außenwirksam darstellen und sein Eigenmarketing ergänzen, beispielsweise auf Website, Firmenschild und Visitenkarte.

Zulassungsvoraussetzungen sind: die ivs-Mitgliedschaft, die Zulassung als Heilmittelerbringer, die therapeutische Aktivität im Fachbereich Redeflussstörungen (auch während des Zertifizierungsverfahrens), Nachweise über Fortbildungen zum Thema Redeflussstörungen oder zur Erweiterung der Sozial- und Selbstkompetenz sowie Nachweise über berufsbegleitend erhaltene Supervisionen.

Der Nutzen der Zertifizierung ist vielfältig. Die Fähigkeiten von Stottertherapeuten werden erweitert, sie lernen ICF-basiertes Therapieren sowie prozessorientierte Diagnostik, Beratung und Therapie. Zusätzlich erlangen sie mehr Sicherheit bei der Arbeit mit Patienten sowie in der Beratung von Eltern und Bezugspersonen. Sie erhalten Antworten auf wiederkehrende Fragen aus dem Berufsalltag und einen berufsgruppen- und berufsverbändeunabhängigen Nachweis der persönlichen Qualifikation. Außerdem wird ihr Eintrag in der Stottertherapeuten-Suche auf der ivs-Website gekennzeichnet.

Die Zertifizierung ist ein fortlaufender Prozess. ivs-zertifizierte Stottertherapeuten verpflichten sich zur stetigen Weiterentwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen. Daher hat die Zertifizierung eine Gültigkeit von drei Jahren. Sie kann nach aktuellem Nachweis der Anforderungen erneuert werden.

Mitgliedschaft in der ivs

Sie als Stottertherapeut können Mitglied der Vereinigung werden. Als förderndes Mitglied unterstützen Sie die Aufgaben der ivs. Haben Sie im beruflichen Kontext mit Stottern, Poltern und Mutismus zu tun und möchten Ihre berufliche Tätigkeit weiter qualifizieren, bietet sich eine ordentliche Mitgliedschaft an. Der Jahresbeitrag kostet aktuell für ordentliche Mitglieder 45 Euro und für fördernde Mitglieder mindestens 30 Euro.

Die Mitgliedschaft ermöglicht kostengünstige Teilnahmen an den ivs-Werkstattgesprächen und an der ivs-Stotterkonferenz. Mitglieder haben freien Zugriff auf alle Materialien und Unterlagen dieser Veranstaltungen. Sie erhalten den Zugang zu kollegialem Austausch und kollektiver Unterstützung. Sie können sich in die Datenbank für die Stottertherapeuten-Suche aufnehmen lassen und sich zertifizieren lassen. Zusätzlich informiert die ivs ihre Mitglieder über aktuelle Entwicklungen rund um die Störungsbilder.

Quelle: Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e. V.

Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e. V.

ivs-Geschäftsstelle

Erftstraße 1

50859 Köln

Telefon 02234 69 44 65

www.ivs-online.de

Außerdem interessant:

Brandenburg: Sprachtherapie bei Artikulationsstörungen

Indikation Rezeptive Sprachstörung

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Sie meinen. Schreiben Sie einen Kommentar.x