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Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe

Experten in eigener Sache
Laut Statistik stottern über 800.000 Menschen in Deutschland, das entspricht rund einem Prozent der Bevölkerung. Kinder sind viermal so häufig betroffen wie Erwachsene, Männer wiederum viermal so oft wie Frauen. Die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS) verfolgt seit ihrer Gründung 1979 das Ziel, dem „Entstehen von Stottern entgegenzuwirken und die Lebenssituation Betroffener zu verbessern“.
© iStock: AndreaObzerova

Mit ihren sieben Landesverbänden und derzeit über 1.200 Mitgliedern unterstützt sie lokale Stotterer-Selbsthilfegruppen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich als Betroffene innerhalb des Gesundheitswesens emanzipieren wollen. Aktuell gibt es deutschlandweit rund 90 Stotterer-Selbsthilfegruppen, teils als eingetragene Vereine, teils ohne eigene Rechtsform. Eine Übersicht der Gruppen gibt es unter www.stotterer-selbsthilfegruppen.de.

Nach eigenen Angaben ist die BVSS die einzige deutsche Organisation, die umfassend und unabhängig rund um das Thema Stottern informiert und berät (siehe Infokasten Seite 13). Sie versteht sich als erster Ansprechpartner für alle Ratsuchenden und Fachleute. So lassen sich Gespräche mit Ärzten und Therapeuten sinnvoll ergänzen. Bei speziellen Fachfragen können sich Letztere an die Interdisziplinäre Vereinigung für Stottertherapeuten (ivs) (www.ivs-online.de/inhalt/stottertherapeut) wenden.

Kostenloses Informationsmaterial

Auf der Website www.bvss.de gibt es zahlreiche Faltblätter und Broschüren zur Erstinformation. Die Bandbreite reicht von Titeln wie „Was Sie schon immer über Stottern wissen wollten“ über „Wenn Kindern stottern – Tipps zur Therapeutensuche“ bis hin zu „Stotternde Menschen im Arbeitsleben“. Alle Informationen stehen zum kostenlosen Download bereit – teilweise auch in türkischer, russischer und arabischer Sprache.

Das Miteinander verbessern

Diskriminierung und Fehleinschätzung basieren häufig auf Unwissen, heißt es auf der Website der BVSS. Mit den verschiedenen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit will der Verein gezielt über die Redeflussstörung Stottern aufklären und den Dialog suchen – unter anderem mit den mittelbar von Stottern betroffenen Berufsgruppen aus Erziehung, Pädagogik, Medizin und Therapie. Durch regionale Aktionstage und eine bundesweite Medienarbeit soll das Miteinander verbessert werden.

Lobbyarbeit und Kooperationen

Seit ihren Anfängen versteht sich die BVSS als „Stimme für viele“. Sie agiert auf gesellschafts- und gesundheitspolitischer Ebene und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit Fachverbänden und anderen bundesweit aktiven Selbsthilfeorganisationen. Als Interessenvertretung beteiligt sich die BVSS auch in politischen Gremien, wie dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).

Zu den zentralen Forderungen der BVSS-Lobbyarbeit gehören der Abbau von Diskriminierung, die Prävention und schulische Förderung sowie die Klarheit über die relevanten Rechtsgrundlagen. Laut Art. 3 Abs. 3 Satz 3 Grundgesetz „darf niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“. Doch das Recht auf Chancengleichheit erfahren nicht alle stotternden Menschen. Hier will der Verein entgegenwirken und hat unter anderem ein Gutachten zur rechtlichen Situation erstellt.

Stottern lässt sich gut behandeln

Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen lassen sich Redeflussstörungen durch gezielte Stottertherapie, durchgeführt von Logopäden oder Sprachheilpädagogen, deutlich verbessern. Da die Ursachen des Stotterns nach wie vor unbekannt sind, gibt es auch nicht die eine Therapie, die bei allen Betroffenen zu gleich guten Erfolgen führt. Es haben sich jedoch zwei Behandlungsansätze entwickelt, auf denen die meisten Angebote der qualifizierten Stottertherapie basieren. Diese können auch miteinander kombiniert werden:

  • Fluency Shaping – Veränderung der Sprechweise („Fluency“, engl. für Sprachbeherrschung/Redefluss, „Shaping“, engl. für Formveränderung/Gestaltung)
  • Stottermodifikation – Veränderung des Stotterns, auch „Nicht-Vermeidungs- oder Non-Avoidance-Ansatz“ genannt.

Therapeutenverzeichnis der BVSS

Den richtigen Therapeuten finden – um Betroffenen diesen Schritt zu erleichtern, hat die BVSS ein Therapeutenverzeichnis mit Adressen von Stottertherapeuten aus ganz Deutschland erstellt. Praxisinhaber, die sich noch nicht in das Verzeichnis haben eintragen lassen, können dies jederzeit nachholen unter www.bvss.de/images/stories/therapie/BVSS_Therapeutenverzeichnis_Erhebungsbogen.pdf

Welttag des Stotterns am 22. Oktober

Dieser Tag soll dabei helfen, das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Experten machen im Rahmen verschiedener Aktionen darauf aufmerksam, was Stottern ist und was es für den Einzelnen bedeutet, nicht immer flüssig sprechen zu können. Tipp: Auch Sie und Ihre Praxis können daran teilnehmen und Betroffenen, Angehörigen und Interessierten beispielsweise Einblicke in die Möglichkeiten der Stottertherapie geben.

Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.
Zülpicher Straße 58
D-50674 Köln
Telefon 0221 130 1106
(Mo-Fr von 10-12 Uhr, Di und Do von 16-18 Uhr)
Homepage: www.bvss.de

Quelle: Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.

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