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Langhantel

Katja Kinne nutzt ihre Erfahrung aus dem Leistungssport, um Patienten zu therapieren
Mein persönlicher Favorit in der vor allem aktiven Therapie ist die Langhantel. Sie besteht meistens aus Metall oder Kunststoff und ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich, deren Gewicht sich enorm unterscheidet. In der Praxis haben wir eine Fitness-Langhantel mit 10 Kilogramm, die sich ideal für die Therapie eignet. Die Stange ist durch multiple Gewichtsscheiben über ein Gewindesystem erweiterbar und nicht nur in der Symmetrie, sondern auch in der Asymmetrie einsetzbar.
© Katja Kinne

Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich komme aus dem Leistungssport und habe meine ersten Erfahrungen mit der Langhantel bei meiner eigenen Rehabilitation nach einer großen Knie-OP machen dürfen. Damals ist mir aufgefallen, dass viele Leute Kommentare äußern in Richtung: „Ich will doch kein Bodybuilding machen!“, „Das ist nur was für junge Leute.“ oder „Kraftsport war noch nie meins.“ Da möchte ich vehement widersprechen. Ursprünglich kommt die Langhantel zwar aus dem Gewichtheben, sie ist jedoch um einiges vielfältiger nutzbar als nur zum Kreuzheben oder Reißen.

Wie setzen Sie sie in Ihrer Arbeit ein?

Sowohl in der Rehabilitation als auch bei der Erhaltung der körperlichen Fitness eignet sie sich für jede Altersstufe bei Orthopädie- und Chirurgie-Patienten. Neben den bekannten symmetrischen Kraftübungen, Kraft-Ausdauer und Maximalkraft können Schnellkraft, Ausdauer (niedriges Gewicht, hohe Wiederholungszahl) und Koordination trainiert werden – mit einer hohen Intensität und positiven Wirkweise.

Zu Beginn meiner Arbeit habe ich die Langhantel primär bei jüngeren Patienten in der Rehabilitation nach Sportverletzungen eingesetzt. Der Hauptfokus lag überwiegend darauf, das vollständige Bewegungsausmaß wiederherzustellen und die Maximalkraft wieder zu erreichen beziehungsweise zu erweitern.

Später wurde mir immer mehr die Vielseitigkeit der Langhantel bewusst. Ich begann, mich mit Studienmaterial und Fortbildungen darüber zu beschäftigen. Varianten von Grundübungen wie Kniebeugen, Ausfallschritte (mit und ohne Rotation des Oberkörpers), Rudern und Kreuzheben sind wirksam. Mir fiel außerdem bald auf, dass mit einer guten Edukation auch ältere Menschen, vermeintlich Schwächere und sogar Patienten mit Skoliose oder ähnlichen Diagnosen Spaß an Freihantel- bzw. Langhantelübungen finden.

Warum ist die Langhantel Ihr persönlicher Favorit?

Für mich persönlich gehören beim Thema Bewegung Spaß, Verständnis und Motivation  zu den wichtigsten Punkten in der Therapie. Sind sie nicht vorhanden, ist ein längerfristiger Erfolg fast ausgeschlossen.  Und ich meine, dass es für beinah jede Sportart gewinnbringend ist, das Bewegungsspektrum und die Kraftaspekte zu erweitern.

Ich persönlich nutze das Kraft- bzw. Langhanteltraining als Ausgleich für den Klettersport. Kraftsport mit der Langhantel führt nicht zu „dicken“ Muskeln und einer Verminderung des Bewegungsausmaßes, sondern kann bei individueller Auslegung sogar zu einer Erweiterung beitragen. Zum Beispiel kann ich beim Klettern durch sogenannte Deep Squats mit der Langhantel meine Fähigkeit vergrößern, über Hüfthöhe mit nur einem Bein aufzustehen, ohne aus der Wand zu fallen.

Katja Kinne | Physiotherapeutin und M.sc. Public Health, Hamburg

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