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Vor dem Gespräch: Kommunikation beginnt bei Ihnen selbst

Kommunizieren mit Selbstvertrauen – wie geht das? Die eigenen Belange können Sie nur überzeugend vermitteln, wenn Sie an sich glauben und an das, was Sie zu bieten haben – auch Ärzten gegenüber. Es ist nicht immer leicht und nicht jedem in die Wiege gelegt, selbstbewusst in Gespräche zu gehen, die vielleicht auch noch konfliktbehaftet sind. Sie können aber lernen, eine positive Einstellung gegenüber der eigenen Kommunikation zu entwickeln.
© iStock: AJ Wattamaniuk

Hier hilft eine  Gedankenübung, die manch einem anfangs knifflig erscheint: Überlegen Sie sich, warum andere Menschen sich gerne mit Ihnen unterhalten. Denken Sie dabei nicht an fachliche Dinge wie Ihr Wissen über Therapiemethoden und Abrechnungsfragen. Wenn Ihnen selbst nichts einfällt, fragen Sie die Menschen um Sie herum: Warum unterhaltet ihr euch gerne mit mir, was schätzt ihr an unseren Gesprächen?

Warum ich ein interessanter Gesprächspartner bin

Machen Sie sich am besten eine Liste von Gründen, warum ein Arzt gerne mit Ihnen sprechen würde – das wird Ihnen sicher helfen, selbstbewusster in das Gespräch zu gehen. Auf der Liste können Dinge stehen wie:

  • Ich kann ausgezeichnet zuhören. Ich schweige im richtigen Moment und stelle dann die wichtigen Rückfragen.
  • Ich zeige Verständnis und Empathie und strahle Vertrauen aus, sodass Menschen mir gerne Dinge erzählen.
  • Ich habe Humor und Charme. Bislang konnte ich noch jeden Gesprächspartner zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln bringen.
  • Ich kann gut flirten, mein Augenaufschlag ist bei vielen Ärzten bestimmt ein Eisbrecher.
  • Bisher liefen meine Arztgespräche immer super – das genügt mir schon als Zeichen dafür, dass Ärzte gerne mit mir sprechen.

Warum das, was ich tue, großartig ist

Hüten Sie sich auf der anderen Seite vor Pessimismus, der schnell zur self fulfilling prophecy wird, zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Wenn Sie davon überzeugt sind, Ärzte hätten sowieso keine Zeit für Sie und würden Ihnen im Gespräch nicht zuhören, werden Sie auch unterbewusst alles dafür tun, dass Sie Recht behalten und dass Ihnen das Gespräch tatsächlich nicht gelingt. Viel hilfreicher ist das Gegenteil: Machen Sie sich vor dem Gespräch bewusst, warum Sie stolz auf Ihre Therapie sein können. Wenn Sie selbst begeistert von Ihrer Arbeit sind, dann sind die Chancen groß, dass Ihre Begeisterung auch auf Ihre Gesprächspartner überspringt.

Den Ärzten zeigen: Therapie wirkt

Sie wollen den generellen Wert von Therapie aufzeigen? Kein Problem! Egal, ob Sie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder Podologie betreiben: Sie werden Studien und andere Belege dafür finden, dass Ihre Therapie wirkt. Bewegung ist besser als Tabletten, Übungen und Training sind unerlässlich, um das Sprechen zu erlernen oder nach einer Erkrankung in den Alltag zurückzukehren, und so weiter.

Das Ganze belegen Sie mit Artikeln, Studien und anderen Dokumenten, die Sie sich ordentlich ausgedruckt und sauber datiert zurechtlegen. Wie wichtig Heilmitteltherapie für unsere Gesellschaft ist, müssen sich viele Therapeuten erst einmal bewusst machen – und die Ärzte haben das noch viel weniger auf dem Schirm. Also zeigen Sie es Ihnen.

Warum Ihre Praxis anders ist als andere

Der zweite Punkt ist etwas schwieriger: Warum sollen Patienten in Ihre Praxis gehen– und nicht in die von Kollegen? Therapeuten wollen andere Praxen in der Regel nicht schlechtmachen, was auch gut ist. Das wäre unkollegial, schlechter Stil und würde auch bei Ärzten nicht gut ankommen. Sie können Ihre Praxis aber auf andere Weise hervorheben.

Stellen Sie nicht heraus, dass andere schlechter sind oder Sie besser – es genügt, zu zeigen, inwiefern Ihre Therapie anders ist. Vielleicht, weil Sie besondere Spezialisierungen haben, Fachwissen in seltenen oder sehr vielen Gebieten oder über moderne Praxisausstattung und Therapiegeräte verfügen.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist auch, wenn Kommunikation und Organisation in Ihrer Praxis gut funktionieren. Sie heben sich meist schon von anderen Praxen ab, wenn Sie sich Gedanken über Therapieberichte machen. Fragen Sie die Ärzte am besten, wie sie die Berichte gerne hätten, in welcher Form, mit welcher Struktur, mit dem Fokus auf welchen Inhalten. Das wird die meisten erst einmal positiv überraschen – und Sie in einem guten Licht dastehen lassen.

Die Arzthelferin, Ihre Freundin und Helferin

Denken Sie, wenn Sie ein Arztgespräch vorbereiten, auch an die Arzthelferinnen. Sie regeln die Abläufe in der Arztpraxis – und es ist viel Wert, sie als Verbündete zu gewinnen. Sie können sie zum Beispiel um Unterstützung bitten, um einen Termin zu bekommen oder eine Verordnung ändern zu lassen. Der Arzt muss zwar selbst auf der Verordnung unterschreiben, aber die eigentlichen Änderungen führen ohnehin oft seine Mitarbeiterinnen durch.
In Arztpraxen herrscht, wie im ganzen Gesundheitswesen, eine strenge Hierarchie, alles ist den Ärzten untergeordnet und auf ihre Weisung angewiesen. Das schmeckt auch nicht allen Arzthelferinnen. Über diese Ebene können Sie – oder, noch besser: Ihre Rezeptionsfachkraft – Gemeinsamkeiten herstellen und gut auf Augenhöhe kommunizieren. Denken Sie daran, dass Arzthelferinnen ihrem Selbstbild nach einem schwierigen, oft vernachlässigten Beruf nachgehen. Sie schätzen es sehr, wenn man das anerkennt, höflich ist und Ihnen Aufmerksamkeit und Respekt zollt.

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