Themenschwerpunkt Arztkommunikation: Is‘ was, Doc? Wie sag ich’s meinem Arzt
Dr. House findet am Ende (fast) immer die Wurzel allen Übels, die seltene Krankheit, die seinen Patienten plagt. Und das, obwohl er die ganze Zeit mit Schmerzmitteln zugedröhnt ist! Vor dem Fernsehgerät nickt der Hausarzt aus dem Nachbardorf wissend, während der unausstehliche TV-Diagnostiker über die Mattscheibe humpelt. Tief in seinem Herzen versteht er: Ärzte machen keine Fehler.
Auch Therapeuten sollten sich das zu Herzen nehmen. Zumindest dann, wenn sie mit Ärzten kommunizieren. Denn die meisten Mediziner haben ihre eigene fachliche Unfehlbarkeit verinnerlicht. Das liegt nicht daran, dass sie arrogant wären. Ihnen wurde diese Haltung in ihrer Ausbildung beigebracht. Und das nicht ohne Grund: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten führen zu Unsicherheit und damit zu Fehlern.
Wenn es um das Wohl der Patienten geht, ist Selbstsicherheit gefragt. Vermutlich würden Sie es auch lieber haben, wenn derjenige, der Sie gleich am offenen Herzen operiert, eine Aura der Unfehlbarkeit ausstrahlt. Und wenn Sie einen Unfall haben, wollen Sie, dass der Notarzt schnell und selbstbewusst entscheidet, was zu tun ist. Dazu kommt, dass Ärzte, die auf Patienten unsicher wirken, einen Nocebo-Effekt auslösen und den Heilungsverlauf verschlechtern können. Das antrainierte, unerschütterliche Vertrauen, das die meisten Ärzte in die eigene Kompetenz haben, ist also sinnvoll, macht nur eben die Kommunikation mit ihnen oft zur Herausforderung.
Andere nicht klein machen!
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Die Wortwahl ist entscheidend
Das beginnt bei vermeintlichen Kleinigkeiten: Sprechen Sie nicht davon, dass Angaben auf dem Rezept „falsch“ seien und dem Arzt ein „Fehler“ unterlaufen sei, sondern weisen Sie auf die „ungültige“ Verordnung hin. Warum? Richtig oder falsch – da geht es um die Kompetenzen des Arztes, um die Möglichkeit, dass der Arzt durch Unwissen oder Schlamperei etwas falsch gemacht hat. Gültig oder ungültig – das hängt mit der Kassenbürokratie zusammen und ist objektiv bewertbar. Die Wortwahl hat also einen großen Effekt darauf, ob Therapeuten direkt zu Beginn des Gesprächs aus Versehen das Selbstverständnis des Arztes angreifen. Das sollten Praxisinhaber verinnerlichen und ihren Therapeuten und vor allem Rezeptionskräften klare Sprachregelungen an die Hand geben.
Positive Grundhaltung und Selbstvertrauen
Dieses kleine Beispiel zeigt, wie sehr es in der Kommunikation mit Ärzten, wie auch in jeder anderen Kommunikation, auf die Details ankommt. Natürlich ist es schwierig, in einer mehr oder weniger spontanen Gesprächssituation tausend Kleinigkeiten im Kopf zu haben. Das ist aber auch gar nicht unbedingt nötig. Wenn Sie in der Kommunikation mit Ärzten eine positive Grundhaltung einnehmen und lernen, sich und Ihre Arbeit gut zu verkaufen, erledigen sich viele Details von ganz alleine.
„Ärzte sind Freunde!“, lautet dann das Motto. Das müssen Sie privat und auch berufspolitisch nicht so sehen, Sie können abends auf dem Sofa über Ärzte lästern und sich im Berufsverband gegen die Interessen von Ärztevertretern einsetzen. Befinden Sie sich aber gerade in der Rolle eines Praxisinhabers, ist jeder Arzt Ihr Freund und gleichzeitig Ihr Klient. Behandeln Sie ihn also respektvoll und begegnen Sie ihm gleichzeitig mit Selbstvertrauen.
Wie das funktioniert, zeigen wir in diesem Schwerpunkt:
Vor dem Gespräch: Kommunikation beginnt bei Ihnen selbst
Im Gespräch: Bewährte Strategien zum Einstieg
10 Tipps für das Arztgespräch – Ein Gastbeitrag von Anke Handrock
Kommunikation: „Auch Ärzte brauchen Zuspruch und Wertschätzung“ – Ein Interview mit Ralf Buchner