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Resilienz I

Als Therapeut leisten Sie jeden Tag einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität Ihrer Patienten. Doch wie steht es um Ihre eigene körperliche und mentale Gesundheit? Hier erhalten Sie Anregungen, wie Sie Ihre persönlichen Stressoren im Therapiealltag in den Blick nehmen und Lösungen entwickeln können. Denn: Nur wer sich gut um sich selbst kümmert, kann sich auch gut um Andere kümmern.
© Ina Kimmel

Wie geht es Ihnen momentan in Ihrem Therapieberuf? Sind Sie auch immer mal wieder überfordert, genervt oder müde von den ganzen Eindrücken, die Ihnen täglich im Therapiealltag begegnen? Gibt es diese Momente, in denen Ihr Gedankenkarussell nicht stillstehen möchte?

 Fürsorglich mit sich selbst umgehen

Das Thema Therapeutengesundheit ist in einem Jahr, das immer noch von der Pandemie geprägt sein wird, wichtiger denn je. In den letzten zwei Jahren wurden Ihre Krisenkompetenz und Ihre Resilienz, also Ihre psychische Widerstandsfähigkeit, enorm herausgefordert: neue Schutzverordnungen, Angst vor Ansteckung, Patientenschicksale, Konflikte, Zeitdruck, ein hoher bürokratischer Mehraufwand usw. Von vielen Kollegen weiß ich, dass sie die Pandemie teilweise an das Limit ihrer Kräfte gebracht hat. Im Laufe der Pandemie hat die psychische Belastung in der Bevölkerung generell enorm zugenommen.

Doch nicht nur in diesen Zeiten sind Selbstreflexion und Selbstfürsorge eine wichtige Basis für Ihre Gesundheit als Therapeut. Allzu oft vergessen wir im Therapiealltag, dass es nicht nur darum geht, gut für unsere Patienten zu sorgen, sondern dass es auch um die Frage gehen muss: Was wäre, wenn ich mich genauso gut um mich und meine Bedürfnisse kümmern würde wie um die Bedürfnisse meiner Patienten? Ich schätze, dass wir dann in Sachen Zufriedenheit und Ausgeglichenheit im Therapiealltag einen großen Schritt weiter wären.

Coaching-Impuls

Aus dem systemisch-lösungsorientierten Coaching möchte ich Ihnen einige Fragestellungen an die Hand geben, die Ihnen helfen, Ihre Bedürfnisse in diesem Jahr bewusster in den Fokus zu rücken. Nehmen Sie sich dafür einen Moment Zeit sowie Papier und Stift zur Hand. Ich lade Sie zu einem kleinen Perspektivwechsel ein. Denn oft fällt es uns viel leichter, Dinge zu benennen, die nicht gut gelaufen sind. Das kann sehr kräftezehrend sein. Außerdem bringt uns das bei der Entwicklung einer Lösung meistens nicht weiter.

In drei Schritten die eigenen Bedürfnisse erkennen und beachten

Also, auch wenn die letzten zwei Jahre anstrengend waren: Auf welche Ihrer Handlungen sind Sie stolz? Wie haben Sie es geschafft, diese Zeit zu meistern? Welche Ihrer Kompetenzen haben Ihnen dabei geholfen? Wer stand Ihnen als Netzwerk und Unterstützer zur Seite? Notieren Sie alles, was Ihnen dazu einfällt. Dieser Rückblick hilft Ihnen, die vergangene Zeit in ein anderes Licht zu rücken und gibt Ihnen Hinweise auf Ihre Ressourcen.

Im nächsten Schritt lade ich Sie zu einem Blick in die Zukunft ein. Stellen Sie sich vor, das Jahr 2022 geht zu Ende und Sie schauen zurück. Was wollen Sie dann erreicht haben? Welche Bedürfnisse haben in diesem Jahr mehr Raum bekommen? Wie haben Sie das konkret umgesetzt? Wer hat Sie dabei unterstützt? Malen Sie sich dieses Bild im Kopf genau aus und schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt.

Im dritten Schritt planen Sie nun die konkrete Umsetzung. Wie können Sie Ihre Selbstfürsorge-Ziele konkret umsetzen? Wer kann Sie dabei unterstützen? Welche Strukturen müssen Sie in Ihrem Berufsalltag ändern, um das möglich zu machen? Mit wem müssen Sie sprechen? Welche Aufgaben können Sie abgeben? Wovon können Sie mehr machen? Was ist ein erster, kleiner Schritt in die gewünschte Richtung? Versuchen Sie, die Umsetzungsschritte so konkret wie möglich auszuformulieren.

Ina Kimmel | Logopädin (B.Sc.), Sprechwissenschaftlerin (M.A.), Systemischer Coach (DGfC) aus Dortmund

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