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Letzte Hilfe

Wissen, was am Ende getan werden kann
Der Tod gehört zum Leben und jeder wird im Laufe seines Lebens auf verschiedene Weise damit konfrontiert – sei es mit dem Tod eines Kollegen, Bekannten, Angehörigen oder engen Freundes. Und natürlich hat jeder den eigenen Tod vor sich. Der Abschied vom Leben ist der schwerste. 
© Letzte Hilfe Deutschland

So ist es nicht verwunderlich, dass Tod ein angstbesetztes Thema ist und nichts, worüber gern gesprochen wird. Genau das trägt aber zu einem häufig hilflosen Umgang mit Sterben bei. Die wenigsten wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand im nahen Umfeld stirbt.

Das kleine 1×1 der Sterbebegleitung

Wie kann ein Sterbender begleitet werden? Antwort auf diese Frage möchte das gemeinnützige Unternehmen Letzte Hilfe Deutschland geben. Es ermutigt Menschen dazu, sich Sterbenden zuzuwenden. Denn das ist es, was Menschen am Ende ihres Lebens besonders benötigen. Letzte Hilfe Deutschland vermittelt Bürgern in Kursen Basiswissen und einfache Handgriffe, um Hemmungen zu nehmen und jeden zu kompetenter Sterbebegleitung zu befähigen, damit diese möglich wird.

„Begleiten statt töten“ ist ein Leitgedanke von Letzte Hilfe Deutschland, wendet sich gegen eine Verkürzung des Lebens und lehnt begleiteten Suizid ab. Stattdessen soll der Betroffene die passende Begleitung bekommen, die ihm ein Sterben in Würde ermöglicht. Die Idee eines Letzte Hilfe-Kurses hat Georg Bollig erstmals 2008 im Rahmen seiner Master Thesis zum Master of Advanced Studies (MAS) in Palliative Care formuliert und danach auf zahlreichen Veranstaltungen und Kongressen präsentiert. 2014 fanden die ersten Letzte Hilfe-Kurse in Norwegen, 2015 in Deutschland und Dänemark statt.

Tod als Teil des Lebens begreifen

Die Kurse werden von Hospiz- und Palliativmitarbeitern deutschlandweit vor Ort oder online abgehalten. Im Kurs geht es darum, die Normalität des Sterbens als Teil des Lebens zu verdeutlichen. Thematisiert werden unter anderem mögliche Leiden als Teil des Sterbeprozesses und wie sie gelindert werden können, der Umgang mit schweren, aber auch leichteren Stunden sowie die Abschiednahme. Die Kursteilnehmer überlegen gemeinsam, wie Abschied genommen werden kann und wo Möglichkeiten und Grenzen liegen. Zu den Kursinhalten gehören außerdem die Punkte Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Interessierte finden alle Kurstermine online.

Letzte Hilfe erweist sich als eine Idee, die scheinbar einen Nerv trifft. Das lassen jedenfalls diese Zahlen vermuten: In den wenigen Jahren seit Projektstart haben bereits mehr als 9.000 Personen an Letzte Hilfe-Kursen teilgenommen. Über 1.800 Kursleiter wurden ausgebildet und die Kurse verbreiten sich europaweit.

Praktizierte Mitmenschlichkeit: Kursleiter werden

Damit Letzte Hilfe genauso selbstverständlich wird wie Erste Hilfe, bildet Letzte Hilfe Deutschland Interessierte zu Kursleitern aus. Hier geht es darum zu lernen, andere zu befähigen, ihre Nahestehenden in der letzten Lebensphase zu begleiten und zu umsorgen. Voraussetzungen für die Teilnahme sind: eine hospizliche Haltung als Fähigkeit zur Selbstreflexion, praktische Erfahrung in der Hospiz- oder Palliativversorgung oder Erfahrung in der beruflichen/ehrenamtlichen Trauerarbeit sowie Lehrerfahrung in der Erwachsenenbildung oder Moderation von Gruppen. Wichtige Kompetenzen sind Lehrkompetenz, sozialkommunikative Kompetenz und gutes Zeitmanagement. Jeder Pädagoge, Ehrenamtliche, medizinisch Tätige, Erzieher, Heilerzieher, Pastor usw. kann Kursleiter werden.

Nach der eintägigen Schulung erhalten die Teilnehmer mit erfolgreichem Kursabschluss, dafür ist eine Präsentation während der Schulung erforderlich, ein Zertifikat und damit die Berechtigung, Letzte Hilfe-Kurse abzuhalten. Außerdem bekommen sie das Handbuch für Kursleiter Letzte Hilfe. Die Voraussetzung zum Abhalten von Letzte Hilfe-Kursen sind die Anerkennung der Kursregeln, das Zertifikat der Kursleiterschulung und ein multiprofessionelles Team aus zwei zertifizierten Kursleitern, von denen ein Kursleiter Arzt oder Pflegekraft sein muss. Die Termine für diese Schulung sind ebenfalls online veröffentlicht.

 Auch Kinder können einen Kurs besuchen

Erwachsene sprechen gewöhnlich nicht gerne mit Kindern über das Sterben. Weil aber auch Kinder und Jugendliche mit dem Tod konfrontiert werden, richtet sich ein kindgerecht aufbereiteter Kurs an 8- bis 16-Jährige und informiert über Sterben, Tod sowie Palliativversorgung. Die Kinder und Jugendlichen lernen, was sie für sterbende Mitmenschen tun können. Damit möchte Letzte Hilfe Deutschland nicht zuletzt ein Bildungskonzept schaffen, das die Grundlagen für eine sorgende Gesellschaft vermittelt. Der Kurs ist für Einzelpersonen, aber auch Gruppen, Vereine und Schulen gedacht.

Erste Hilfe und Letzte Hilfe

Beide stehen für Mitmenschlichkeit und die Bereitschaft, anderen Menschen in Not beizustehen. Sie können aktiv angewandt werden. Beispiele für die Erste Hilfe sind Wundversorgung und Herz-Lungen-Wiederbelebung, für die Letzte Hilfe sind es Mundpflege, das Haltgeben bei Unruhe und Verwirrtheit oder das Dasein für den Sterbenden in schwierigen Situationen. Zugewandtes Verhalten und soziales Engagement bilden das gemeinsame Fundament von Erster und Letzter Hilfe.

Dr. Bollig, Gründer der Letzten Hilfe Deutschland, definiert die beiden Begriffe folgendermaßen: Erste Hilfe – das sind Maßnahmen zur Hilfe bei akuter Verletzung und Erkrankung mit dem primären Ziel, das Überleben des Betroffenen zu sichern. Letzte Hilfe sind dagegen Maßnahmen zur Hilfe bei lebensbedrohlichen Erkrankungen mit dem primären Ziel, Leiden zu lindern und Lebensqualität zu erhalten.

Quelle: Letzte Hilfe Deutschland

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