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Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder

Kleinen Patienten mit Rat und Tat zur Seite stehen
Die Gefahr einer Verbrennung lauert im Alltag hinter jeder Ecke. Vor allem sind es übermäßige Hitzeeinwirkungen durch heiße Gegenstände und Flüssigkeiten, Dämpfe oder Gase, die Gewebe beschädigen. Vor allem Kinder sind betroffen: Ihre lebhafte motorische Entwicklung und ihr Erkundungsdrang führen dazu, dass alltägliche Gegenstände zu tückischen Gefahrenquellen werden. Im Kleinkindalter bis zu vier Jahren machen beispielsweise Verbrühungen 70 Prozent aller Verletzungen aus. Darüber hinaus verletzen sich jedes Jahr in Deutschland knapp 6.000 Kinder und Jugendliche durch Verbrennungen so schwer, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Das Ausmaß der Verbrennung entscheidet darüber, wie gefährlich sie für den Gesamtorganismus ist. So kann eine lokale Verbrennung Immunreaktionen auslösen, die eine Verbrennungskrankheit hervorrufen. Sie wirkt sich auf den gesamten Körper aus und kann zu einem Schock bis hin zu Organversagen oder einer Sepsis führen. Wenn größere Hautpartien verbrennen, veranlassen Ärzte so schnell wie möglich eine Hauttransplantation. Bei der Nachsorge spielt Physio- und Ergotherapie eine wichtige Rolle, um verloren gegangene Funktionen mit Krankengymnastik oder dem Einsatz einer Schiene wiederherzustellen.

Ein schwerer Verbrennungsunfall betrifft meistens alle Familienmitglieder. Der Klinikaufenthalt und die Rehabilitation in spezialisierten Kliniken kosten den kleinen Patienten und seine Eltern viel Kraft und Geduld. Oft sind die Zeichen des Unglücks ein Leben lang sichtbar. Viele Heranwachsende, die wegen eines Unfalls Narben davontragen, werden von ihrem Umfeld gehänselt. Der Umgang mit den spezifischen körperlichen und seelischen Leiden ist jedoch häufig nicht angemessen organisiert.

Während jeder Phase nach dem Unfall dabei

Genau deshalb gründeten Gabriele Scheler und Adelheid Gottwald 1993 Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder, nachdem ihre eigenen Kinder erst durch Zufall in die Behandlung spezialisierter Fachleute kamen. Der Verein möchte betroffenen Familien während jeder Phase nach dem Unfall beratend zur Seite stehen. Daneben ist die Präventionsarbeit ein wichtiges Anliegen, denn Experten schätzen, dass sich etwa 60 Prozent der Unfälle durch Aufklärung vermeiden lassen. Paulinchen hat dafür ein Kompetenznetzwerk aus Spezialisten aufgebaut, die sich gemeinsam für Familien mit brandverletzten Kindern einsetzen und auf Unfallgefahren aufmerksam machen. Darüber hinaus vertritt die Initiative die Interessen der Betroffenen in der Öffentlichkeit und koordiniert zahlreiche Regionalgruppen in größeren Städten Deutschlands.

Wissen über Brandverletzungen verbreiten

Auf ihrer Website stellt die Paulinchen-Initiative ein breites Informationsangebot in mehreren Sprachen zur Verfügung. Sie möchte mit Präventionsmaterial Eltern von Kindern sensibilisieren und auf mögliche Gefahren im Alltag hinweisen, etwa mit dem Video „Grillunfälle verhindern“, der Broschüre „Aktion Paulinchen – So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen” und dem Plakat zu Verbrennungs- und Verbrühungsgefahren. Mit kostenfrei ausdruckbaren Spielen lernen Eltern und ihre Kinder gemeinsam.

Paulinchen berät umfangreich und gibt beispielsweise Tipps für die Erste Hilfe im Notfall. Mithilfe einer interaktiven Karte finden Familien spezialisierte Zentren und Kliniken für brandverletzte Kinder, die mit dem Gütesiegel „Sicherheit und Qualität für brandverletzte Kinder“ ausgezeichnet sind. Speziell für Jugendliche gibt es einen Fragen-Antwort-Katalog sowie ein Lexikon, das relevante Begriffe in einfacher Sprache erklärt. Alle Altersgruppen können sich an die kostenlose Paulinchen Beratungshotline wenden.

Familien, die sich für eine Mitgliedschaft im Verein entscheiden, können an den jährlich stattfindenden Paulinchen-Seminaren teilnehmen. Dort haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, andere Betroffene kennenzulernen und Erlebnisse spielerisch aufzuarbeiten. Für die Fragen der Eltern nehmen sich Experten (Erzieher, Fachärzte und Physiotherapeuten) Zeit.

Tag des brandverletzten Kindes: 7. Dezember

2010 rief Paulinchen diesen Tag ins Leben, um damit umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten. Noch immer müssen in Deutschland jährlich mehr als 30.000 Kinder unter 15 Jahren aufgrund von Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden. Deswegen will die Initiative verstärkt auf Unfallgefahren und Folgen von Verbrennungen aufmerksam machen. Jedes Jahr geht es um ein anderes Thema, zum Beispiel um unterschiedliche Behandlungsmethoden oder Erste-Hilfe-Maßnahmen für den Notfall.

Verbrennungsprävention während des Weihnachtsfests

Das schönste Fest des Jahres steckt voller Gefahrenquellen. Mit den folgenden Tipps erkennen und verhindern Sie diese:

  • Brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt lassen.
  • Zeigen Sie Kindern, wie Kerzen sicher angezündet und gelöscht werden.
  • Beim Adventskranz Stumpenkerzen verwenden, da sie für Stabilität sorgen.
  • Kerzen rechtzeitig auswechseln.
  • Durch beheizte Räume können Kerzen und der Weihnachtsbaum schnell austrocknen. Dabei bilden sich Gase um die Zweige, die sich bei Kontakt mit Feuer explosionsartig entzünden können.
  • Mit Kindern im Haushalt empfiehlt sich anstatt echter Kerzen eine Lichterkette.
  • Offenes Feuer beziehungsweise Kerzen löschen, wenn Sie das Haus verlassen.

Einen Brand nur löschen, wenn das ohne Eigengefährdung möglich ist. Anderenfalls die Türen schließen, die Wohnung verlassen und die Feuerwehr alarmieren.

Quelle: Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e. V.

Außerdem interessant:

Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft

Deutscher Kinderschutzbund

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