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Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie

Wegbereiter für individuelle Lebenschancen
Legasthenie ist ein anderer Begriff für eine Lese-Rechtschreibstörung, mit der gravierende Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder Schreibens bezeichnet werden. Beim Lesen zeigt sich das beispielsweise als häufiges Stocken oder Verlieren der Zeile im Text, beim Schreiben in einer hohen Fehlerzahl. Gemäß Weltgesundheitsorganisation liegt Legasthenie vor, wenn Kriterien wie Entwicklungsalter, Intelligenzminderung, fehlende Beschulung, psychische Erkrankung oder Hirnschädigung nicht greifen.
© wildpixel

Dyskalkulie, auch Rechenstörung genannt, beschreibt Probleme beim Erlernen des Rechnens. Ein Anzeichen ist zum Beispiel, wenn Zahlen nicht benannt oder geschrieben werden können. Häufig fehlen ein Mengenverständnis und Zählfertigkeiten, sodass das Erlernen der Grundrechenarten stark beeinträchtigt ist.

Die Ursachen für Legasthenie und Dyskalkulie liegen vermutlich in einer komplexen Kombination mehrerer Faktoren: Genetik kann eine Rolle spielen, ebenso neurobiologische Prozesse im Gehirn. Im Falle der Legasthenie laufen diese bei der Verarbeitung von Sprache anders ab, bei Dyskalkulie sind sie anders vernetzt. Das wirkt sich wiederum auf die Kognition aus, also auf Denk- und Wahrnehmungsprozesse.

Probleme zeigen sich bei Kindern in allen Schulfächern, in denen gelesen und geschrieben wird. Dazu kommen Schwierigkeiten in alltäglichen Situationen, etwa beim Lesen der Uhr oder Abzählen von Geld. Außerdem treten häufig Komorbiditäten auf, also Begleiterkrankungen wie ADHS, Angst- und depressive Störungen sowie Vermeidungsverhalten, schulische Probleme und psychosomatische Beschwerden. Sie sind auch auf die wiederholten Misserfolge zurückzuführen, die betroffene Kinder trotz großer Anstrengung erleben müssen.

Einsatz für bessere Rahmenbedingungen

Seit 1974 unterstützt der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) Menschen mit Lese-Rechtschreibstörung und Rechenstörung, ihre Familien sowie Therapeuten und Lehrkräfte. Er fordert bessere Rahmenbedingungen in Schule, Ausbildung und Beruf und schärft mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit das gesellschaftliche Bewusstsein für die Schwierigkeiten, denen sich Betroffene täglich stellen müssen. Er setzt sich für Chancengleichheit und ein Umfeld ein, das Stärken von Menschen erkennt und fördert – nicht zuletzt bei der Bewertung von Leistungen.

Seine qualifizierte Basis erhält der BVL durch die Zusammenarbeit mit Pädagogen, Ärzten, Psychologen und Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen. So kann der BVL die spezifischen Problematiken definieren und geeignete Therapie- und Förderansätze finden, bzw. kritisch prüfen.

Unterstützung in vielerlei Form

Auf seiner Website informiert der BVL detailliert über Legasthenie und Dyskalkulie, über Anzeichen, Diagnostik und Therapie. Mehrere S3-Leitlinien sind abrufbar. Der Umgang mit Legasthenie oder Dyskalkulie beim eigenen Kind ist für Eltern herausfordernd. Der Bundesverband gibt Tipps und berät individuell und praxisnah, etwa mit dem kostenlosen Elternratgeber, einer Checkliste zum Nachteilsausgleich, Informationen zur Kostenübernahme bei einer Therapie sowie Empfehlungen für Ausbildung, Studium und Beruf.

In der Infothek stehen Literatur, Flyer und Infofilme zur Verfügung, die Fachinformationen und Neuigkeiten zu Diagnoseverfahren und Therapieansätzen liefern. Zusätzlich hat der BVL eine Auswahl von Lernprogrammen und -software für Legasthenie und Dyskalkulie zusammengestellt, die auf den Erkenntnissen der medizinischen Leitlinie beruhen und wissenschaftlich evaluiert wurden.

Der BVL und seine Landesverbände bieten ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm an, zu dem auch Fortbildungen und Fachkongresse gehören. Ansprechpartner aus den Landesverbänden unterstützen vor Ort, oft mit einer Selbsthilfegruppe.

Angebote für junge Menschen

Die Gruppe „JA – die Jungen Aktiven“ richtet sich an betroffene Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 35 Jahren. Sie tauschen sich aus, geben einander Tipps und unterstützen sich gegenseitig. Im Vordergrund steht der Gemeinschaftsgedanke. Eine Mitgliedschaft ist kostenlos und unverbindlich.

Dazu gehört auch ein Mentoring-Angebot für eine Begleitung in bestimmten Lebensabschnitten, beispielsweise beim Schulabschluss oder zum Ausbildungs-/Studienbeginn. Der Betroffene wird ermutigt, sich Ziele zu setzen, diese anzugehen und zu erreichen.

Dyslexie- oder Dyskalkulie-Therapeut nach BVL®

Akademisch qualifizierte Logopäden und Abiturienten mit einer abgeschlossenen Logopädie-Ausbildung und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung können sich in einer zertifizierten Einrichtung zum Therapeuten nach BVL-Standard weiterbilden.

Die Weiterbildung umfasst 450 Stunden und besteht aus theoretischen und praktischen Inhalten. Zum Beispiel werden Kenntnisse über Grundlagen, Diagnostik, komorbide Störungen und den schulischen Kontext sowie über verhaltenstherapeutische Verfahren, Gesprächsführung, Beratung, Falldokumentation und Evaluation vermittelt. Zum Praxisteil gehören Hospitationen, Supervision und das Arbeiten an drei konkreten Fällen mit Verlaufsdokumentation.

Der BVL unterstützt zertifizierte Therapeuten u. a. mit Tagungen, Publikationen und Rat, Praxishilfen für die tägliche Arbeit, Fachinformationen zu Therapieansätzen sowie einem Eintrag in die Online-Therapeutenliste.

Bundesweiter Aktionstag am 30. September

Der BVL und die Deutsche Kinderhilfe haben den nationalen Tag der Legasthenie und Dyskalkulie 2016 ins Leben gerufen, um betroffenen Kindern eine Stimme zu geben. Er soll die Aufmerksamkeit für diese Kinder erhöhen. Sie sollen als Schüler endlich die Chance haben, gesund, erfolgreich und selbstbewusst aufzuwachsen, indem sie frühzeitig begabungsgerecht gefördert werden.

Quelle: Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.
c/o EZB

Alemannenstraße 5

53175 Bonn

Telefon 0228 38 75 50 54

Di und Mi von 10:00 bis 12:00 Uhr

www.bvl-legasthenie.de

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