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Inkontinenz Selbsthilfe

Schluss mit einem Tabuthema
Inkontinenz ist das, was wir umgangssprachlich als Volkskrankheit bezeichnen. Sie ist weit verbreitet: Mehr als neun Millionen Menschen leiden in Deutschland daran, von den über 70-Jährigen sind etwa 30 Prozent betroffen. Mit Inkontinenz ist der Verlust der Fähigkeit gemeint, Urin in der Harnblase zu speichern oder den Stuhlabgang zurückzuhalten. Ort und Zeitpunkt der Urin- oder Stuhlentleerung können somit nicht selbst bestimmt werden.
© andriano_cz

Die Ursachen sind ebenso wie die Schweregrade unterschiedlich, diverse Erkrankungen und Verletzungen kommen in Betracht. Ein häufiger Grund ist das gestörte Zusammenspiel von Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur. Weibliche Harninkontinenz lässt sich oft durch einen geschwächten Beckenboden erklären – und zwar bei Frauen jedes Alters. 35 bis 45 Prozent der betroffenen Frauen leiden unter der sogenannte Belastungsinkontinenz. Dabei handelt es sich um Störungen des Harnröhrenverschlusses, der dem erhöhten Druck bei Niesen, Lachen oder Husten nicht standhalten kann. Schwangerschaft und Geburt sind Risikofaktoren, aber auch operative Eingriffe, hormonelle Veränderungen und Blasenentzündungen spielen eine Rolle. Beim Mann fördern chirurgische Eingriffe und Erkrankungen der Prostata die Inkontinenz.

Der Leidensdruck ist bei den Betroffenen meistens groß, da Aktivitäten aus Sorge vor unkontrolliertem Harn- oder Stuhlabgang nur begrenzt möglich sind oder ganz vermieden werden. Weiterer Druck entsteht durch Einschränkungen im Alltag, etwa beim Sport oder in der Partnerschaft.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind gut: Beckenbodentraining, Biofeedback und Elektrotherapie können effektiv sein. Toilettentraining, Medikamente oder eine Anpassung der Lebensweise in Bezug auf Gewicht, Rauchen und Ernährung lindern die Beschwerden oder können die Inkontinenz sogar heilen. Auch operative Eingriffe können Erfolg zeigen.

Helfen, informieren und fördern

Inkontinenz ist oft schambehaftet und wird ungern öffentlich besprochen. Daher ist ein Raum für Fragen und Austausch für Erkrankte und Angehörige wichtig. Genau diesen bietet die 2006 von Betroffenen gegründete Inkontinenz Selbsthilfe. Sie möchte dazu beitragen, krankheitsbedingte Lebensumstände zu verbessern. Ihr Ziel ist es, Betroffene, ihre Angehörigen sowie Hilfesuchende zu informieren, Austausch zu ermöglichen und die Öffentlichkeit aufzuklären.

Dafür lässt sie Informationen von Fachkräften zusammenstellen, gründet und betreut Selbsthilfegruppen, arbeitet mit anderen Institutionen zusammen und vertritt politische Interessen. Die Inkontinenz-Selbsthilfe fordert, interveniert und setzt sich zum Beispiel für die Verbesserung und Kostenübernahme bei der Hilfsmittelversorgung ein. So hat sie sich bei der Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses des GKV-Spitzenverbandes eingebracht und war an der Erstellung der S2k-Leitlinie „Beratung in der Hilfsmittelversorgung“ beteiligt.

Hauptanliegen: Menschen zusammenbringen

Der Verein ermöglicht es Betroffenen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu stärken. Sie erhalten Tipps für den Umgang mit Ärzten, Krankenkassen und der Bürokratie. Da das Thema schambesetzt ist, spielt Anonymität eine wichtige Rolle. Deshalb hat sich der Verein von Anfang an darum bemüht, ein umfassendes Online-Angebot auf die Beine zu stellen. Dazu gehören Video-Konferenzen, aber auch das kostenfreie Online-Selbsthilfe-Forum. Hier können sich Betroffene austauschen und erhalten Antworten auf ihre Fragen.

Die Inkontinenz Selbsthilfe informiert auf ihrer Website umfangreich: über Formen, Blasenerkrankungen, Inkontinenz bei Frauen, Untersuchungen, Hilfsmittel, Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen, wie Beckenbodentraining, operative Behandlung, Medikamente oder sakrale Neuromodulation (das sind Blasen- und Darmschrittmacher). Hilfreich sind die Tipps für die Vorbereitung eines ersten Arztbesuches. Außerdem können sich Interessierte über aktuelle Projekte des Vereins sowie Veranstaltungen und Seminare informieren. Auch Medienberichte stehen zur Verfügung.

In einer interaktiven Landkarte sind die qualifizierten und interdisziplinär arbeitenden Fachzentren für die Bereiche Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Kinderurologie, Neurourologie, Proktologie und Koloproktologie aufgelistet. Betroffene finden hier ein für sie passendes Fachzentrum in ihrer Region. Im Selbsthilfeverzeichnis der Vereine und Organisationen gibt es weitere Ansprechpartner zum Thema Inkontinenz.

Quelle: Inkontinenz Selbsthilfe e. V.

Erste Tipps, um Inkontinenz vorzubeugen

Inkontinenz kann durch präventive Maßnahmen in vielen Fällen verhindert werden. Dafür sind unter anderem Kenntnisse über Risiken und Ursachen sowie ein persönliches Gesundheitsbewusstsein nötig. Bereits Kinder sollten lernen, die Toilette nicht zu oft aufzusuchen, aber auch die Entleerung nicht stundenlang zurückzuhalten. Eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität beeinflussen Risikofaktoren wie Verstopfung und Übergewicht positiv. Frauen jedes Alters sollten sich um eine starke Beckenbodenmuskulatur kümmern, gegebenenfalls mit einem Beckenbodentraining. Das Training empfiehlt sich generell für all diejenigen mit sitzenden Tätigkeiten und gehört zu einer guten Rückbildungsgymnastik nach einer Entbindung. Bei Älteren sind Mobilität und körperliche Fitness wichtig, denn körperliche und geistige Beweglichkeit können eine Inkontinenz vorbeugen bzw. die Entstehung hinauszögern. Zusätzlich sollte auf einen ausgeglichenen Wasser-Elektrolythaushaushalt geachtet werden.

Internationaler Inkontinenztag am 30. Juni

Der internationale Inkontinenztag rückt das Tabuthema in den Vordergrund. Er wird genutzt, um über Harn- und Stuhlinkontinenz aufzuklären und um auf das damit verbundene Leiden aufmerksam zu machen. Er soll zu einem verständnisvollen Miteinander beitragen.

Inkontinenz Selbsthilfe e. V.

c/o Matthias Zeisberger

Röttkenring 27

13053 Berlin

Kontakt nur per E-Mail kontakt@inkontinenz-selbsthilfe.com

www.inkontinenz-selbsthilfe.com

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