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Silikonschlauch

Eva Kösters setzt beim Stimmtraining auf "Tube Phonation"
Mein Favorit bei der Arbeit mit Stimmpatienten und Profisprechern sind Silikonschläuche für das Stimmtraining. Bei diesen Stimmübungen wird durch einen Schlauch in ein Gefäß mit Wasser getönt, die Stimme wird dadurch voller und klarer. Da die Übungen einfach und dabei so effektiv sind, nutze ich die Schläuche täglich: bei der Therapie unterschiedlichster Stimmstörungen, beim Business Voice Coaching und für meine eigene Stimmpflege.
© Eva Kösters

Wie wirkt die Übung?

Die sogenannte „Tube Phonation“ gehört wie das Lippenflattern zur Übungsgruppe der SOVTE (Semi-occluded vocal tract exercises, das sind Übungen mit teilweise verschlossenem Vokaltrakt). In diesem Fall werden der Wasserwiderstand und die gleichzeitige Verlängerung des Ansatzrohres für zwei Hauptziele (fast) jeder Stimmtherapie genutzt – für die Regulierung von Atemdruck und Stimmlippenschwingung. Daher eignet sich die Übung für die Behandlung scheinbar sehr unterschiedlicher Störungsbilder, von Stimmlippenknötchen bis zu Stimmlippenlähmungen.

Die Übungen sind schnell zu erlernen und zeigen unmittelbar Effekte, die auch durch Studien belegt sind, wie die Verbesserung der Resonanz und des Zusammenspiels von Atmung und Stimme. Das führt zu einer hohen Übungsbereitschaft bei den Patienten. Sie haben nun ein konkretes Hilfsmittel gegen ihre Stimmprobleme „in der Hand“. Diese Stimmübungen sind weniger abstrakt als viele andere und werden daher so gut angenommen. Außerdem ist das zugrunde liegende physikalische Prinzip für die Patienten sichtbar und nachvollziehbar.

Aber nicht nur im Rahmen der Stimmtherapie, auch als stimmliches Warm-up vor Sprech- und Gesangsauftritten oder als Erste-Hilfe-Maßnahme bei angeschlagener Stimme hat sich das Training mit dem Schlauch bewährt. Ich nutze die Übungen ebenfalls regelmäßig, um mich beispielsweise auf Vorträge vorzubereiten.

Wie wird die Übung durchgeführt?

Die Grundübung bietet viele störungsspezifische Variationen und sollte wie alle Stimmübungen individuell an den Patienten angepasst werden. Als Ausgangsstellung befindet sich ein Ende des Silikonschlauches in einem Gefäß mit Wasser, das andere Ende wird zwischen den Zähnen mit den Lippen umschlossen. Ich persönlich verwende am liebsten Plastikflaschen, da sie meiner Meinung nach die entstehende Vibration besser übertragen als Glasgefäße.

Vor allem zu Beginn sollten sich nur wenig Wasser im Gefäß (etwa drei Fingerbreit) und der Schlauch nicht zu tief darin befinden. Dann erfolgt die Stimmgebung leichter, weil gegen wenig Wasserwiderstand phoniert wird. Die Haltung ist aufrecht-entspannt. Wangen, Zunge und Kiefer sind locker. Dann werden lange und kurze „Uuhs“ durch den Schlauch geschickt, so dass das Wasser in der Flasche gleichmäßig blubbert und die Wangen locker vibrieren. Als Steigerung können einzelne an- und absteigende Töne oder auch Gleittöne und Melodien genutzt werden. Man hört, sieht und spürt, ob die richtige Dosis Druck eingesetzt wird. Das wirkt wie eine Wellnessmassage für die Stimme!

Welche Schläuche werden benötigt?

Ich stieß 2011 auf die Silikonschläuche und ihre Anwendung in Anlehnung an die finnische Methode LAX VOX® und habe seither verschiedenste Varianten ausprobiert. Die Schläuche haben folgende Maße: circa 35 cm Länge, 1 cm Durchmesser, 2 mm Wandstärke. Das flexible Silikon ist, meiner Erfahrung nach, im Gegensatz zu anderen Materialien am angenehmsten für die Übung.

Eva Kösters | Logopädin, Fachtherapeutin Stimme & Inhaberin Kompetenzzentrum Logopädie & Business Voice Coaching, Berlin

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