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Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung

Betroffene beraten Betroffene
„Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) unterstützt und berät Menschen mit Behinderungen, von Behinderung bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige unentgeltlich bundesweit zu Fragen der Rehabilitation und Teilhabe.“ So definiert sich die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanzierte Beratungsstelle. Mittlerweile gibt es über 500 EUTB-Angebote in ganz Deutschland. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Beratungen überwiegend von selbst Betroffenen durchgeführt werden. Die Aufteilung in verschiedene Fachbereiche sieht beispielsweise die Beratung eines psychisch erkrankten Menschen durch einen ebenfalls psychisch Erkrankten vor, der sowohl den Leidensweg als auch die passenden Hilfsangebote kennt. Somit ist ein Gespräch auf Augenhöhe möglich.
© Mikanaka

Leitgedanke

Die Menschenrechte und insbesondere die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen sowie Artikel 3 des Grundgesetzes („Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“) bilden den Grundstein der EUTB. Sie berät unabhängig bei jeder Art von Teilhabebeeinträchtigung. Dabei arbeiten Mitarbeiter mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammen, um Fachwissen und Erfahrung optimal zu verbinden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Peer Counseling: Betroffene beraten Betroffene.

Wer steht dahinter

Die EUTB wird von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Gesellschaft Selbstbestimmt Leben UG umgesetzt. Diese beiden Institutionen sind für die Begleitung, Qualität der Beratung, Durchführung der Schulungsveranstaltungen und dem Ausbau des Peer Counselings zuständig. Außerdem stellen sie die Vernetzung zwischen der EUTB und bereits vorhandenen Beratungsstrukturen her. Die Förderung der EUTB ist bis 2022 gesichert.

Beratungsangebot

Beratungen werden für verschiedene Beeinträchtigungen angeboten, die sich in acht Bereiche unterteilen: körperliche Beeinträchtigungen, Sprach- und Sprechstörungen, psychische Beeinträchtigungen, Lernbehinderungen, Blindheit und Sehbehinderungen, Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit, kognitive Beeinträchtigungen und mehrfache Beeinträchtigungen. Auf der Website der EUTB können Beratungsstellen nach Bundesland und Fachbereich gesucht werden. Hier finden Interessierte das komplette Beratungsangebot.

Die Website ist in leichter Sprache und Gebärdensprache nutzbar. Sachdienlich sind die Links zu weiteren Hilfsangeboten und Informationsseiten. Erwähnenswert ist außerdem das Wörterbuch mit relevanten Begriffen zum Thema „selbstbestimmte Teilhabe“.

Informationsmaterial für die Praxis

Informative Flyer stehen in mehreren Sprachen sowie in leichter Sprache zur Verfügung und können ausgedruckt oder kostenfrei bestellt werden. Weitere fachliche Unterlagen, zum Beispiel die Dokumentationen von Schulungsveranstaltungen, stehen – ebenfalls kostenfrei – als PDF bereit. Die EUTB informiert per Newsletter über aktuelle Themen, etwa über das Budget für Ausbildung.

Einige regionale EUTB-Stellen sind mittlerweile auf Facebook und Instagram zu finden. Sie veröffentlichen aktuelle politische Beiträge, regionale Angebote und Neuigkeiten. Erwähnenswert ist die Facebookseite „EUTB in Gebärdensprache Bayern“, die interessante Links und Beiträge teilt.

App

Mit der kostenlosen App „Teilhabeberatung“ für Android und iOS können sich Betroffene per Smartphone jederzeit und überall informieren und Hilfe suchen. Schnell und einfach ist ein Beratungsangebot auswählbar und ein Termin vereinbart. Auch Therapeuten finden hier wichtige Details.

Netzwerken

Ein wichtiges Merkmal der EUTB ist die regionale Vernetzung mit verschiedenen Anbietern aus dem Gesundheitssektor. So kann die EUTB ihre Klienten an die richtigen Stellen verweisen. Die Ergotherapie spielt hier eine wichtige Rolle. Daher kann es für Ergotherapeuten sinnvoll sein, den Kontakt mit der örtlichen EUTB-Stelle herzustellen, um Teil des Netzwerkes zu sein.

Gebärdendolmetscher

Für Gehörlose und EUTB-Berater mit Hörbehinderung steht ein kostenloser Dolmetscherservice zur Verfügung. Die Tess-Relay-Dienste sind Partner der Fachberatung, Gebärden- und Schriftsprachdolmetscher können jederzeit zur Unterstützung herangezogen werden. Weitere Details sind auf der EUTB-Website zu finden.

Evaluation

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat zwei Institute beauftragt, das Projekt EUTB zu evaluieren. Dabei soll untersucht werden, ob die Ziele erreicht werden und was dazu beiträgt, damit die Teilhabeberatung erfolgreich ist.

Aktuell

Die meisten EUTB-Teilhabeberatungsstellen haben ihre Kostenbewilligung für den Zeitraum 2021 bis 2022 bereits erhalten.

Ein interessanter Begriff: Peer Counseling

Mit dem Begriff „Peer Group“ werden Gruppen bezeichnet, deren Mitglieder eine Gemeinsamkeit aufweisen, zum Beispiel Geschlecht, Alter oder Beruf. Auch Psychiatrie-Erfahrungen oder Behinderungen können das verbindende Element sein.

„Counseling“ bedeutet Beratung.

So meint Peer Counseling die Beratung unter Gleichgesinnten bzw. Betroffenen. Der Ratsuchende und die beratende Person teilen eine Gemeinsamkeit. Diese Beratungsmethode wurde in den 1960er Jahren von US-amerikanischen Studenten und ihren Professoren entwickelt. Ideengeber war der Psychologe Carl R. Rogers (1902 bis 1987).

Quelle: gsub – Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH

Außerdem interessant:

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