Arztkommunikation für Fortgeschrittene
Serie: Fallbeispiel aus der up-premium plus Hotline
Arztkommunikation für Fortgeschrittene
Für jeden Heilmittelerbringer ist unerlässlich, den Kontakt zu den wichtigsten Zuweisern ihrer Praxis aufrechtzuerhalten. Es gibt aber Situationen, in denen es die Ärzte einem nicht gerade leicht machen, die Kommunikation mit Freude zu gestalten. Ein Beispiel dafür war die Physiotherapeutin Svenja Bremer* aus Bayern, deren Zuweiser urplötzlich nur noch Massage verordneten.
Frau Bremer hatte damit zu kämpfen, dass die Patienten fast nur noch Massage ohne Zusatzleistungen verordnet bekamen. Keine Krankengymnastik, keine manuelle Therapie, keine Wärmebehandlung! Einfach nur Massage. Zunächst hielt Frau Bremer dies für ein vorübergehendes Phänomen. Als aber auch in der zweiten Woche in Folge nur Massageverordnungen kamen, wurde sie etwas unruhig.
Sie rief bei der up-premium plus Hotline an und holte sich dort Rat bei Björn Schwarz, was sie in ihrer schwierigen Situation machen sollte. Gemeinsam legte sie mit ihm fest, dass die aktuelle Situation genau analysiert werden muss. Dazu rief die Praxisinhaberin bekannte Praxen aus ihrer Umgebung an, um herauszufinden, ob es dort dasselbe Phänomen gab. Wie erwartet, bestätigten alle angerufenen Kollegen dasselbe Problem.
Ärztestammtisch beschließt Verordnungsminimierung
Ziel des nächsten Schrittes war es, herauszufinden, was die Ärzte in der Region zu diesem Verhalten veranlasst hatte. Frau Bremer kennt einen der zuweisenden Ärzte recht gut. Dieser hat sie in der Vergangenheit immer mal wieder angerufen, wenn er fachliche Fragen zum Thema Physiotherapie hatte. Die Physiotherapeutin rief den Arzt also an und erfuhr durch ihn vom letzten Ärztestammtisch. Dort hatte der Vorsitzende von einem Regress erzählt, der ihm drohen würde. Zudem sehe er es nicht ein, dass Physiotherapeuten für Leistungen bezahlt würden, für die sie nicht einmal aktiv etwas tun müssten, wie beispielsweise Wärmepackungen. Alle anwesenden Ärzte trügen mit ihrem privaten Budget das Risiko für die Gewinne der Therapeuten. Er warnte alle Anwesenden ausdrücklich vor der Regressgefahr, die durch zu viel verordnete Heilmittel ausgehen würde. Dann folgte der Vorschlag, sich gemeinschaftlich darauf zu einigen, das Volumen der Verordnungen drastisch zu reduzieren. Die Anwesenden einigten sich darauf, fortan keine Passivleistungen mehr zu verordnen. Um noch mehr zu sparen, trafen sie auch gleich noch die Verabredung, nur noch Massagen zu verschreiben. Die Erfahrung zeige schließlich, dass die Therapeuten sowieso mit der Methode behandeln würden, die der Patient benötige und sich nicht strikt daran hielten, was auf der Verordnung stehe. Wenn ein Patient also manuelle Therapie benötige, dann würde er diese schon bekommen, auch wenn nur Massage verordnet sei.
Aktiv auf die Ärzte zugehen hilft
Frau Bremer erkundigte sich vorsichtig, warum denn der Arzt sich auf die Absprache eingelassen habe. Sie bekam zur Antwort, dass er natürlich schon Sorge vor einem Regress habe und sich deswegen schützen wolle. Frau Bremer versuchte nach dem Gespräch, Kontakt mit dem Vorsitzenden des Ärztestammtisches aufzunehmen. Ohne Erfolg, einen Gesprächstermin bekam sie nicht. Ihren gut bekannten Arzt besuchte Frau Bremer am übernächsten Tag noch einmal persönlich. In einem Gespräch konnte sie ihn rasch davon überzeugen, dass er genau die Therapie verordnen kann, die er für notwendig und sinnvoll hält. Wenn er sich dabei an die Vorgaben des Heilmittelkatalogs hält, dann kann er dafür auch nicht in Regress genommen werden. So steht es in § 15 der Prüfvereinbarung der KV Bayern geschrieben. Den Auszug aus der Vereinbarung hatte Frau Bremer bei ihrem Besuch auch gleich dabei gehabt. So war die Verunsicherung des Zuweisers schnell ausgeräumt. Frau Bremer ist jetzt dabei, weitere Ärzte zu besuchen, um auch diesen die Sicherheit zu vermitteln, die sie bei der Verordnung von Heilmitteln gerne haben möchten.
Behandeln nach Verordnung
Was ist aber mit den Patienten von den Ärzten, die bei der Vereinbarung vom Stammtisch bleiben? Diese werden natürlich behandelt. Genauso wie es verordnet ist. Mit 15 bis 20 Minuten Massage. Diese Patienten haben aber selbstverständlich die Möglichkeit sich im Anschluss an die Massage weitere Leistungen auf Selbstzahlerbasis hinzuzukaufen, wenn es ihnen hilft, ihre individuellen Ziele schneller und effektiver zu erreichen.
Frau Bremer ist zuversichtlich, dass sich die Situation in ihrer Praxis in den kommenden vier bis sechs Wochen wieder normalisiert.
*Name von der Redaktion geändert