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Arztkommunikation für Fortgeschrittene

Serie: Fallbeispiel aus der up-premium plus Hotline

Arztkommunikation für Fortgeschrittene

Für jeden Heilmittelerbringer ist unerlässlich, den Kontakt zu den wichtigsten Zuweisern ihrer Praxis aufrechtzuerhalten. Es gibt aber Situationen, in de­nen es die Ärzte einem nicht gerade leicht machen, die Kommunikation mit Freude zu gestalten. Ein Bei­spiel dafür war die Physiotherapeutin Svenja Bremer* aus Bayern, deren Zuweiser urplötzlich nur noch Mas­sage verordneten.

Die Kommunikation mit Zuweisern ist nicht immer einfach. Foto: © Paco Ayala - Fotolia.com

Frau Bremer hatte damit zu kämpfen, dass die Patien­ten fast nur noch Massage ohne Zusatzleistungen ver­ordnet bekamen. Keine Krankengymnastik, keine ma­nuelle Therapie, keine Wärmebehandlung! Einfach nur Massage. Zunächst hielt Frau Bremer dies für ein vor­übergehendes Phänomen. Als aber auch in der zwei­ten Woche in Folge nur Massageverordnungen kamen, wurde sie etwas unruhig.

Sie rief bei der up-premium plus Hotline an und holte sich dort Rat bei Björn Schwarz, was sie in ihrer schwierigen Situation machen sollte. Gemeinsam leg­te sie mit ihm fest, dass die aktuelle Situation genau analysiert werden muss. Dazu rief die Praxisinhabe­rin bekannte Praxen aus ihrer Umgebung an, um her­auszufinden, ob es dort dasselbe Phänomen gab. Wie erwartet, bestätigten alle angerufenen Kollegen das­selbe Problem.

Ärztestammtisch beschließt Verordnungsminimierung

Ziel des nächsten Schrittes war es, herauszufinden, was die Ärzte in der Region zu diesem Verhalten ver­anlasst hatte. Frau Bremer kennt einen der zuweisen­den Ärzte recht gut. Dieser hat sie in der Vergangen­heit immer mal wieder angerufen, wenn er fachliche Fragen zum Thema Physiotherapie hatte. Die Physio­therapeutin rief den Arzt also an und erfuhr durch ihn vom letzten Ärztestammtisch. Dort hatte der Vorsit­zende von einem Regress erzählt, der ihm drohen wür­de. Zudem sehe er es nicht ein, dass Physiotherapeu­ten für Leistungen bezahlt würden, für die sie nicht einmal aktiv etwas tun müssten, wie beispielsweise Wärmepackungen. Alle anwesenden Ärzte trügen mit ihrem privaten Budget das Risiko für die Gewinne der Therapeuten. Er warnte alle Anwesenden ausdrück­lich vor der Regressgefahr, die durch zu viel verordne­te Heilmittel ausgehen würde. Dann folgte der Vor­schlag, sich gemeinschaftlich darauf zu einigen, das Volumen der Verordnungen drastisch zu reduzieren. Die Anwesenden einigten sich darauf, fortan keine Passivleistungen mehr zu verordnen. Um noch mehr zu sparen, trafen sie auch gleich noch die Verabre­dung, nur noch Massagen zu verschreiben. Die Erfah­rung zeige schließlich, dass die Therapeuten sowieso mit der Methode behandeln würden, die der Patient benötige und sich nicht strikt daran hielten, was auf der Verordnung stehe. Wenn ein Patient also manuelle Therapie benötige, dann würde er diese schon bekom­men, auch wenn nur Massage verordnet sei.

Aktiv auf die Ärzte zugehen hilft

Frau Bremer erkundigte sich vorsichtig, warum denn der Arzt sich auf die Absprache eingelassen habe. Sie bekam zur Antwort, dass er natürlich schon Sorge vor einem Regress habe und sich deswegen schützen wol­le. Frau Bremer versuchte nach dem Gespräch, Kontakt mit dem Vorsitzenden des Ärztestammtisches aufzu­nehmen. Ohne Erfolg, einen Gesprächstermin bekam sie nicht. Ihren gut bekannten Arzt besuchte Frau Bre­mer am übernächsten Tag noch einmal persönlich. In einem Gespräch konnte sie ihn rasch davon überzeu­gen, dass er genau die Therapie verordnen kann, die er für notwendig und sinnvoll hält. Wenn er sich dabei an die Vorgaben des Heilmittelkatalogs hält, dann kann er dafür auch nicht in Regress genommen werden. So steht es in § 15 der Prüfvereinbarung der KV Bayern geschrieben. Den Auszug aus der Vereinbarung hatte Frau Bremer bei ihrem Besuch auch gleich dabei ge­habt. So war die Verunsicherung des Zuweisers schnell ausgeräumt. Frau Bremer ist jetzt dabei, weitere Ärzte zu besuchen, um auch diesen die Sicherheit zu vermit­teln, die sie bei der Verordnung von Heilmitteln gerne haben möchten.

Behandeln nach Verordnung

Was ist aber mit den Patienten von den Ärzten, die bei der Vereinbarung vom Stammtisch bleiben? Die­se werden natürlich behandelt. Genauso wie es ver­ordnet ist. Mit 15 bis 20 Minuten Massage. Diese Pati­enten haben aber selbstverständlich die Möglichkeit sich im Anschluss an die Massage weitere Leistungen auf Selbstzahlerbasis hinzuzukaufen, wenn es ihnen hilft, ihre individuellen Ziele schneller und effektiver zu erreichen.

Frau Bremer ist zuversichtlich, dass sich die Situa­tion in ihrer Praxis in den kommenden vier bis sechs Wochen wieder normalisiert.

*Name von der Redaktion geändert

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