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Konsultationsprozess | Therapeuten

Reform der Berufsgesetze: Das sagen die Therapeuten selbst

Vielfältige Kommentare zum Fragenkatalog des BMG
Wenn jetzt über die Zukunft der Therapieberufe gesprochen wird, geht es vor allem um Sie, die Therapeuten. Darum wollten wir von Ihnen direkt wissen, wie Sie zu den einzelnen Themen stehen, was Ihnen wichtig ist, und was Sie sich von einer Reform der Berufsgesetze wünschen. Auf www.up-aktuell.de/umfragepaket/konsultationsverfahren können Sie sich zu den einzelnen Punkten aus dem Fragenkatalog des BMG äußern. Diese Möglichkeit haben viele von Ihnen genutzt. Hier sind ein paar Beispiele:
© Canberk-Sezer

„Welche Position vertreten Sie zu einer möglichen Akademisierung (ggf. Voll- oder Teilakademisierung) der Ausbildung der Physiotherapie? Wie bewerten Sie ein „Nebeneinander“ der fachschulischen und akademischen Ausbildung?“

Zu dieser Frage gab es die mit Abstand meisten Rückmeldungen, viele sprechen sich für eine Akademisierung aus, andere haben Bedenken:

„Da die Anforderungen an Therapeuten stetig steigen und alles immer mehr wissenschaftlich belegt sein muss und wir uns auch häufiger für unsere Behandlungen rechtfertigen werden, ist eine Akademisierung notwendig.“

„Ich bin seit 1998 Physiotherapeutin, damals noch als Diplom in den Niederlanden durch Fachhochschulstudium. Ich finde es traurig, dass innerhalb der EU keine flächendeckende Akademisierung unseres Berufstandes stattgefunden hat. Sowohl bei der Bezahlung als auch bei der Übertragung von Verantwortung (direct Access) an die Therapeuten kann sich Deutschland von Nachbarländern ein Scheibchen abschneiden.“

„Akademisierung finde ich grundsätzlich gut, jedoch verwehrt es allen Praktikern, die ohne Abitur ihre berufliche Laufbahn als Physiotherapeut einschlagen möchten, ihre Zukunft. Das darf nicht sein.[…]“

„Alternativlos.“

„Wenn ich zum Physiotherapeuten gehe, erwarte ich von ihm, dass er den “Schmerzpunkt” findet und die Verspannungen lösen kann. Nicht, dass er mir die Moleküle und Zellmetamorphosen nennen kann, die zu einer Verspannung führen. Warum kann das nicht einfach so bleiben? […]“

„Welche Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung für die Berufe in der Physiotherapie (Masseurinnen/Masseure und medizinische Bademeisterinnen/medizinischen Bademeister sowie Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten) halten Sie zukünftig für sinnvoll? Bitte differenzieren Sie nach den einzelnen Berufen.“

„Würde ich so lassen sonst bekommen wir noch weniger Azubis“

„Fachholschulreife für Pt. Fachschulreife für Masseur*in, med. Bademeister*in“

„Hochschulreife, Abitur oder andere Hochschulzugangsberechtigung (Äquivalenzprüfung, Ausbildung plus Berufserfahrung)“

Welche derzeitig für die Physiotherapie erforderlichen Weiterbildungen für die sogenannten Zertifikatspositionen (z. B. Manuelle Therapie, Manuelle Lymphdrainage) lassen sich Ihrer Ansicht nach zukünftig wie in die Ausbildung integrieren? Welche Folgen hätte dies für den Inhalt, die Dauer sowie das Niveau (Berufsfachschule oder höher) der Ausbildung? 

„Bezahlung rauf, Zertifikatspositionen runter. Aber wahlweise klar definierte Spezifizierungen. Das gäbe Patient*Innen eine größere Orientierung. Wie wärs mit Fachphysiotherapeuten?“

„Die Ausbildung muss zukünftig die wesentlichen Zertifikatspositionen (MT, MLD, KG-Bobath) abschließend beinhalten. Dieser “Vollumfang” ist erstens in der Ausbildung abbildbar, zweitens eine Respekterweisung gegenüber dem Beruf und drittens ein wesentliches Element für die Planbarkeit der abrechenbaren Leistungen für den Praxisinhaber.“

„Die Zertifikatspositionen sollten meiner Meinung nach mit in eine Ausbildung eingebracht werden. […] Speziellere ganzheitliche Behandlungsansätze können nachträglich in Weiterbildungen stattfinden. Ich finde, es sollte ein Physiotherapeut nach der Ausbildung mind. 80 % aller Behandlungen abdecken können und behandeln können. […]“

„Wie sollten die Ausbildungsziele und Kompetenzen ausgestaltet sein, um den heutigen und zukünftigen Anforderungen an die Berufe in der Physiotherapie zu entsprechen? Bitte differenzieren Sie nach den einzelnen Berufen.“

„Das Ausbildungsziel sollte es unbedingt sein, alle Patienten behandeln zu können. Kompetenzen sind: Anatomische Grundlagen, Krankheitslehre, Techniken, wissenschaftliche Auswertbarkeit, Unternehmensführung“

„Hoher Praxisanteil, Referentenjahr unter Bezahlung, Bachelor als Ziel“

„Wahlmodule könnten in den Ausbildungen eingeführt werden, viele verfolgen einen Weg. […]“

„Ein ausschließlich praxisorientierter Bachelor und ein forschungsorientierter Master“

Welche Position vertreten Sie zum Thema Direktzugang zur Physiotherapie? Welche Vorteile sehen Sie in einem Direktzugang? Welche Nachteile sehen Sie in einem Direktzugang?

„Ich persönlich sehr nur Vorteile im Direktzugang, ähnlich wie jetzt mit dem sektoralen Heilpraktiker: schnelle Hilfe möglich, dadurch schnellere Symptomfreiheit, weniger Kosten für das Gesundheitssystem und bessere Patienten-Therapeuten-Beziehung. Einen Nachteil habe ich bis jetzt noch nicht erlebt.“

„Wenn die entsprechenden Kompetenzen vorhanden sind, bzw. erlernt wurden, dann bin ich für den Direktzugang.“

„Um die einen Direktzugang zu gewährleisten, fehlt die Differentialdiagnostik in der Ausbildung. […]“

„Die Verantwortung beim Direktzugang ist sehr hoch. In der Diagnostik und im Risikoscreening sollte man wirklich fit sein.[…]“

Weitere Stimmen zur Reform der Berufe in der Physiotherapie:

Direktzugang wird sich positiv auf die Patientenversorgung auswirken: Verbände und Interessenvertretungen: So stehen IGThera-SH und die Vereinten Therapeuten zur Reform der Berufe in der Physiotherapie

„Wir müssen dafür sorgen, dass wir qualitätsgesichert, hochwertig, evidenzbasiert arbeiten“ – Experten erklären im Podcast, wie sie sich die Zukunft der Therapieberufe vorstellen

„Der Direktzugang findet in der Praxis statt. Wir müssen ihn nur noch legalisieren.“ – Interview mit Dr. Roy Kühne, MdB und Physiotherapeut

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