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Schöne Füße für ganz Deutschland

Zwei Podologen entwickeln als Brudergespann eigene Fußpflegeprodukte
2018 sind die Brüder Marlon und Frederic Schulmeister mit einer Podologie-Praxis gestartet. Ende 2021 besaßen die beiden bereits fünf Standorte, zwei weitere sollen 2022 folgen. „2021 haben wir zudem unsere ersten Fußkundig-Pflegeprodukte auf den Markt gebracht“, berichtet Frederic Schulmeister. Auch hier sind bereits weitere Produkte in Planung. Wir haben mit dem Podologen darüber gesprochen, wie die beiden dazu kamen, Produkte zu entwickeln, was diese so besonders macht und wie ihre Zukunftspläne aussehen.
© temniy

Sowohl die Mutter als auch der Vater von Marlon und Frederic Schulmeister kommen aus der Heilmittelbranche. Der Vater führte eine Praxis für Physiotherapie und Podologie, die Mutter eine für Podologie. Dass die beiden Brüder auch irgendwann in die Selbstständigkeit gehen, war von Anfang an klar. Der Vater riet ihnen dann zur Podologie, das sei ein jüngerer Berufszweig, in dem man mehr erreichen könne. Seit etwa zehn Jahren sind die beiden Brüder nun als Podologen tätig. 2018 haben sie die Praxis von ihrem Vater übernommen und eine GbR gegründet.

Eine Praxis nach der anderen

2019 folgte dann der zweite Standort, Ende 2019 der dritte. „Während Corona 2020 haben wir die Zeit genutzt, um den Bereich Hausbesuche weiter auszubauen.“ Anfang 2021 folgte dann der vierte Standort, Ende des Jahres der fünfte. 2022 eröffnen sie zwei weitere Standorte. „Wir möchten der größte Podologie-Anbieter Deutschlands werden“, so der Therapeut. Das Leitbild der beiden Brüder: Schöne Füße für ganz Deutschland. Alle Praxen befinden sich in einem Umkreis von 30 Kilometern, damit die Brüder auch regelmäßig vor Ort sein können.

„Wir haben festgestellt, dass viele Berufskollegen über Ruhestand nachdenken, aber große Probleme haben, einen Nachfolger zu finden“, so der Podologe. „2020 haben wir dann aus der Laune heraus ein Flyer entwickelt, dass wir gerne Praxen aufkaufen möchten.“ Die Resonanz sei groß. Für das kommende Jahr planen sie zudem ein Franchise-Pilotprojekt mit zwei Praxen. „Wir merken, dass viele Podologen auf der Suche nach Struktur sind, gerade was die Mitarbeiterführung angeht.“ Die beiden Brüder möchten Praxisinhaber mit dem Franchise-Konzept dabei unterstützen und ihre Erfahrungen weitergeben.

Die eigene Fußpflege-Serie

Neben der Expansion haben die beiden Brüder auch eine Produktreihe für Fußpflege auf den Markt gebracht. Die Idee für die Pflegeprodukte hatte ein Patient von Frederic Schulmeister. „Er war 2019 in Brasilien, im Amazonasgebiet. Eine Bekannte von ihm, eine Ureinwohnerin, hat ihm für eine nicht heilende Wunde am Finger eine Substanz aus der Andiroba-Nuss empfohlen. Die fördert u. a. die Wundheilung.“ Die Wunde heilte tatsächlich gut aus. Wieder zurück in Deutschland, berichtete er Schulmeister davon und fragte die beiden Brüder, ob die sich vorstellen können, ein Fußpflegeprodukt auf dieser Basis zu entwickeln. Sie begannen zu recherchieren und wenig später war klar: Das ist der Inhaltsstoff für die Produkte von Fußkundig.

Drei Schäume und ein Nagelöl

Der Patient von Schulmeister ist ein Teleshop-Experte. Durch seine Kontakte konnten die Brüder Anfang 2020 nur mit der Idee einen Pitch beim Teleshopping-Sender QVC gewinnen. „2020 und 2021 haben wir dann die Produkte entwickelt, Ende 2021 haben wir sie das erste Mal präsentiert“, so der Podologe. „Wir haben drei verschiedene Schäume und ein Nagelöl. Neben der Grundpflege, dem 24 Stunden Schaum, gibt es einen Schaum gegen Hornhaut und Schrunden und einen gegen Schweißfüße.“ Das Nagelöl enthalte von allen Produkten die höchste Konzentration an Andiroba-Substrakt und könne daher auch bei kleineren Verletzungen an den Füßen verwenden werden. Zwei weitere Produkte sind bereits in Planung.

Erst Fehler, dann Mehrwert

Während der gesamten Entwicklungsphase gab es viele Lernkurven, erzählt Schulmeister. „Einer der größten Fehler ist uns direkt zu Beginn der Zusammenarbeit mit QVC unterlaufen.“ Die Kartons, in denen die Brüder die Produkte angeliefert haben, entsprachen nicht den Vorgaben von QVC. Sie mussten alle Produkte umpacken, was enorm viel Zeit und natürlich auch Geld gekostet hat. Unterstützung dabei erhielten die Brüder von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, mit der sie auch zukünftig weiterarbeiten möchten.

„So ärgerlich der Fauxpas auch war, jetzt erleichtert er uns in vielen Bereichen die Arbeit.“ Die beiden Brüder mussten für die Zusammenarbeit mit QVC Handbücher über Handbücher wälzen. Die Kartongröße war nur eine von vielen Regularien. „Wir mussten uns beispielsweise mit Themen wie Verpackungsregister aber auch der sogenannten GTIN, einer Nummer zur Kennzeichnung von Produkten, auseinandersetzen“, berichtet der Podologe. „Das alles hatten wir nicht auf dem Schirm.“ Doch die Dokumente, die die beiden in der Zeit erstellt haben, haben sich rückblickend als echter Mehrwert herausgestellt. „Wir haben eine Apothekenzulassung für die Produkte beantragt, die eigentlich sehr zeitintensiv ist“, so Schulmeister. „Durch die Erfahrungen mit QVC war das ein Klacks für uns.“

So viel wie möglich selbst machen

„Besonders in der Anfangsphase haben wir viele Angebote erhalten, Aufgaben auszulagern“, erinnert sich der Podologe. „Es ist klar, dass man nicht alle Aufgaben selbst erledigen kann, man ist schon auf andere angewiesen.“ Dennoch sollte man besonders am Anfang so viele Aufgaben wie möglich selbst ausführen. „Wenn man mit Dritten in Kontakt kommt, die etwas für einen tun sollen, dann merkt man schnell, wie abhängig man von anderen ist“, sagt Schulmeister. „Je mehr man auslagert, desto abhängiger macht man sich.“ Für den Umgang mit Externen müsse man erst einmal eine Struktur entwickeln. Viele würden sich nach dem ersten Kontakt nicht mehr melden, einige seien auch skeptisch und denken, dass auf lange Sicht eh keine Zusammenarbeit zustande komme. „Ich habe mir daher angewöhnt, immer eine Wiedervorlage im Kalender einzutragen und selbst nachzufragen“, so der Therapeut.

Nächster Schritt: B2B-Bereich

Bisher vertreiben die Brüder die Produkte nur über QVC und in den eigenen Praxen. Der Durchschnittspreis liegt bei 15 Euro pro Produkt. Der nächste Schritt sei dann, auch in den Apotheken gelistet zu werden. „Unser ganz großes Ziel für dieses Jahr ist aber, dass wir an unsere Berufskollegen herantreten und den B2B-Bereich aufbauen“, so der Podologe. „Im Frühjahr 2022 findet die Messe Beauty Düsseldorf statt, auf der wir einen Stand haben.“

Die Produkte pushen auch die Praxen

In die Produktreihe haben die beiden Brüder bisher rund 100.000 Euro investiert – die Arbeitszeit ausgenommen. „Besonders am Anfang sind die Kosten hoch, was an den Tests, die man fahren muss, liegt, aber auch an den geringen Bestellmengen“, erklärt Schulmeister. Aktuell laufen die beiden finanzneutral, die Einnahmen decken die Ausgaben.

„Von den ersten Sendeterminen, die wir bei QVC hatten, sind 80 bis 90 Prozent der Lagerbestände weg“, so der Podologe. „Gleiches zeigt sich in den Praxen.“ Mit den eigenen Produkten kämen sie ihrer Vision, schöne Füße für ganz Deutschland, ein großes Stück näher. „Sie stärken die gesamte Marke Fußkundig, worunter auch die aktuell fünf Praxen laufen“, sagt der Podologe. „Wir sind gespannt, wo die Reise noch hingeht.“

Steckbrief:

Frederic Schulmeister ist 1989 in Ratingen geboren. Seine Ausbildung zum Podologen schloss er 2011 bei der Kaiserswerther Diakonie ab. Danach studierte er an der Steinbeis-Hochschule Berlin Komplementäre Medizin und Management. Nach der Ausbildung leitete er eine von zwei Podologiepraxen seiner Mutter, 2018 übernahm er zusammen mit seinem Bruder die Praxis für Physiotherapie und Podologie seines Vaters – die erste von aktuell fünf eigenen Praxen für Podologie.

Fußkundig GbR

Unterrather Str. 180

40468 Düsseldorf
E-Mail: info@fusskundig.de

www.fusskundig.de

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