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„Der Wust mit über 30 Verträgen ist jetzt weg“

Jeannette Polster, 1. Vorsitzende des Bundesverbands für Podologie e.V., über die erfolgreichen Rahmenvertragsverhandlungen
Im Gegensatz zu den anderen Heilmittelerbringern haben die Podologen es geschafft einen bundeseinheitlichen Rahmenvertrag mit dem GKV-Spitzenverband abzuschließen. Jeannette Polster, selbst Podologin und 1. Vorsitzende des Bundesverbands für Podologie e.V., erzählt, warum sie bei den Verhandlungen so erfolgreich waren.
© Rene Golz

Frau Polster, die Podologen sind der erste Heilmittelbereich, der einen Vertrag abgeschlossen hat. Sind Sie zufrieden?

POLSTER: Ja, das sind wir. Wir haben sehr viele Dinge umsetzen können, die den Therapeuten teils schon seit Jahren auf der Seele brennen. Ein sehr großer Erfolg ist für mich der bundeseinheitliche Rahmenvertrag für alle Podologinnen und Podologen bei allen Kassen. Also der Wust mit über 30 Verträgen ist jetzt weg.

Was sind die für Sie drei besten Verhandlungsergebnisse?

POLSTER: Ein Punkt ist auf jeden Fall das Thema Zwischenabrechnung. Wir haben immer eine sehr lange Zeit bis zur Abrechnung. Das dauert in manchen Fällen bis zu einem Jahr. Jetzt besteht die Möglichkeit, nach der Hälfte der Behandlungen einmal zwischendurch abzurechnen. Weiterhin wichtig: Es gibt keine Absetzungen bei Behandlungen bei stationärem Aufenthalt am Aufnahme- und Entlasstag mehr. Und worüber ich mich auch freue, ist eine völlige Umstrukturierung der Leistungsbeschreibung. Da kommt auf die Therapeuten ein wenig Umdenken zu, aber sie bietet auch viele Vorteile.

In Ihrer Pressemeldung lautet die Überschrift „Hart aber fair“. Was meinen Sie damit?

POLSTER: Wir haben immer auf Augenhöhe mit dem GKV-Spitzenverband kommuniziert. Hart waren die Gespräche in der Sache. Wir mussten unsere Argumente punktgenau vorbringen und eben auch belegen können. Und dann schaut man, wie man sich annähert.

Sie hatten bei den Verhandlungen im Vergleich zu den anderen Heilmittelerbringern Erfolg und sind um eine Schlichtung herumgekommen. Woran liegt das?

POLSTER: Das kann ich pauschal nicht sagen. Natürlich gibt es Schnittmengen zwischen den einzelnen Bereichen, aber eben auch viele individuelle Punkte, die verhandelt werden müssen. Vielleicht haben wir einfach den besseren Rahmen geschaffen.

Es hat elf Verhandlungsrunden gegeben. Sie haben also viel Zeit in diese Verhandlungen investiert.

POLSTER: Allerdings. Es war ein anstrengendes Jahr. Es ist ja nicht mit den elf Verhandlungstagen getan. Zwischendurch muss man Verträge lesen und gegenlesen, Vorschläge machen, Sachbekundungen zusammentragen und vieles mehr.

Wir gratulieren Ihnen zu Ihrem Erfolg und bedanken und für das Gespräch.

Das komplette Interview können Sie sich in unserer Mediathek hier ansehen.

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