up|unternehmen praxis

„Ich habe mit den freien Mitarbeitern keine zusätzliche Arbeit, außer dass ich eine Überweisung tätigen muss“

Interview mir Oliver Spiwokz, Physiotherapeut und Praxisinhaber
Oliver Spiwokz ist Inhaber einer Physiotherapiepraxis in Rutesheim bei Stuttgart. Als ein Mitarbeiter aufgrund einer geplanten Operation für sechs Monate ausfiel, entschied er sich, diese Lücke mit einem freien Therapeuten zu füllen. Er berichtet, wie das funktioniert hat.
© Oliver Spiwokz

Wie lange sind Sie schon Physiotherapeut? Seit wann haben Sie Ihre eigene Praxis und wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie aktuell?

SPIWOKZ: Ich bin seit 1991 selbstständig mit eigener Physiotherapiepraxis. Inklusive meiner Person sind wir aktuell in der Praxis drei Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft.

Was sagen Ihre festangestellten Therapeuten, wenn plötzlich ein freier Mitarbeiter auftaucht?

SPIWOKZ: Ich konnte bei meinen Therapeuten keinerlei Kritik oder negative Bemerkungen feststellen. Sie fanden das Konzept ebenfalls gut und waren auch von den freien Therapeuten, die ich hier in der Praxis hatte, sehr angetan. Sie sehen die freien Mitarbeiter eher als Kollegen, nicht als Konkurrenz.

Lohnt es sich für Sie wirtschaftlich, mit freien Kräften zu arbeiten?

SPIWOKZ: Also lohnen ist jetzt relativ. Der freie Mitarbeiter, so wie wir ihn gebucht hatten, hat hier zeitlich begrenzt gearbeitet – eben nur für den geplanten Krankheitsfall. In diesem Fall lohnt es sich für mich schon deshalb, weil ich die Patienten des erkrankten Mitarbeiters nicht vertrösten oder neue Patienten wegschicken muss. Klar, der Gewinn ist etwas geringer. Aber ich verliere die Patienten nicht und das ist der deutlich wichtigere Teil dabei.

Außerdem: Einen Mitarbeiter für ein halbes Jahr einzustellen, damit er Krankheitsvertretung machen kann? Da hat der Angestellte auch sicherlich keine Lust darauf. Das ist einfach im Krankheitsfall gar keine Alternative. Daher habe ich bei unserem erkrankten Mitarbeiter gerne auf freie Mitarbeiter zurückgegriffen.

Wie sieht die konkrete Arbeit mit den Freelancern aus? Können Sie einen typischen Fall beschreiben?

SPIWOKZ: Nachdem beide Seiten den Vertrag unterzeichnet haben, kommt der freie Therapeut in die Praxis, stellt seine Flyer auf, verteilt Visitenkarten mit seiner Handynummer, damit Patienten direkt mit ihm kommunizieren können, zum Beispiel im Falle von Terminänderungen, und dann arbeitet er völlig selbstständig in dem Zeitraum, den wir vorher vereinbart haben. Die Patienten wissen auch, dass der neue Kollege ein freier Mitarbeiter ist und sie sich bei Terminabsagen oder -änderungen direkt an ihn wenden müssen. Die freien Therapeuten machen auch Hausbesuche. Das ist ebenfalls praktisch.

Wissen Sie von anderen Praxisinhabern, warum sie mit freien Therapeuten zusammenarbeiten?

SPIWOKZ: Ich kenne Kollegen, die die mobilen physios auch langfristig gebucht haben. Also jetzt nicht nur im Krankheitsfall. Sie haben den freien Mitarbeiter zum Beispiel für ein Jahr oder länger. Warum sie das machen, weiß ich nicht genau. Vielleicht finden sie keine passenden festangestellten Kräfte oder sie sind einfach zufrieden. Sie müssen sich ja auch nicht um Sozialabgaben kümmern oder Krankmeldungen. Die freien Kräfte verdienen im Krankheitsfall halt nichts und sind dadurch vielleicht weniger abwesend. Da haben es Angestellte halt einfacher als freie Therapeuten.

Welche Vor- und Nachteile hat es, über ein Unternehmen wie „mobile physios“ mit freien Mitarbeitern zu arbeiten?

SPIWOKZ: Wenn ich Bedarf an einem freien Mitarbeiter habe, kann ich zwischen verschiedenen Modulen wählen. Es ist immer klar, wie viel mich das kostet und auch, dass der freie Therapeut an mich eine Miete für die Nutzung der Räume bezahlt. Es sind quasi alle Details der Zusammenarbeit im Vorfeld einzusehen. So entfallen auch Verhandlungen. Es gibt zudem einen Informationsordner, indem genau steht, wie die Zusammenarbeit mit den freien Mitarbeitern abläuft. Ich buche, was ich brauche, zu den Konditionen, die vorgegeben sind. Darüber hinaus habe ich eigentlich keine Arbeit, außer dass ich eine Rechnung bekomme, die ich überweisen muss.

Verträge, Absprachen und alles, was sonst viel Arbeit macht, ist fertig. Darum kümmern sich die mobilen physios, sodass mir hier ein enormer Aufwand erspart bleibt. Ich gehe also auf eine Person zu und bekomme das Gesamtpakt geliefert. Die freien Therapeuten bringen die Erfahrungen mit, nicht nur, was die Praxisarbeit angeht, sondern auch eine gewisse Souveränität, wie man in einer Praxis aufzutreten hat.

Herr Spiwokz, wir bedanken uns für das Gespräch.

Außerdem gehören diese Artikel zum Themenschwerpunkt Freelancer:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Sie meinen. Schreiben Sie einen Kommentar.x