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Steuerberater - Themenschwerpunkt im Magazin 9 2019

Auf eine gute Zusammenarbeit!

Den richtigen Steuerberater finden – so gelingt‘s
Nur wer die staatliche Steuerberaterprüfung erfolgreich abgelegt hat und sich regelmäßig fortbildet, darf als Steuerberater arbeiten. Egal, für welchen Berater Sie sich also entscheiden: die absoluten Steuer-Basics beherrschen alle. Doch oft ist es nicht mit dem Buchen von Belegen und dem Erstellen des Jahresabschlusses getan. Spätestens bei branchenspezifischen Steuerangelegenheiten trennt sich die Spreu von dem Weizen und es zeigt sich, ob uns der richtige Steuerberater zur Seite steht. Dagmar Voss von der NOLL & VOSS Steuerberater • Rechtsanwalt PartG mbB gibt Tipps, die Ihnen dabei helfen, den für Sie passenden Steuerberater finden.
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Tipp 1:

Überlegen Sie sich als erstes, welche Leistung Sie benötigen und ob es Dinge gibt, die Sie selbst übernehmen können bzw. möchten. Machen Sie sich zudem Gedanken darüber, was Sie von einem Steuerberater erwarten:

  • Sind Sie vielleicht besonders EDV-affin? Dann macht es Sinn, sich einen Steuerberater zu suchen, bei dem ein Großteil der Kommunikation digital abläuft. Das hat zudem den Vorteil, dass Sie Zeit und damit auch Geld sparen können.
  • Wie wichtig ist Ihnen der persönliche Kontakt? Wenn Sie sich regelmäßig mit Ihrem Steuerberater treffen möchten, sollte er in der gleichen Stadt oder zumindest in der Nähe ansässig sein.
  • Auch die Größe der Kanzlei oder des Steuerbüros sollten Sie in Ihre Überlegung mit einbeziehen. Je größer die Kanzlei bzw. das Büro, desto mehr wird delegiert. Die reine Sachbearbeitung übernehmen dann oft Steuerfachangestellte/-fachwirte oder Buchhalter.
Tipp 2:

Schauen Sie sich nach Steuerberatern um, die sich auf die Heilberufebranche spezialisiert haben. Erste Anhaltspunkte finden Sie auf den jeweiligen Webseiten. Hilfreich sind zudem Online-Suchportale, beispielsweise jenes von der DATEV eG (siehe Kasten, Anm. d. Red.). Auch der Deutsche Steuerberaterverband e.V. bietet einen entsprechenden Service an.

Suchen Sie sich drei Steuerberater heraus und kontaktieren Sie sie zunächst telefonisch. Zeigt sich der Steuerberater offen und interessiert, bitten Sie um einen persönlichen Termin, um sich besser kennenzulernen. Wenn Sie hingegen das Gefühl haben, ihm jede Information aus der Nase ziehen zu müssen, schauen Sie sich lieber anderweitig um.

Erfahrungen in der Heilberufebranche

Gibt ein Steuerberater an, sich auf Heilberufler spezialisiert zu haben, fragen Sie ihn im Rahmen des Erstberatungsgespräch nach Referenzen. Größeren Kanzleien „werben“ damit teilweise auch auf ihrer Website. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist, wenn der Steuerberater den Fachberater im Gesundheitswesen vorweisen kann. Im Rahmen der Fortbildung eignen sich die Steuerberater spezialisiertes Fachwissen zu Themen wie Steuern im Gesundheitswesen, Gesundheitsökonomie und -politik, Strukturen und Aufbau des GKV-Systems sowie Medizinrecht an. Einige Steuerberater besuchen auch spezielle Fortbildungen etwa zu Abrechnungssystemen, mit denen Heilberufler arbeiten, um ein Grundverständnis für die Branche zu entwickeln.

Das Portal SmartExperts hilft bei der Suche

Die DATEV eG ist der größte Anbieter für Software und IT-Dienstleistungen für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und deren Mandanten. Um Privatpersonen und Unternehmern die Suche nach dem passenden Experten (Steuerberater, Rechtsanwalt oder Wirtschaftsprüfer) zu erleichtern, hat sie das Portal SmartExperts ins Leben gerufen.

Das Tool eignet sich gut, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, welche Steuerberater überhaupt in Frage kommen können. Durch die Eingabe verschiedener Suchkriterien lassen sich die Ergebnisse filtern. Sie können unter anderem eingeben, in welcher Stadt Sie den Steuerberater suchen, welche Leistungen Sie sich wünschen und auch, ob der Steuerberater bestimmte Branchenkenntnisse aufweisen soll. Klicken Sie auf einen vorgeschlagenen Steuerberater, öffnet sich ein Kurzportrait.

Tipp 3:

Wie gut die Zusammenarbeit ist, hängt insbesondere davon ab, ob der Steuerberater und der Mandant auf einer Wellenlänge sind und wie reibungslos der Austausch funktioniert. Ein Beratungsgespräch ist daher nicht nur eine ideale Möglichkeit herauszufinden, ob das Leistungsangebot passt, sondern auch, ob die Chemie zwischen ihnen stimmt. Ist Ihnen der Steuerberater sympathisch? Geht er auf Ihre Fragen ein und nimmt er sich ausreichend Zeit? Achten Sie auch darauf, ob er schwierigere Sachverhalte laienverständlich erklären kann.

Sagen Sie in den Gesprächen auch ganz klar, was Sie erwarten und was Sie sich vorstellen. So weiß der Steuerberater direkt, was Sie fordern und kann ggf. auch sagen, wenn sein Angebotsprofil nicht zu Ihren Vorstellungen passt.

Tipp 4:

Ein gutes Zeichen ist zudem, wenn der Steuerberater von alleine das Thema Honorar anspricht – wie es sich zusammensetzt, ob es Fixpreise gibt, welche Leistungen nach Stunden abgerechnet werden. Wenn ein Steuerberater mit sehr günstigen Preisen lockt, lohnt es sich, nachzuhaken. Denn zum einen müssen sie sich an die Steuerberatervergütungsverordnung halten, die Mindestpreise vorschreibt. Zum anderen hat gute Beratung einfach ihren Preis – so wie es bei Selbstzahlerleistungen in der Praxis auch der Fall ist.

Tipp 5:

Hören Sie sich unter Berufskollegen um, welchen Steuerberater sie beauftragt haben und wie zufrieden sie mit deren Leistung sind. Gute Tipps kommen meist aus den eigenen Reihen.

Tipp 6:

Kann ein Steuerberater das Qualitätssiegel des Deutschen Steuerberaterverbands e.V. vorweisen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er sich intensiv mit dem Qualitätsmanagement auseinandergesetzt und seine Abläufe nach bestimmten Standards vereinheitlicht hat. Besitzt eine Kanzlei oder ein Steuerbüro das Siegel, ist das durchaus als positiv einzustufen. Machen Sie Ihre Wahl jedoch nicht allein davon abhängig. Denn: Das Siegel sagt nichts über besondere fachliche Kompetenz aus. Hinzu kommt, dass das Siegel an die DIN EN ISO 9001:2015 Zertifizierung gekoppelt ist. Da diese recht teuer ist, verzichten viele darauf und etablieren lieber ein eigenes Qualitätsmanagement.

Leistungen ganz genau vereinbaren

Ihre Suche hat gefruchtet und Sie haben einen Steuerberater gefunden, bei dem die Chemie stimmt und das Leistungsportfolio genau Ihren Vorstellungen entspricht? Dann geht es im nächsten Schritt darum, die Rahmenbedingungen abzustecken. Sagen Sie Ihrem Steuerberater ganz genau, welche Leistungen Sie in Anspruch nehmen möchten und rückversichern Sie sich, dass er diese auch wie gewünscht umsetzt. So vermeiden Sie, dass es während der Zusammenarbeit zu Missverständnissen kommt, weil Ihre Vorstellungen nicht mit der Leistung, die Ihr Steuerberater erbringt, übereinstimmen.

Vertrag: Mündlich vs. schriftlich

In vielen Fällen vereinbaren Steuerberater das Auftragsvolumen im Rahmen eines mündlichen Vertrags mit dem Mandanten. Der Vorteil: Sie können das Volumen jederzeit flexibel ohne großen Aufwand erweitern oder einschränken. Zudem sind Sie an keine Kündigungsfristen gebunden und können jederzeit gehen, wenn die Zusammenarbeit nicht passt. Mit einer schriftlichen Vollmacht befähigen Sie Ihren Steuerberater dann, für Sie gegenüber dem Finanzamt tätig zu werden.

Doch der mündliche Vertrag hat auch ein Manko: Ihnen fehlt ein schriftliches Dokument, in dem alle Leistungen genau aufgelistet sind – und auf das Sie sich im Ernstfall, wenn es mal in der Zusammenarbeit nicht so läuft, wie Sie es sich vorstellen, beziehen können. Immerhin zahlen Sie für die Leistung, dann sollen Sie auch das bekommen, was Sie vereinbart haben. Ein schriftlicher Vertrag kann Missverständnisse vermeiden, bedeutet aber auch weniger Flexibilität und starrere Rahmenbedingungen.

Letztendlich liegt es an Ihnen, welchen Weg Sie gehen: Ob Sie auf eine gute Zusammenarbeit vertrauen und flexibel handeln möchten oder lieber schriftlich etwas in den Händen halten, dafür aber an starrere Rahmenbedingungen gebunden sind.

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Sven Bucher
25.10.2019 16:18

Ich werde demnächst mein erstes Start-up Unternehmen gründen, kenne mich… Weiterlesen »

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