up|unternehmen praxis

Interprofessionelle Teams: Pflegebeauftragter fordert Umdenken in der medizinischen Versorgung

Um die Zukunft der medizinischen Versorgung zu sichern, braucht es laut Andreas Westerfellhaus, Pflegebeauftragter der Bundesregierung, vor allen Dingen eines: interprofessionelle Zusammenarbeit. Daher fordert er, dass die Prozesse, Abläufe und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufen und Bereichen neu gedacht werden.
© © kai abresch photography

Im Koalitionsvertrag sei erfreulicherweise verankert, dass die Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe neu justiert werden muss und den Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung zu übertragen ist, wie Westerfellhaus auf up-Nachfrage erklärt. Ein erster Schritt zu mehr Berufsautonomie und Verantwortung für Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten sei bereits die Möglichkeit der „Blankoverordnung“. „Der in vielen anderen Ländern erfolgreich eingeführte Direktzugang sollte auch in Deutschland erprobt werden“, so Westerfellhaus. Das spare Zeit und Aufwand für alle und könne gerade auf dem Land, wo ein Ärztemangel herrscht, zur Sicherstellung der Versorgung beitragen.

Hilfreicher Schritt: Etablierung von Berufskammern

Laut Westerfellhaus bedeutet ein Mehr an Berufsautonomie, etwa für Heilmittelerbringer und Pflegekräfte, auch, dass sie verstärkt Verantwortung übernehmen müssen: „Wenn die Gesundheitsfachberufe selbstständiger agieren wollen, müssen sie unbedingt auch für die Gewährleistung der Patientensicherheit und Einhaltung von Qualitätsstandards Sorge tragen.“ Deshalb müsse geklärt werden, welche Qualifikationen Angehörige von Gesundheitsfachberufen benötigen, um mehr Verantwortung übernehmen zu können und auch, wer welche Kosten abrechnen darf. „Hier kann die Etablierung von Berufskammern, wie sie schon in anderen Bereichen üblich sind, hilfreich sein.“

Akademisierung der Gesundheitsfachberufe fördern

Eine entschiedene Rolle für die Professionalisierung der Gesundheitsfachberufe spiele auch die Akademisierung. Dazu müssten primärqualifizierende Studiengänge, die Entwicklung von Masterstudiengängen sowie die Etablierung einer eigenständigen Forschungsstruktur systematisch ausgebaut werden. Gesundheitsfachberufe müssten in ihrem eigenen Forschungsfeld promovieren können und nicht, wie teils noch immer üblich, in anderen wissenschaftlichen Disziplinen, die der Soziologie, Psychologie oder Pädagogik, entstammen. „Im Koalitionsvertrag steht, dass die Karrierewege bis zur Fachhochschulprofessur zu gestalten und Fachhochschulen bei deren Rekrutierung zu unterstützen sind“, so Westerfellhaus. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung auf dem langen Weg hin zu interprofessionellen Teams, die es verstehen, über Sektoren- und Professionsgrenzen hinweg zu arbeiten.

Themen, die zu diesem Artikel passen:
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Sie meinen. Schreiben Sie einen Kommentar.x