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„Verdienen Sie mit Ihrem Fachwissen Geld und investieren Sie dies in gute Texter“

Interview mit Mirko Gründer, SEO-Experte und Marketingleiter im Hautarztzentrum Kiel
Eine Website besteht vor allem aus Fotos und Texten. Suchen Patienten nach Informationen oder wollen sich potenzielle Mitarbeiter von der Praxis ein Bild machen, braucht es gute Artikel. Mirko Gründer, SEO-Experte und Marketingleiter im Hautarztzentrum Kiel erklärt, warum gute Texte auf einer Website für die Leser, aber auch die Suchmaschinen von so großer Bedeutung sind.
© Manuel Geiger

Herr Gründer, eine große Website verursacht viel Kosten und Mühe. Reicht es nicht, eine kleine Website mit den nötigsten Infos bereitzustellen?

GRÜNDER: Das kommt darauf an, was Praxisinhaber mit der Seite erreichen wollen. Noch vor einigen Jahren war es üblich, die bekannten „Visitenkarten im Internet“ online zu stellen, die nur Kontaktdaten, Öffnungszeiten und vielleicht eine Auflistung der Leistungen beinhaltete. Davon rate ich heute in der Regel ab. Das Einzige, was Praxisinhaber damit erreichen, ist, dass Patienten und potenzielle Mitarbeiter bei der Suche nach dem Namen der Praxis die Website finden. Wer auf der Seite dann Informationen erwartet, wird enttäuscht.

Was auch nicht funktionieren wird, ist, dass Patienten bestimmte Leistungen, Erkrankungen oder Symptome googeln und dann zu der Website gelangen. Das ist vor allem der Fall, wenn die Praxis mehrere direkte Wettbewerber im lokalen Umfeld hat.

Es gibt natürlich eine große Spannweite, was alles möglich ist. Möchten Praxisinhaber eher Selbstzahlerleistungen verkaufen oder Mitarbeiter für sich begeistern, ist die Website ein gutes Instrument, um für Behandlungen und sich selbst zu werben. Dafür sind dann jedoch umfangreichere und regelmäßige neue Inhalte nötig, die sich speziell an die jeweiligen Zielgruppen richten.

Warum sind Texte auf einer Website so wichtig?

GRÜNDER: Eine Software von Google – Bot oder Crawler genannt – liest die Texte auf einer Website, analysiert sie semantisch und zieht daraus Informationen, wie gut die Seite ist. Ohne die Texte hat Google also keinerlei Anhaltspunkte, worum es auf der Website geht. Vor ein paar Jahren hieß es noch, die Artikel müssen voller Signalwörter, den sogenannten Keywords, sein. Das ist heute nicht mehr der Fall, denn die Software versteht Sprache immer besser. Jetzt kommt es eher darauf an, wirklich informative Texte zu verfassen. Google funktioniert also eher wie ein interessierter Leser.

Außerdem kann Google nicht sehen, ob die Seite hübsch gemacht ist, dass die Bilder schön aussehen usw. Das ist für die Suchmaschinenoptimierung also alles irrelevant. Aber: Die Technik muss stimmen. Das ist der Pflichtteil. Funktioniert die Website nicht richtig, bringen auch gute Texte nichts. Die Texte sind dann die Kür, für die Google Bonuspunkte verteilt.

Welche Kriterien sind außerdem wichtig?

GRÜNDER: Wir kennen die genauen Kriterien von Google nicht. Das ist deren Geschäftsgeheimnis. Also betreiben viele Menschen quasi permanent Forschung. Man guckt, was funktioniert und was eben nicht. Es gibt zum Beispiel bestimmte Textlängen, die bei der Analyse besonders gut abschneiden. Optimal sind Texte mit 500 bis 750 Wörtern. Das sind etwa 3.500 bis 5.000 Zeichen inklusive Leerzeichen.

Außerdem gilt der Grundsatz: ein Thema, eine Seite. Der Text soll für einen bestimmten Suchbegriff gefunden werden. Beispiel: Skoliose. Beschreibt die Seite das Thema Skoliose und darunter nun in je einem Abschnitt die einzelnen Behandlungsmethoden, ist sie zu breit angelegt. Für jede Therapieoption sollte es daher eine Unterseite geben, damit wichtige Suchbegriffe nicht verloren gehen. Auf der Überblickseite zu Skoliose werden die Behandlungen dann nur aufgelistet und zu den jeweiligen Unterseiten verlinkt.

Ein weiteres Element ist die Gliederung. Nach jedem Gedankengang muss ein Absatz her, der wiederum durch Zwischenüberschriften gekennzeichnet ist. Außerdem sollten die Artikel mithilfe von Bildern, Aufzählungen oder Textkästen aufgelockert werden. Alles, was Texte gliedert oder als Blickfang dient, schafft Bonuspunkte. Eine gute Orientierung ist, sich einmal eine Seite eines klassischen Printmagazins anzusehen. Dort steht nie ein langer Fließtext. Die Seite besteht aus vielen verschiedenen Elementen, die sie interessant machen und den Lesefluss unterbrechen und fokussieren.

All diese Kriterien, die für die Suchmaschinenoptimierung wichtig sind, sind auch für die Leser, also Patienten und potenzielle Mitarbeiter eine Erleichterung, wenn sie gute Texte lesen möchten.

Welche Rolle spielt es, regelmäßig neue Inhalte zu veröffentlichen?

GRÜNDER: Wenn Heilmittelerbringer ihre Website einmal mit all ihren Behandlungsoptionen und Co. erstellt haben, steht ja das Grundgerüst und die Seite ist meist sehr statisch. Google liebt es aber, wenn auf der Website regelmäßig etwas passiert und neue Inhalte erscheinen. Nun müssen Praxisinhaber aber nicht fürchten, ständig neue Artikel verfassen zu müssen. Es reicht oft aus, einen Menüpunkt „Aktuelles“ zu integrieren. Dort veröffentlichen sie Urlaubszeiten oder den nächsten Patientenvortrag. Wer wirklich Spaß am Schreiben hat oder noch weitere Suchbegriffe generieren möchte, kann auch einen Blog einrichten und dort spezifischere Texte veröffentlichen.

Kann ich die Texte selber schreiben oder soll ich einen Profi beauftragen? 

GRÜNDER: Das kommt ganz auf das Talent, die Leidenschaft und die Zeit an. Wer schon immer gut schreiben konnte und auch Spaß daran hat, kann sich natürlich selbst versuchen. Ansonsten rate ich Kunden immer: Ihre Zeit und Ihr Geld ist besser investiert, wenn Sie mit Ihrem Job Geld verdienen und dieses lieber in jemanden investieren, der Ihnen auf Anhieb gute Texte schreibt. Oft ist das Ergebnis einfach besser, wenn ein Redakteur oder Texter die Artikel verfasst – zudem sind die Profis schneller.

Jeder sollte seine Zeit also lieber in die Arbeit investieren, die er gut beherrscht.

An wen wende ich mich, wenn ich selbst keine Texte schreiben kann oder mir die Zeit dafür fehlt? Was kostet mich externe Hilfe?

GRÜNDER: Wenn Praxisinhaber auf externe Hilfe setzen, würde ich Ihnen generell empfehlen, die Texte immer von Fachleuten schreiben zu lassen – und zwar von Redakteuren, die sich mit Gesundheitsthemen auskennen. Die Kosten hängen dann natürlich immer davon ab, wie viele Texte sie auf der Seite haben möchten. Meist lohnt es sich aber, einmal ein Textpaket zu kaufen, um einen Grundstock guter Inhalte auf der Seite zu haben. Der Vorteil: Die Praxisinhaber senden dem Büro/der Agentur einmal Ihren Leistungskatalog bzw. geben an, für welche Themen sie Inhalte benötigen, stimmen die Textlängen ab und erhalten am Ende fertige Artikel, die sie ohne größeren Zeitaufwand veröffentlichen können. Oft sind Korrekturumläufe im Preis enthalten, sodass natürlich noch einmal Änderungen vorgenommen werden können.

Redaktionsbüros, die sich auf Gesundheit spezialisiert haben, sind in der Regel immer etwas teurer, als beispielsweise Freie Texter oder Freie Journalisten. Wer genau weiß, welche Inhalte die Texte enthalten sollen und sich mit den rechtlichen Grundlagen auskennt, kann auch bei Freelancern anfragen.

Eine weitere Variante ist, die Texte selbst zu schreiben und sie dann an ein Redaktionsbüro oder Freien Journalisten zum Redigieren und „Hübschmachen“ zu senden. Das ist oft deutlich günstiger und Praxisinhaber können direkt aufschreiben, welche Inhalte ihnen wichtig sind.

Diese Artikel gehören zum Schwerpunkt Praxis-Website:

 

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