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Mitarbeiter, Mitarbeiter, Mitarbeiter – Diese Faktoren sind bei der Preisermittlung wirklich entscheidend

Wer seine Praxis verkaufen möchte, steht vor einem großen Berg Arbeit. Das Schwierigste ist sicherlich, einen Preis anzusetzen, der realistisch ist und gleichzeitig die eigenen Erwartungen erfüllt. Es gibt verschiedene Wege, einen Verkaufswert zu ermitteln, nicht alle sind jedoch sinnvoll. Doris Möde, ehemalige Praxisinhaberin, die selbst vor kurzem auf der Verkäuferseite stand, erklärt, wie sie den Preis für ihre Praxis ermittelt hat. Wir stellen zudem eine betriebswirtschaftliche Alternative vor.
Illustration von elf Mitarbeitern

Mit Sicherheit sind für die Wertermittlung von Therapiepraxen eine gute Verkehrsanbindung, eine moderne Praxisausstattung, ein umfangreicher Patientenstamm und ein gewisser Bekanntheitsgrad wichtig. Besonders entscheidend sind jedoch zwei Faktoren: eine gute Vernetzung mit Pflegeeinrichtungen und besonders festangestellte Mitarbeiter. Das liegt vor allem am derzeit vorherrschenden Fachkräftemangel in der Heilmittelbranche. Wer also ein eingearbeitetes Team hat, das den Käufern bei der Übernahme der Praxis erhalten bleibt, kann die Attraktivität seiner Praxis steigern.

Hürde Wertermittlung der Praxis

Die Lage und die angestellten Mitarbeiter waren auch bei der Praxis von Doris Möde ein wertvolles Gut. Sie hatte ihre Räumlichkeiten inmitten des beliebten Hamburger Wohnviertels Eimsbüttel – direkt an einer U-Bahnstation und eingearbeitete Kräfte. Trotzdem war es für sie am Anfang schwierig, einzuschätzen, wie viel ihre Praxis wert ist. „Ich habe bei meinem Verband nachgefragt. Dort erhielt ich die Information, ich solle ein Wertgutachten in Auftrag geben“, berichtet sie. „Dieses kostet aber etwa 1.000 Euro. Das war mir zu viel. Vor allem, weil ich ja sowieso alle Zahlen wie Kosten und Umsätze der Praxis selbst ermitteln und an den Gutachter schicken müsste.“

Preis selbst ermitteln – kostet Zeit, lohnt sich aber

Doris Möde entschied sich, den Preis für ihre Praxis anhand verschiedener Formeln selbst zu ermitteln. „Das war eine ganz schöne Arbeit, aber am Ende habe ich den Preis bekommen, den ich mir auch gewünscht habe.“ Um den Preis zu errechnen, hat Möde drei Werte ermittelt: den ideellen Wert, den Goodwill-Wert und den Substanzwert. „Für den ideellen Wert habe ich mir die Umsätze der letzten drei Jahre von meinem Steuerberater geben lassen. Davon gingen alle betrieblichen Kosten ab, wie Miete, Nebenkosten und Lohnkosten der Mitarbeiter. Außerdem musste ich quasi mein Gehalt abziehen, das ich bekommen hätte, wenn ich angestellt gewesen wäre.“ Dieses richtet sich nach einem Therapeutengehalt in Führungsposition mit entsprechender Berufserfahrung – im Fall von Doris Möde lag dieses bei etwa 45.000 Euro brutto jährlich.

Zahlen errechnen, weitere Kriterien einbeziehen

„Um den Substanzwert auszurechnen, musste ich die Neupreise des gesamten Inventars der Praxis ermitteln – also die Preise aller Behandlungsliegen, der Fangomaschine, Handtücher und so weiter. 30 Prozent von diesem errechneten Gesamtpreis ergeben dann den Substanzwert der Praxis“, erklärt Möde. Der Goodwill-Wert hingegen ist nicht anhand von Zahlen festzumachen – dies ist ein immaterieller Wert. „Hier habe ich die gute Lage und U-Bahn-Anbindung meiner Praxis bewertet, ebenso meinen langjährig aufgebauten Patientenstamm, den Bekanntheitsgrad und so weiter“, sagt sie. „Ich habe mich zudem ein wenig an dem errechneten ideellen Wert orientiert.“

Schließlich werden die drei Werte addiert und geben einen Gesamtwert der Praxis. „Ich habe diesen dann ein wenig abgerundet, sodass sich ein glatter Preis ergab“, berichtet Möde. „In den Verhandlungen bin ich den späteren Käufern mit dem Preis noch ein wenig entgegengekommen, habe im Gegenzug aber auch noch eine Behandlungsliege behalten.“

Wertgutachten helfen Käufern bei Bankgesprächen

Natürlich sind professionell erstellte Gutachten immer mit Kosten verbunden. Diese Wertgutachten sind aber besonders für Käufer oft eine wertvolle Hilfe, wenn sie mit ihrer Bank über die Finanzierung des Praxiskaufs sprechen. Auch, wem die nötige Zeit fehlt oder wer einfach nicht über das Wissen verfügt, kann Experten beauftragen, den Wert der Praxis zu ermitteln. Diese ziehen dann verschiedene Kriterien heran:

  • Ermittlung des bereinigten Jahresergebnisses
  • Auf Basis dessen sowie zahlreicher Faktoren über die Lage der Praxis wird eine Prognose für die Zukunftserfolge erstellt
  • Ergebniszeitraum festlegen (ca. zwei bis fünf Jahre)
  • Kalkulationszinssatz festlegen (Rendite einer Kapitalanlage + Risikozuschlag)
  • Abzinsung der Zukunftserfolge zum Kalkulationszinssatz
  • Wert des betriebsnotwendigen Vermögens festlegen
  • Praxisgesamtwert = Abgezinste Zukunftserfolge + Wert des betriebsnotwendigen Praxisvermögens

Wichtig ist, dass diese Wertermittlung professionell durchgeführt wird, um Fehler in der Berechnung zu vermeiden. Lassen Sie sich also von Experten helfen, wenn Sie den genauen Wert Ihrer Praxis bestimmen wollen.

 

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