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Versorgungsunterschiede, fehlender Direktzugang und Bürokratielast: Heilmittel-Wirtschaftsbericht 2018 dokumentiert gravierende Probleme der Branche

Auf den ersten Blick sieht die Situation der Heilmittel-Branche scheinbar rosig aus: Wachsender Umsatz und deutlich steigende Honorare sind das unmittelbare Ergebnis der Gesetzgebung der vergangenen Jahre. Doch bei seiner Vorstellung des Heilmittel-Wirtschaftsberichts 2018 auf der Gesundheits- und Fitnessmesse FIBO in Köln betonte Dr. Roy Kühne (MdB), dass es noch viel zu tun gibt, bevor die Probleme der Heilmittelversorgung in Deutschland wirklich gelöst sind.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Heilmittelbranche ist nach den Angaben des Wirtschaftsberichts unbestritten: Rund 9 Mrd. Euro Umsatz finanzieren über 300.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Deutschland. Die Heilmittel-Praxen sind damit der viertgrößte Arbeitgeber im Gesundheitswesen.

Versorgungsunterschiede und weniger neue Praxen

Doch ein genauerer Blick in den Wirtschaftsbericht macht sehr schnell deutlich, dass die Branche trotz aktueller Honorarerhöhungen in Not ist: 2017 ist die Anzahl der Praxisneugründungen erstmals rückläufig, die Versorgung der Patienten hängt nicht von der Erkrankung ab, sondern vom Wohnort und die Versorgungsunterschiede zwischen den verschiedenen Leistungen lassen sich medizinisch einfach nicht erklären.

Forderung nach Direktzugang

Weltweit können 460 Millionen Menschen ohne Umweg über eine ärztliche Verordnung direkt einen Therapeuten in Anspruch nehmen. Nicht so in Deutschland! Deswegen fasst der Heilmittel-Wirtschaftsbericht 2018 erstmals zusammen, welche Reformen dringend notwendig sind, um auch den Versicherten in Deutschland den Direktzugang zu Therapeuten zu ermöglichen.

Bürokratielast erdrückend

Zum ersten Mal berechnet der aktuelle Heilmittel-Wirtschaftsbericht auch die Bürokratiebelastung der Heilmittel-Praxen und kommt zu erschütternden Ergebnissen: Jede der 70.000 ambulanten Heilmittel-Praxen muss im Jahr 56 Arbeitstage für Bürokratie aufwenden. Das entspricht einer Gesamtbelastung der Branche in Höhe von einer Milliarde Euro im Jahr – die nicht durch Honorarerhöhungen aufgefangen wird.

Dr. Roy Kühne (MdB) betont bei der Vorstellung des Heilmittel-Wirtschaftsberichts 2018 auf der FIBO in Köln, dass es noch viel zu tun gibt.

Und so ist es nicht erstaunlich, dass Kühne im Rahmen der Vorstellung des Wirtschaftsberichts zu dem Schluss kommt, die bis jetzt vereinbarten Vergütungsanpassung seien immer noch nicht ausreichend, um die Abwanderung von Therapeuten aus den ambulanten Praxen in die stationäre Versorgung und die freie Wirtschaft zu verhindern.

Hinweis: up-Abonnenten können den Heilmittel-Wirtschaftsbericht 2018 kostenlos als Datei über redaktion@up-aktuell.de anfordern.

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