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Therapeuten gehören in den G-BA

Kühne: „Die Gesundheitsversorgung erfolgt nicht nur durch Krankenhäuser, Ärzte, Zahnärzte und Pharma“
Seit Ende vergangenen Jahres wird über die neuen, bundeseinheitlichen Rahmenverträge verhandelt. Auch über Preiserhöhungen wird gesprochen. Doch wie realistisch sind höhere Preise und wen wird es treffen, wenn im Gesundheitsbereich mal wieder gespart werden muss? Wir haben bei Dr. Roy Kühne, Physiotherapeut und Bundestagsabgeordneter, nachgefragt.
Foto von Roy Kühne

„Ganz ehrlich, ich hätte mir von den Verhandlungen mehr erwartet, mehr Vereinfachungen und auch mehr Dynamik, besonders von Seiten der Therapieberufe“, so Kühne. „Der große Wurf ist noch ausgeblieben. Ich weiß nicht, warum da nicht mehr Mut zur Handlung war.“ Beim Thema Preiserhöhungen zeigt er sich jedoch hoffnungsvoll. „Wenn ich mir die Unterschiede etwa zu den sehr guten Entwicklungen im Bereich der Pflege anschaue, ist da noch viel Luft nach oben.“

Preiserhöhungen in der Pflege, den Krankenhäusern, bei den Therapeuten usw. bedeuten auch, dass die Kosten steigen. Hinzukommen die Ausgaben aufgrund der Corona-Pandemie, etwa für kostenlose Tests. Wenn der nächste Gesundheitsminister auch mal wieder sparen muss, „darf es aber nicht darauf hinauslaufen, dass Bereiche im Gesundheitswesen, die in Berlin nicht die einflussreichste Lobby haben, wieder hinten runterfallen“, findet der Abgeordnete. Doch darüber, welche Prioritäten gesetzt und wie das Geld der Versicherten ausgegeben wird, entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA).

G-BA vertritt nur einen Teil der Gesundheitsberufe

Heilmittelerbringer sitzen nicht im G-BA, ebenso wenig wie Vertreter aus den Bereichen Hilfsmittel oder Pflege. Ein Problem, mit dem sich Kühne schon länger befasst. „Diese Berufe werden von anderen Interessenvertretern mitvertreten, die jedoch, verständlicherweise, erstmal die Interessen ihrer eigenen Branche bevorzugen und dann erst nach der Peripherie schauen.“ Die Lösung: Der G-BA muss umstrukturiert werden. „Die Gesundheitsversorgung erfolgt nicht nur durch Krankenhäuser, Ärzte, Zahnärzte und Pharma“, erklärt Kühne. „Es sind noch viele andere Bereiche involviert, die auch gehört werden und auch ein Stimmrecht haben müssen.“

Beim G-BA selbst werde man mit der Idee einer Umstrukturierung vielleicht erstmal auf Widerstand stoßen, doch beim Gesundheitsminister rechnet Dr. Roy Kühne mit offenen Ohren. „Herr Spahn hat gezeigt, dass er auch offen für Neues ist und er hat mehrfach bewiesen, dass er sich über althergebrachte Meinungen auch einfach mal hinwegsetzt.“ Gleichzeitig erwartet Kühne von den Therapeuten-Verbänden, dass sie ihn bei seinem Vorhaben unterstützen und sich in diese Richtung einsetzen. „Denn es müsste ja in ihrem ureigenen Interesse sein, dass der Therapieberuf im G-BA mit vertreten ist.“

Das komplette Interview mit Dr. Roy Kühne können Sie sich bald in unserer Mediathek anschauen.

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