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Silbernetz

Einfach mal reden – ein Programm gegen Alterseinsamkeit
Viele Menschen sind einsam, besonders Ältere sind betroffen. Manchmal sind sie alleinstehend, weil zum Beispiel der Partner gestorben ist. Kinder und Enkelkinder wohnen weit entfernt, Freundschaften haben sich aufgelöst, und eine zunehmend eingeschränkte Mobilität verhindert die Teilnahme an sozialen Angeboten. Nach und nach sterben diejenigen, die das Leben als Verwandte, Bekannte, Kollegen und Freunde begleitet haben. Eine schwere Situation für die Zurückbleibenden, die zunehmend isoliert leben.
© Eva Katalin

Einsamkeit macht krank

Die gesundheitlichen und sozialen Folgen von Vereinsamung im Alter sind in Deutschland kaum erforscht, es gibt aber britische und amerikanische Studien, wie die von J. Holt-Lunstad et al. (2010, PLoS Medicine). Demnach kann Einsamkeit beispielsweise Herz-Kreislauf- oder psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen begünstigen. Einsame Erwachsene leiden im Alter häufiger unter belastenden Symptomen und müssen lebenserhaltende Maßnahmen in Anspruch nehmen. Das Risiko für einen schlechteren Gesundheitszustand ist erhöht.

Zahlen und Fakten

Beim Deutschen Alterssurvey, einer bundesweit repräsentativen Befragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte, gab rund ein Drittel der Befragten an: „[…], dass Einsamkeitsgefühle teilweise zutreffend die eigene Gefühlslage beschreiben.“ Da laut Bevölkerungsstatistik (Statista) insgesamt rund 45 Millionen Menschen in diese Gruppe fallen, fühlen sich also etwa 15 Millionen Menschen im Alter zwischen 40 bis 85 zeitweise einsam. Bei den 85- bis 99-Jährigen sind es gemäß der Hochaltrigen-Studie des Generali-Zukunftsfonds knapp 40 Prozent mit intensiven Einsamkeitsgefühlen.

Der Verein Silbernetz nimmt an, dass rund acht Millionen Menschen im Alter zwischen 60 und 99 Jahren zeitweise oder ständig von Einsamkeit oder Isolation betroffen sind.

Silbernetz will Einsamkeit durchbrechen

Silbernetz hat 2017 sein gleichnamiges Hilfsprogramm gestartet: ein Gesprächsangebot für vereinsamte Ältere, das sie aus der Isolation holen soll. Zu dem dreistufigen Programm gehören eine anonyme telefonische Kontaktaufnahme, ein schrittweiser Aufbau persönlicher Verbindungen sowie die Vernetzung zu Angeboten in der Umgebung.

Ziel von Silbernetz ist, Alterseinsamkeit und ihre Folgen in das öffentliche Bewusstsein zu bringen und sie gemeinsam mit Politik und Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu bekämpfen. Der Verein fordert von der Politik, die Lebenslagen Älterer und Hochaltriger zu erforschen, Einsamkeit im Alter wahrzunehmen sowie Gegenmaßnahmen über das Präventionsgesetz zu finanzieren.

Keine Frage zu groß und kein Problem zu klein

Beim Silbertelefon „einfachmalreden“ können über 60-Jährige ihre Sorgen und Anliegen kostenfrei und vertraulich besprechen. Silbernetz-Mitarbeiter hören zu, nehmen Anteil, ermutigen und geben Rat.

Bei der „Silbernetz-Freundschaft“ ruft ein Silbernetz-Freund einen älteren Menschen regelmäßig wöchentlich an und unterstützt den Weg aus der Isolation. Die „Silberinfo“ sammelt und vermittelt bei Bedarf Informationen über Angebote in der Nachbarschaft, professionelle Hilfe und neue Kontakte.

Positive Effekte

Silbernetz stellt fest, dass die Mehrheit der Anrufenden erleichtert ist, wenn sie mit jemandem sprechen können – auch ohne ein spezielles Problem oder eine Krise. Das Programm stärkt das Selbstbewusstsein der Betroffenen, ihre Autonomie und Kontaktbereitschaft. Das ermutigt sie zu Begegnung und sogar aktiver Teilhabe. Darüber hinaus hält Silbernetz Angehörigen den Rücken frei und fördert regionale Altenhilfestrukturen. Denn privatwirtschaftliche, staatliche und ehrenamtliche Angebote erreichen durch die Kooperation mit Silbernetz Menschen, zu denen sie bisher keinen Zugang hatten.

Langfristig profitiert das Gesundheitssystem: Menschen mit sozialen Kontakten haben ein geringeres Krankheitsrisiko und bessere Chancen, ihre Autonomie auch in Krisensituationen zu bewahren. Das spart Kosten und verringert stationäre Pflegebedarfe.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Mit dem Lockdown wurde die Silbernetz-Rufnummer in ganz Deutschland freigeschaltet. Seitdem hat sich die Zahl der Anrufer verfünffacht und wächst stetig weiter. Aktuell melden sich etwa 100 Personen pro Tag. Manche rufen mehrmals täglich an und möchten am liebsten stundenlang sprechen, anderen genügen drei Minuten, um gehört zu werden. Die Anrufer sind überwiegend allein lebende Menschen über 80 Jahre, doch seit Corona melden sich auch Jüngere, die vor allem ihre Ängste wegen der Unsicherheiten und Einschränkungen durch die Pandemie teilen möchten.

Gemeinsam gegen Einsamkeit – das können Sie tun

Sie können Silbernetz als Fördermitglied unterstützen, mit einem regelmäßigen finanziellen Beitrag, einem Sachbeitrag oder einer Dienstleistung. Eine andere Mithilfe wäre, Patienten und Mitarbeiter in der Praxis auf das Programm hinzuweisen. Infomaterialien sind kostenlos auf der Website des Vereins erhältlich.

Oder Sie werden ehrenamtlicher Silbernetz-Freund und rufen einmal pro Woche einen vereinsamten älteren Menschen an. Sie hören zu, fragen nach und teilen Freud, Leid und Erinnerungen. Sie motivieren, informieren und begleiten erste Schritte aus der Einsamkeit. Auf diese Weise tragen Sie wesentlich dazu bei, dass der Betroffene eine zuverlässige und erfreuliche soziale Beziehung und somit weniger das Gefühl von Isolation und Einsamkeit erlebt.

Erforderlich ist dafür die Teilnahme an einer zweitägigen Fortbildung, die nun auch online besucht werden kann.

Quelle: Silbernetz e. V.

Silbernetz e. V.

Wollankstraße 97

13359 Berlin

Telefon 030 23 54 48 22

Silbertelefon „einfachmalreden“ 0800 4 70 80 90
(täglich von 08:00 Uhr bis 22:00 Uhr)

www.silbernetz.org

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Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung

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