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„Der Anteil der Diätassistenten, die auch im ambulanten Bereich arbeiten, wächst“

Podcast mit Uta Köpke, Diätassistentin und Präsidentin des VDD
In Deutschland arbeiten etwa 15.000 Diätassistenten. Was nicht jeder weiß, auch sie zählen zur Gruppe der Heilmittelerbringer. Doch was machen Diätassistenten eigentlich, wie läuft ihre Arbeit ab, welche Patienten behandeln sie und welche Berührungspunkte gibt es mit anderen Heilmittelerbringern? Uta Köpke, Diätassistentin und Präsidentin des Verbands der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD), gibt uns einen Einblick.
© Uta Köppke

Frau Köpke, helfen Sie uns auf die Sprünge: Was macht eine Diätassistentin?

KÖPKE: Der Beruf der Diätassistenten ist, genau wie auch bei Physio- oder Ergotherapeuten, bundeseinheitlich geregelt. Wir beschäftigen uns mit der Ernährungstherapie für alle möglichen Erkrankungen, die entweder durch Ernährung bedingt sind oder sich auf die Ernährung auswirken. Ein Beispiel sind onkologische Erkrankungen, in deren Folge ein Stück Magen oder Darm entfernt werden musste. Oder auch die onkologische Therapie, die oft mit großer Übelkeit verbunden ist.

Und die Behandlung können Diätassistenten bei bestimmten Indikationen im Rahmen der Heilmittel-Richtlinie erbringen?

KÖPKE: Genau, eigentlich hat das Bundessozialgericht bereits 2000 entschieden, dass auch die Ernährungstherapie ein Heilmittel ist, doch der G-BA hat sich mit der Verankerung in der Heilmittelrichtlinie etwas schwergetan. Dort gibt es erst seit 2018 zwei Indikationen: Mukoviszidose und seltene angeborene Stoffwechselstörungen.

Mukoviszidose-Patienten werden ja auch von Physiotherapeuten behandelt. Was können Diätassistenten für diese Patienten tun?

KÖPKE: Bei Mukoviszidose betrifft die Verschleimung im Körper nicht nur die Lunge, sondern auch zum Beispiel den Magen-Darm-Trakt. Dadurch werden Nährstoffe nicht so gut aufgenommen und die Patienten kämpfen immer damit, ihr Gewicht zu halten. Je besser sie aber Normalgewicht halten können, desto weniger haben sie mit Folgeerscheinungen zu kämpfen. Hier unterstützen wir die Patienten von Geburt an dabei, sich ganz gezielt zu ernähren. Hinzu kommen noch häufige Folgeerkrankungen, wie etwa Diabetes, die dann zusätzlich mit einer veränderten Ernährung verbunden sind.

Arbeiten Diätassistenten stationär oder ambulant?

KÖPKE: Wir haben gerade am Anfang des Jahres eine Berufsfeldanalyse gemacht, die zeigt, wir sind überwiegend stationär tätig. Doch der Anteil der Diätassistenten, die auch im ambulanten Bereich arbeiten, wächst. Bis zu 50 Prozent haben mindestens auch ein Standbein im ambulanten Sektor, dann aber in der Regel nur in Teilzeit. Anders als bei anderen Heilmittelmittelerbringern gibt es bei uns ganz viele gemischte Arbeitsverhältnisse.

Brauchen Diätassistenten eine richtige Praxisniederlassung, wenn sie die im Heilmittelkatalog aufgeführten Leistungen mit der GKV abrechnen wollen? Und wie groß ist der GKV-Anteil an ihren Leistungen, denn die Indikationen sind ja doch sehr eingeschränkt.

KÖPKE: Wenn ich die in der Heilmittelrichtlinie genannten Indikationen mit der GKV abrechnen will, muss ich mich niederlassen. Bei den anderen Indikationen, wie Diabetes, Mangelernährung, onkologische Patienten, ist das eine privatwirtschaftliche Situation. Dann brauche ich nicht unbedingt Praxisräume, sondern kann auch nur Hausbesuche machen.

In der Tat ist der GKV-Anteil an unseren Leistungen sehr eingeschränkt. Unter einem Prozent der Diätassistenten arbeiten in dem Bereich Mukoviszidose und seltene angeborene Stoffwechselstörungen. Die wenigen Kollegen sind aber wiederum echte Spezialisten für die Patienten und arbeiten dann ausschließlich in diesem Bereich.

Was schätzen Sie, wie viele solcher Spezialisten es deutschlandweit gibt?

KÖPKE: Ich würde sagen, so zwischen 20 und 30. Die Patienten müssen also weite Wege zurücklegen. Das ist nicht gut, aber sind es gewöhnt, denn aufgrund ihrer Erkrankungen sind sie ohnehin stark mit den bundesweit verteilten Spezialzentren verankert. Während der Corona-Zeit war auch Videobehandlung erlaubt. Sie ist aber nicht im Heilmittelkatalog zugelassen. Wir würden uns das allerdings sehr wünschen, denn Mukoviszidose-Patienten sind gerade im Alter oft nicht mehr mobil. Videotherapie wäre da eine sehr große Erleichterung.

Gibt es aktuell Verhandlungen, das in die Regelversorgung zu übernehmen?

KÖPKE: Die GKV ist da ganz auf unserer Seite, aber es ist eine Entscheidung des G-BA. Wir sind da dran und werden uns weiter darum kümmern, dass die Heilmittel-Richtlinie entsprechend geändert wird.

Frau Uta Köpke, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Ralf Buchner.

Den gesamten Podcast können Sie hier anhören…

 

Hören Sie sich schlau

In unserem Podcast up_Doppelbehandlung können Sie das komplette Gespräch mit Uta Köppke anhören. Dort erklärt sie u.a., wie eine Ernährungstherapie genau abläuft, was Diätassistenten von Ökotrophologen unterscheidet und warum Ernährungstherapie im Heilmittelkatalog stärker verankert sein sollte. Sie zeigt auf, wie Physiotherapeuten und Diätassistenten kooperieren können, etwa beim Thema Übergewicht, bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen oder onkologischen Patienten, die Lymphdrainage erhalten. Bei Schlaganfallpatienten mit Schluckstörungen kann eine Zusammenarbeit von Diätassistenten und Logopäden von großem Nutzen sein. Möglicherweise sind interdisziplinäre Therapiepraxen, in denen auch Diätassistenten arbeiten, ein Modell für die Zukunft.

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