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Das passende Netzwerk finden

Was will ich und was will ich von anderen?
Wer sich mit Kollegen vernetzen möchte, sollte sich die Frage stellen: Warum? Denn davon hängt es ab, welche Art von Netzwerken zu Ihnen passen – und schließlich auch, ob sich die eigenen Erwartungen erfüllen.
Illustration eines Meetings mit bunten Sprechblasen
© iStock: Rawpixel

Menschen sind unterschiedlich. Während die einen schnell für ein Thema brennen, sich mit voller Kraft dafür einsetzen und viel Zeit investieren, sind andere eher zurückhaltend, abwartend, möchten Informationen aus verschiedenen Quellen sammeln und sich langsam eine Meinung zu einem Thema bilden. Keine Herangehensweise ist dabei besser oder schlechter, sie spiegelt einfach verschiedene Persönlichkeitstypen wider.

Warum möchte ich mich vernetzen?

Hier sind ein paar Anregungen, die Ihnen dabei helfen können, für sich zu erkennen, was Sie erwarten,wenn Sie sich mit anderen vernetzen.

Was trifft auf Sie zu?

  • Ich möchte etwas bewegen, z. B. Aktionen organisieren, daran teilnehmen, andere mitreißen und motivieren.
  • Ich möchte mich zu folgenden Themen austauschen:
    • Berufspolitik
    • Fachliche Themen (z. B. Behandlungsformen, Fortbildungen, etc.)
    • Praxisführung (Umgang mit Krankenkassen, Verordnungen, etc.)
    • Lokale Themen, die meinen Beruf betreffen
    • weitere Themen
  • Ich möchte Informationen weitergeben
  • Ich möchte mich informieren (lassen)
  • Ich suche Bestätigung und Gleichgesinnte
  • Ich möchte das Gefühl loswerden, alleine zu sein und als Einzelkämpfer nichts ausrichten zu können

Vorher informieren

Sie können sich Zeit und Mühe sparen, wenn Sie sich vorher über die Gruppe informieren, der Sie beitreten möchten. Einen ersten Eindruck bekommen Sie schon auf der jeweiligen Website bzw. der Vorstellungsseite bei Facebook. Wenn Sie Kollegen kennen, sprechen Sie mit ihnen über Ihre Erfahrungen in der Gruppe. Gibt es persönliche Treffen oder Veranstaltungen online, nehmen Sie teil, um zu schauen, ob die Chemie stimmt.

Beispiel: Eigene Beschreibung der Facebook-Gruppe Therapeuten Nürnberg und Umgebung (ca. 150 Mitglieder)

Ziele und Nutzen dieser Gruppe:

– Lokales Netzwerken (Stammtisch)

– Berufspolitische Aktionen im Nürnberger Raum und bundesweite Teilnahme

– Für Physio, Ergo, Logo, Podo, Diätassistenten

– Relevante Informationen aus Politik und Therapeutenalltag

– KEINE WERBUNG!

– Verbandsmitglieder aller Verbände

– gepflegte Diskussionskultur

Die Kreideaktion ist nun leider vorbei, aber ich finde es wichtig, nicht nachzulassen und aus Einzelkämpfern eine Gruppe zu machen, die vielleicht eher gehört wird und sich gegenseitig bestärkt.

Mehr zu „Therapeuten Nürnberg und Umgebung“ erfahren Sie hier.

Eine eigene Gruppe gründen

So gelingt es

Sie treten in einen Verband ein, doch die Mitgliedschaft erfüllt nicht Ihre Erwartungen? Bei einem Stammtisch können Sie nicht über die Themen sprechen, die Sie besonders interessieren? Es gibt noch keine Heilmittelgruppe in Ihrer Nähe oder zu Ihren Themen? Dann gründen Sie eben selbst eine. Wenn Sie Kollegen kennen, denen es geht wie Ihnen, holen Sie sie mit ins Boot. Wenn nicht, legen Sie alleine los.

Wichtig ist, Rahmenbedingen für die Gruppe festzulegen:

  • Welche Erwartungen haben die Teilnehmer?
  • Wie möchte man sich austauschen/welche Plattform nutzen)?
  • Welche gemeinsamen Ziele möchte man verfolgen?
  • Welche Themen stehen im Fokus (z. B. regionaler Bezug, Berufspolitik, fachliche Inhalte zur Therapie etc.)?
  • Wer soll zur Gruppe gehören können (z. B. nur Heilmittelerbringer, nur eine Berufsgruppe, nur Personen aus einer bestimmten Region, alle, die sich für die Themen der Heilmittelerbringer interessieren, etc.)?

Die Vorgaben sollen niemanden abschrecken, vielmehr dienen Sie Kollegen, die daran interessiert sind, sich der Gruppe anzuschließen, zur Orientierung.

Beispiel: Facebook-Gruppe „Physiotherapie Deutschland“

Tobias Kehlenbach hat 2008 die Facebook-Gruppe „Physiotherapie Deutschland“ gegründet – mit dem Ziel, Physiotherapeuten einen Ort für den fachlichen Austausch zu geben. Was mit wenigen Bekannten anfing, ist mittlerweile zu einer Gruppe mit mehr als 32.000 Mitgliedern geworden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Mit der Mitgliederzahl ist die Themenvielfalt gewachsen – Fragen zu Corona-Maßnahmen, Berufspolitik, Mitarbeitersuche und fachlichem Austausch sind nur ein paar Beispiele. Auch der Gruppengründer selbst streut hin und wieder Themen ein, wenn ihn etwas bewegt. Das Ziel: „Diskussionen anzuregen, die in eine vernünftige Richtung laufen“, so Kehlenbach. Viele Themen entwickeln sich aber aus der Eigendynamik der Gruppe und richten sich danach, was die Therapeuten gerade bewegt.

Tobias Kehlenbach hat die Facebook-Gruppe lange alleine als Administrator betreut, doch im vergangenen Jahr wurde der Aufwand so groß, dass er sich weitere Kollegen ins Boot geholt hat. „Dafür bin ich sehr dankbar. Das ist eine große Hilfe und Unterstützung“, erklärt der Therapeut. „Außerdem können wir uns schnell zu bestimmten Situationen austauschen und schauen, was die anderen etwa über ein bestimmtes Posting denken. Man steht dann nicht immer allein mit seiner Meinung. Es gibt ein Meinungsspektrum.“

Sein Fazit: „Ich denke, dass viele Aktionen der letzten zwei bis drei Jahre auch durch die Gruppe getriggert und mitgetragen wurden – durch die Möglichkeit, Menschen mit Ideen zusammenzubringen, sich auszutauschen, Informationen weiterzugeben und sich zu organisieren, etwa bei der Aktion, Spahn in seinen Facebook Live-Schaltungen zu kontaktieren. Durch den Austausch von Informationen und wissenschaftlichen Erkenntnissen hat die Gruppe aber auch mich persönlich und meine Art, Physiotherapie zu denken, stark beeinflusst.“

Diese Artikel gehören zum Schwerpunkt Vernetzen:

Themenschwerpunkt 7.2021: Vernetzen

Verbände – die offiziellen Vertreter Heilmittelerbringer

Interessenvertretungen und Netzwerke

Social Media – die einfachste Art der Vernetzung

Stammtische zur regionalen Vernetzung

Warum vernetzen sich Therapeuten und was lässt sich damit erreichen?

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