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Vorsicht: Schweinegrippe!

Alles Panik, oder was?

Vorsicht: Schweinegrippe!

Tür zu, Schlüssel umgedreht – Praxis geschlossen. Das Schild an der Tür verkündet, hier wird in den kommenden Wochen niemand mehr ein- und ausgehen. Keine Patienten, keine Therapeuten, keine Mitarbeiter. Schluss, Ende aus – auf offizielle Anordnung vom Amtsarzt. Warum? Die Schweinegrippe hat zugeschlagen.

So oder so ähnlich könnte das Horrorszenario von der Schweinegrippe in so manchem Praxisinhaberkopf ablaufen. Die Berichte in den Medien machen Angst und schüren die Sorgen, auch die der Praxisinhaber. In Nordrhein-Westfalen wurde über eine Verlängerung der Sommerferien wegen der neuen Grippe debattiert, die ZEIT verkündet besondere Gefahr für Schwangere und Praxisinhaber werden schon mal vorsorglich über ihre Rechte im Falle einer Praxisschließung hingewiesen. Ist das nun Panikmache oder begründete Vorsicht? Wie viele Sorgen müssen sich Inhaber von Heilmittelpraxen wirklich machen?

Wie schwer die Pandemie verlaufen wird, lässt sich nicht vorhersagen
Wie schwer die Pandemie verlaufen wird, lässt sich nicht vorhersagen

Drohen Praxisschließungen?

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Wer gut informiert ist, kann sich auch beruhigter der Therapie widmen. Mittlerweile ist man sich ziemlich sicher, woher die Viruserkrankung stammt. Die Schweinegrippe ist ursprünglich eine Virusinfektion von Schweinen. Seit den 30er Jahren ist sie bereits bekannt und unter den Tieren zwar stark ansteckend, allerdings selten tödlich. Das Virus verändert sich jedoch ständig. Wenn ein Schwein von mehreren Erregern gleichzeitig befallen ist, kann durch Genaustausch einen neuer Subtyp vom Schweinegrippe Virus entstehen. Es wird davon ausgegangen, dass die kursierenden Schweinegrippen-Viren auf einer Mutation beruhen, die auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
Durch Urlauber ist die Schweingrippe nach Deutschland gekommen. Mit dem Ende der Sommerferien und damit der Rückkehr vieler Urlauber wird mit einem Anstieg der Fälle gerechnet. Das bestätigt auch das Robert Koch-Institut mit den aktuellen Zahlen: „In Deutschland sind dem Robert Koch-Institut mit Datenstand vom 17.08.2009 insgesamt 12.493 Fälle der Neuen Grippe (Influenza H1N1/2009) übermittelt worden. Gegenüber der letzten Aktualisierung vom 14.08.2009 wurden 373 Fälle neu übermittelt.

Zahl der Infektionen durch Reise­rückkehrer gestiegen

Der Anstieg wird nach wie vor hauptsächlich durch Reiserückkehrer verursacht, die nach Rückkehr aus dem Urlaub mit neuer Influenza gemeldet werden (257 Fälle), 116 Fälle wurden in Deutschland erworben (autochthon). Als Fälle werden sowohl Personen mit einer Labordiagnose ausgewiesen, als auch Erkrankte, bei denen selbst keine Labordiagnose durchgeführt wurde, die aber Kontakt zu anderen laborbestätigten Erkrankten hatten.“

Patienten und Mitarbeiter kommen also frisch und munter aus dem Urlaub in die Praxis zur Behandlung. Wer nur infiziert ist und noch keine Symptome aufweist, kann trotzdem ansteckend sein. Das neue Influenzavirus H1N1 wird überwiegend durch eine Infektion über Tröpfchen übertragen, die zum Beispiel beim Sprechen, insbesondere aber beim Husten oder Niesen entstehen und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen können.

Hochansteckend, aber bisher milder Verlauf

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung („Inkubationszeit“) scheint nach ersten Erkenntnissen ein bis vier Tage zu betragen. Bei der neuen Influenza wird angenommen, dass manche Patienten ebenfalls bereits am Tag vor Symptombeginn Viren ausscheiden, bei der Dauer der Ausscheidung wird von einer Woche ausgegangen. Gerade in einer kleinen Heilmittelpraxis reicht wahrscheinlich ein kräftiger Nieser aus, um die gesamte Praxis lahm zu legen. Da ist es durchaus begründet, dass sich Praxisinhaber Sorgen machen. Dennoch sollte man nicht in Panik verfallen. Die Zahlen mögen zwar beängstigend erscheinen, dennoch ist der Pressesprecher des Robert Koch-Institutes Günther Dettweiler davon überzeugt: „Angst muss niemand haben, insbesondere da die Krankheitsverläufe bei der Schweinegrippe in Deutschland derzeit milde sind“.

Impfstoffentwicklung in vollem Gange

Die Entwicklung eines Impfstoffes ist in vollem Gange. Voraussichtlich wird er im Herbst zur Verfügung stehen und reicht für ca. 30 Prozent der Bevölkerung. Dann sollen vor allem Risikogruppen wie medizinisches Personal, Polizei und Feuerwehr geimpft werden.
Ob die Schweinegrippe nun eine Heilmittelpraxis „erwischt“ oder nicht, kann niemand vorher sagen. Anstatt in Panik auszubrechen, sollten sich Praxisinhaber genau über die Neue Grippe informieren. Mit einfachen Verhaltens- und Hygienemaßnahmen kann schon viel erreicht werden. Es lohnt sich auch durchaus, die Ärzte anzusprechen und sich entweder Empfehlungen zu holen oder gemeinsam Vorsorgemaßnahmen zu entwickeln. Positiver Nebeneffekt: Sie bleiben im Gespräch mit den Ärzten, zeigen sich präsent und das kann sich nur positiv auf die weitere Zusammenarbeit in der bestimmt kommenden „schweine­grippefreien“ Zeit auswirken.

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