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Schweinegrippe: Was Sie darüber wissen sollten!

Schweinegrippe

Was Sie darüber wissen sollten!

Das Thema „Schweinegrippe“ oder auch „Neue Grip­pe“ genannt ist zwar in aller Munde, dennoch gibt es in der Bevölkerung noch große Wissenslücken. Das Robert Koch-Institut hat Fragen systematisch zu­sammengestellt und auf dem aktuellen Wissenstand beantwortet. Praxisinhaber können sich hier genau informieren.

Wie gefährlich ist die Neue Grippe?

Häufig verläuft die Krankheit relativ mild, aber es gab in den besonders betroffenen Ländern auch schon schwe­re Verläufe und Todesfälle. Bei der jährlichen Grippe­welle kennt man aber die zirkulierenden Viren gut, die Viren verändern sich stetig in geringem Maße, der Impf­stoff wird jährlich angepasst, und es gibt in der Bevölke­rung einen gewissen Immunschutz. Bei der Neuen Grip­pe handelt es sich dagegen um ein neues Influenzavirus, gegen das kein oder kaum ein Immunschutz in der Be­völkerung existiert, an dem anders als bei der jährlichen Grippe bisher vorwiegend jüngere Menschen erkranken, bei dem noch kein Impfstoff zur Verfügung steht, und dessen weitere Entwicklung und Folgen im Herbst und Winter, zur üblichen Grippezeit, unbekannt sind.

Wie erkennt man die Neue Influenza?

Die Symptome der Neuen Grippe ähneln den Symptomen der jährlichen Grippe im Winter (saisonale humane Influenza): Fieber, Husten, Kopf- und Glie­derschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit. Einige Menschen, die mit dem Erreger der Neuen Grippe in­fiziert waren, berichteten auch über Übelkeit, Erbre­chen und Durchfall.

Wie steckt man sich an?

Es ist davon auszugehen, dass das neue Influenza­virus so übertragen wird wie eine übliche Influenza: überwiegend durch Tröpfchen, die zum Beispiel beim Sprechen, insbesondere aber beim Husten oder Nie­sen entstehen und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen können. Vermutlich kann die Übertragung auch über Oberflä­chen erfolgen, die mit virushaltigen Sekreten verunrei­nigt sind, wenn sie angefasst werden. Dabei gelangen die Viren über die Hand in Mund, Nase oder Augen. Der Anteil der Übertragungen auf diesem Wege ist aber nicht bekannt.

Wie lange dauert es, bis Symptome auftreten?

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Er­krankung („Inkubationszeit“) ist von der Art des Influ­enza-Virus abhängig. Bei den Erregern der saisonalen Influenza beträgt diese ein bis vier Tage, bei den Er­regern der aviären Influenza („Vogelgrippe) hingegen zwei bis fünf Tage. Die genaue Inkubationszeit des neuen Influenza-Virus scheint nach ersten Erkenntnis­sen ähnlich wie bei der saisonalen Influenza zu sein. Die Ansteckungsfähigkeit kann bei der saisonalen In­fluenza bereits kurz (weniger als 24 Stunden) vor Auf­treten der klinischen Symptomatik beginnen und be­steht danach gewöhnlich für drei bis fünf Tage. Bei der neuen Influenza wird angenommen, dass manche Pa­tienten ebenfalls bereits am Tag vor Symptombeginn Viren ausscheiden, bei der Dauer der Ausscheidung wird von einer Woche ausgegangen.

Wie kann die Neue Grippe diagnostiziert werden?

Das neue Virus kann mit üblichen Diagnose-Verfahren nicht nachgewiesen werden. Das Nationale Referenz­zentrum für Influenza am Robert Koch-Institut und ei­nige weitere Laboratorien in Deutschland können die­ses Virus aber mit einer angepassten Methode sicher nachweisen. Zur Diagnose sollte ein Rachen- oder Na­senabstrich möglichst rasch nach Beginn der Erkran­kung von einem Arzt entnommen und an ein Labor eingesandt werden.

Kann man sich schützen, etwa durch eine Hygienemaske?

Schützen sollten sich bei einer Pandemie in jedem Fall alle, die mit Erkrankten Kontakt haben. Zu den allge­meinen Hygieneregeln zählen unter anderem:

  • das Vermeiden von Händegeben, Anhusten, Anniesen
  • das Vermeiden von Berührungen der Augen, Nase oder Mund
  • die Nutzung und sichere Entsorgung von Einmaltaschentüchern
  • Empfehlungen zu einer intensiven Raumbelüftung
  • das gründliche Händewaschen nach Personenkontakten, der Benutzung von Sanitäreinrichtungen und vor der Nahrungsaufnahme sowie bei Kontakt mit Gegenständen oder Materialien, die mit respi­ratorischen Sekreten von Erkrankten kontaminiert sein können
  • die getrennte Behandlung von an Influenza er­krankten Personen, insbesondere von Säuglin­gen, Kleinkindern und Personen mit chronischen Erkrankungedie Empfehlung für fieberhaft Erkrankte, im eigenen Interesse zu Hause zu bleiben, um weitere Anste­ckungen zu verhindern
  • die Vermeidung von direkten Kontakten zu mögli­cherweise erkrankten Personen sowie
  • das Tragen eines dichtanliegenden, mehrlagigen Mund-Nasen-Schutzes kann in bestimmten Situa­tionen, in denen ein Kontakt zu anderen vermut­lich infizierten Personen in geschlossenen Räumen nicht vermeidbar ist, möglicherweise einen gewis­sen Individualschutz bieten. Die Weltgesundheits­organisation (WHO) empfiehlt in ihrem Rahmen- Pandemieplan keinen Mund-Nasen-Schutz für die allgemeine Bevölkerung.

Was ist eine Pandemie?

Eine Pandemie bezeichnet eine weltweite Epidemie. Eine Influenzapandemie wird durch ein neuartiges In­fluenzavirus verursacht, das in der Lage ist, schwere Er­krankungen hervorzurufen und sich gut von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Da dieser neue Erreger zuvor nicht oder sehr lange nicht in der menschlichen Bevöl­kerung vorgekommen ist, ist das Immunsystem nicht vorbereitet und daher auch nicht geschützt. Die Influ­enza-Pandemien des vergangenen Jahrhunderts gin­gen mit Erkrankungs- und Sterberaten einher, die üb­liche, auch schwere, Influenzawellen übertrafen. Die Weltgesundheitsorganisation weist darauf hin, dass auch ein pandemisches Virus, das bei gesunden Men­schen vergleichsweise milde Symptome verursacht, durch die hohe Zahl von Erkrankten in einem begrenz­ten Zeitraum die Gesundheitssysteme eines Staates überlasten könne, insbesondere in Entwicklungslän­dern („Assessing the severity of an influenza pande­mic“ vom 11. Mai 2009).

Was bedeutet Phase 6?

Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet fünf Warnphasen, Phase 6 stellt die Pandemie dar. Am 11. Juni 2009 hat die WHO die Phase 6 ausgerufen. Zu­vor hatte seit 29. April 2009 Phase 5 gegolten. Phase 5 wird charakterisiert durch eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus in mindestens zwei Staaten einer WHO-Region, bei der Neuen Grippe („Schweinegrippe“) war das die WHO-Region Ameri­ka. Phase 6 ist definiert durch das zusätzliche Auftre­ten von fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragun­gen („community level outbreaks“) in zumindest einem weiteren Land in einer weiteren WHO-Region. Insge­samt gibt es sechs WHO-Regionen (Afrika, Amerika, Südostasien, Europa, Östliches Mittelmeer, Westlicher Pazifik). Eine Beschreibung der Phasen gibt die Weltge­sundheitsorganisation auf ihren Internetseiten.

Hintergrund: Fallzahlen in Deutschland 20.08.2009. In Deutschland sind dem Robert-Koch-Institut mit Datenstand vom 19.08.2009 insge­samt 13.180 Fälle der Neuen Grippe (Influenza H1N1/2009) übermittelt worden. Gegenüber der letzten Aktualisierung (Datenstand 18.08.2009) wurden 350 Fälle neu übermittelt. Der Anstieg wird nach wie vor hauptsächlich durch Reiserückkehrer verursacht, die nach Rückkehr aus dem Urlaub mit neuer Influenza gemeldet werden (273 Fälle), 77 Fälle wurden in Deutschland erworben (autoch­thon). Als Fälle werden sowohl Personen mit einer Labordiagnose ausgewiesen, als auch Erkrankte, bei denen selbst keine Labordiagnose durchgeführt wurde, die aber Kontakt zu anderen laborbestätig­ten Erkrankten hatten. Quelle: RKI

Gab es in der Vergangenheit schon Pandemien?

Im 20. Jahrhundert gab es drei Influenzapandemien: 1918, 1957 und 1968. Die schwerste davon war die so genannte Spanische Grippe 1918/19, die weltweit zwi­schen 20 und 50 Millionen Todesopfer forderte. War­um damals die Todesrate so hoch war, ist nicht ganz klar. Vermutlich spielten mehrere Faktoren eine Rol­le. Das Virus war möglicherweise besonders aggres­siv, es gab keine Antibiotika gegen bakterielle Folge­infektionen und nicht die heutige Intensivmedizin. In den USA waren z.B. viele junge Rekruten betroffen, die auf sehr engem Raum zusammenlebten. 1957/58 und 1968/69 folgten zwei weitere, schwächere Pandemien mit schätzungsweise jeweils einer Million Todesopfern weltweit. Auch vor dem 20. Jahrhundert gab es immer wieder Influenzapandemien.

Wie kann ein Pandemievirus entstehen?

Für die Entstehung von Pandemieviren gibt es zwei Mechanismen: Ein nicht in der menschlichen Bevölke­rung vorkommendes Virus, zum Beispiel ein Vogel-In­fluenzavirus, verändert sich durch genetische Verän­derungen in der Art, dass es Menschen nicht nur krank machen kann, sondern auch effektiv von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dieser Mechanis­mus liegt wahrscheinlich der Entstehung des Pande­mievirus 1918 zugrunde. Der zweite Mechanismus: Influenzaviren verschiedener Subtypen infizieren gleichzeitig eine Zelle. Die daraus hervorgehenden Vi­ren können Bestandteile beider Ursprungsviren ent­halten. Dieser Mechanismus wird als Reassortment bezeichnet. So geht man heute davon aus, dass das H3N2-Virus der Pandemie 1968 aus einem menschli­chen H2N2-Virus und einem von einem Vogel stam­menden H3-Virus mit unbekanntem N-Subtyp her­vorgegangen ist. Das pandemische Virus aus dem Jahr 2009 ist wahrscheinlich durch solche Reassortments entstanden, es enthält genetische Abschnitte von Influenzaviren, die bei Vögeln, Schweinen und Menschen
vorkommen. (Quelle: Robert-Koch-Institut)

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