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„PowerPause“ statt MittagsPause

Wie betriebliche Gesundheitsprävention funktionieren kann

„PowerPause“ statt MittagsPause

Das Büro als Fitness-Studio? Die beiden Sportstudenten der Ruhr-Universität Bochum Christian Klein und Jascha Telaar machten aus den Büroräumen der Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in Bochum kurzerhand eine Präventionsoase. Im Rahmen ihres Masters entwickelten sie das wissenschaftliche Pilotprojekt „PowerPause“. Ein interessantes Beispiel für Therapeuten, wie man erfolgreich Konzepte zur betrieblichen Gesundheitsförderung entwickeln kann.

©PowerPause/Ch. Klein

Mit „Powern statt Pause“ konnte man das Konzept von „PowerPause“ beschreiben. Die Idee ist einfach und erfordert nur ein wenig Kreativität: Statt in der Mittagspause wieder beim Essen oder Plausch mit den Kollegen zu sitzen, wird trainiert, werden Aktenordner zu Hanteln, Bürostühle zu Trainingsgeräten und das Treppenhaus und der Parkplatz zur Joggingstrecke. „Durch regelmäßiges Training steigt die physiologische Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden“, erklären die beiden Masterstudenten Klein und Telaar, „während die Zahl der Krankentage sinkt.“ Somit sei „PowerPause“ sowohl ein Gewinn für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber.

Fitness-Programm für Firmen

Im Rahmen eines Praktikums bei der Bochumer Agentur für Arbeit kamen der 26-jährige Jascha Telaar aus Bocholt und der 25-jährige Christian Klein aus Aachen auf die Idee, die Mitarbeiter fitter zu machen. Gemeinsam mit dem Prodekan der Fakultät für Sportwissenschaft und Leiter des Lehrstuhls für Trainingswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum Professor Dr. Alexander Ferrauti entwickelten sie ihr Fitness-Programm für Firmen, das sich in jeden Arbeitsalltag integrieren lässt. Anfang April starteten sie mit 20 Teilnehmern zwischen 25 und 50 Jahren ihr Pilotprojekt. Trainiert wurde unter Anleitung montags, mittwochs und freitags jeweils eine halbe Stunde in der Mittagspause – für einen frischen Start in die zweite Tageshälfte. Um mögliche Fortschritte der körperlichen Fitness nachweisen zu können, bestimmten Übungen zur Koordination, zur Ausdauer und zur Kraft jeweils einen Monat lang den Trainingsplan. Als Zusatzgeräte dienten Thera-Bänder, die im Unternehmen bereits vorhanden waren, und Pezzi-Bälle, die sie anschaffen mussten.

Pilotprojekt liefert positive Ergebnisse

Jeweils am Ende eines Monats wurde ein Test durchgeführt, um die Effektivität zu prüfen, aber auch Stärken und Schwächen von „PowerPause“ zu erkennen und zu verbessern. Untersucht wurde die Leistungsfähigkeit in den drei Bereichen sowohl vor wie nach jedem Trainingsmonat. Die Testergebnisse fielen so positiv aus, dass selbst Klein und Telaar überrascht waren. „Wir hatten niemals gedacht, dass innerhalb von nur drei Monaten so signifikante Verbesserungen erreicht werden konnten“, freut sich Telaar. Schon eine halbe Stunde reiche also aus, so sein Fazit, Menschen fitter und damit gesunder zu machen. Das Pilotprojekt, das Ende Juni 2011 abgeschlossen wurde, lies aber nicht nur die beiden Studenten strahlen, sondern auch die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in Bochum. Sie bestätigten, dass sie sich durch die regelmäßigen Übungen gesunder und ausgeglichener fühlten und gaben „PowerPause“ nach Aussage Telaars die Note „sehr gut“. Auch bundesweit fand das Projekt zur Firmenfitness inzwischen Anerkennung. Im Rahmen des Wettbewerbs für Studierende „Was macht gesund?“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gehörte „PowerPause“ zu den 15 Gewinnern und wurde mit einem Preisgeld von 10.000 Euro belohnt.

Konzept funktioniert auch wirtschaftlich

Ein Ansporn für Klein und Telaar, sich mit ihrer Idee selbständig zu machen. Die Homepage steht bereits, Visitenkarten und Flyer sind auch schon gedruckt. „Im nächsten Schritt müssen wir auf die Firmen zugehen“, meint Telaar. Erste Anfragen – auch aus dem Ausland – liegen bereits vor. Der Bedarf sei auf jeden Fall vorhanden, ergänzt er, die Menschen arbeiten immer langer und werden immer alter. „Die Barmer GEK hat unser Konzept inzwischen anerkannt“, freut sich der künftige Jungunternehmer, „und wir hoffen, dass uns unsere Unternehmensidee nach bestandenem Master im Herbst nächsten Jahres auch ernähren wird…“.

Kontakt: www.powerpause.de

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