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KLINEA bringt Menschen wieder ins Lot

Physiotherapeutin behandelt erfolgreich myofasziale Störungen
Wer kennt das nicht: Falsch antrainierte Bewegungen, schlechte Haltung und in der Folge Verspannungen, Rückenschmerzen und Migräne. Die Schmerzen führen oft zu einer Schonhaltung. Es wird immer schwieriger, aus eigener Kraft wieder ins Lot zu kommen. In solchen Fällen hilft das ganzheitliche Behandlungskonzept KLINEA, das die Physiotherapeutin Kerstin Klink aus dem mittelfränkischen Roth bei Nürnberg entwickelte und seit elf Jahren erfolgreich in ihrer Praxis anwendet.
© iStock: angelhell,Physiotherapiepraxis Kerstin Klink

Entstanden ist KLINEA aus doppelten Frust, erinnert sich die 43jährige Physiotherapeutin. Da waren einerseits die vielen Fortbildungen, in denen sie zwar jede Menge hilfreicher, einzelner Techniken erlernt hatte, „aber es fehlte ein schlüssiges Behandlungskonzept“. Und da waren auf der anderen Seite Enttäuschungen im Praxisalltag, wenn sie bei einem Patienten verschiedene Methoden probiert hatte, ihm aber nur kurzfristig helfen konnte. „Durch diesen Prozess entstanden neue Ansätze und Ideen, wie das ideale Konzept aussehen sollte. So entwickelte sich Stück für Stück KLINEA.“

Einheitliches Behandlungsniveau sicherstellen

Das ideale Konzept sollte den Menschen in seiner Gesamtstatik und seiner Dynamik betrachten und den Patienten helfen, immer wieder in ausgeglichene Entspannungsphasen zu kommen. „Diese bezeichne ich als Lotzustand“, erklärt die Praxisinhaberin. „Mithilfe einfacher Bezugspunkte sollte sowohl ein aussagekräftiger Befund als auch eine effiziente Behandlung möglich sein.“ Gleichzeitig sollte das Konzept ein einheitliches Behandlungsniveau in ihrem großen Therapeutenteam mit zwölf Kollegen sicherstellen – sowohl für den Berufsanfänger als auch für den Kollegen mit jahrelanger Berufserfahrung.

Zusammenarbeit mit Allgemeinarzt und Chirotherapeut

Für die Entwicklung ihrer Methode war für Kerstin Klink die Zusammenarbeit mit dem Allgemeinarzt und Chirotherapeuten Dr. Rolf Eichinger hilfreich, der vor 17 Jahren das sogenannte „Knotenmodell“ des Myofaszialen Organs entwickelte. Laut Eichinger ist das Myofasziale Organ als autark arbeitendes System immer noch unter Medizinern wenig bekannt, obwohl Erkrankungen aus diesem Bereich in der allgemeinmedizinischen Praxis in 70 Prozent der Fälle Grund der Konsultationen seien.

Knotenmodell als Ergänzung

Das Knotenmodell biete eine hervorragende Ergänzung für therapeutische Berufe, um Störungen zu erkennen und zu behandeln, ist Kerstin Klink überzeugt. Das setze allerdings voraus, dass Arzt und Physiotherapeut auf Augenhöhe arbeiten. Zunächst müsse der Arzt entsprechende akute Funktionsstörungen in den Knotengebieten befunden und therapieren. „Sollte das nicht zu einer schnellen und langanhaltenden Besserung führen, kommt der Physiotherapeut mit KLINEA ins Spiel.“

Geeignet für alle Schmerzpatienten

Die Behandlung eignet sich für alle Schmerzpatienten. „Wir bezeichnen unsere KLINEA-Patienten auch als Endstation-Patienten“, erläutert die Praxisinhaberin, „die meisten haben oft schon einen langen Leidensweg hinter sich.“ Kommt ein solcher Patient in die Praxis, wird er zunächst auf zwei Personenwaagen gestellt. Dabei zeige sich häufig eine Differenz in der Belastung, die im Schnitt rund fünf Kilogramm beträgt. „Ich hatte auch schon einen Fall“, erinnert sie sich, „wo der Unterschied bei 25 Kilogramm lag.“ Anschließend versucht die Therapeutin, die Verklebungen der betroffenen Faszien zu lösen. Nach zehn bis zwölf Wochen steht die Kontrolle an, und in der Regel ist die Belastungsdifferenz stark zurückgegangen oder nicht mehr vorhanden.

Patientin, 38 Jahre, mit Magenbeschwerden

„Der Körper kennt keine Einbahnstraßen“ erklärt die Physiotherapeutin. „Er befindet sich ständig in einem interaktiven Zustand. Und gerade das macht die Kooperation zwischen Arzt und Therapeut unerlässlich, wenn eine erfolgsorientierte Medizin gewünscht ist.“ Sie erinnert sich an den Fall einer 38jährigen Patientin: Seit einem Sturz vom Pferd mit starker Rippenprellung litt sie fünf Jahre lang an Magenbeschwerden. Doch weder Spiegelungen, Medikamente, eine Ernährungsumstellung und Entspannungstechniken führten zu einer langanhaltenden Besserung. Auf Verordnung von Dr. Eichinger erschien die Frau in Kerstin Klinks Praxis. Beim Blick auf die Waagen zeigte sich eine Belastungsdifferenz von sieben Kilo bei einem Gesamtgewicht von 54 Kilogramm.

Die KLINEA-Behandlung richtete den Fokus auf das Zwerchfell, welches eine massive Spannung aufwies. Durch den Spannungsausgleich konnte wieder eine symmetrische, lotgerechte Haltung erzielt werden. Die Waagen zeigten keine Differenz mehr, und die Magenschmerzen waren nach der ersten Behandlung bereits um 80 Prozent besser und verschwanden nach der zweiten Behandlung zehn Wochen später komplett.

Bekannt durch Vorträge bei Medizinern

Anfangs warb Kerstin Klink für KLINEA – der Name setzt sich übrigens aus den Worten „Klink“ und dem lateinischen Wort „linea“ (= Lot) zusammen – durch eine selbst entworfene Broschüre, die in ihren beiden Praxen auslag. Die Patienten wurden neugierig und fragten nach, ob eine solche Behandlung auch für sie in Frage käme.

Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte das Konzept durch ihre Vorträge im Rahmen eines medizinischen Qualitätszirkels im Kreise der Kollegen von Dr. Eichinger. „Immerhin drei Ärzte habe ich gewinnen können, die nun auch KLINEA verordnen“, freut sich die Therapeutin. Und eine weitere Popularität wird ihre Methode sicherlich auch durch das Buch „Myofasziale Schmerzen und Funktionsstörungen“ erfahren, das sie gemeinsam mit Dr. Eichinger verfasste. Es ist im Herbst 2019 erschienen.

Vorträge an Physiotherapieschulen

Parallel dazu hält die Physiotherapeutin Vorträge an Physiotherapieschulen. In diesem Jahr waren das zwei Termine, 2020 will sie fünf weitere Schulen besuchen. Dabei legt sie den Fokus auf „gelenkschonendes Arbeiten von Anfang an“ mit der Therapiehilfe „Klimmi“ (up berichtete in Ausgabe 4-2019). „Die erste Schule hat schon einen kompletten Klimmi-Satz mit 22 Stück bestellt“, freut sie sich. Und es gibt noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Denn die Präsentation ihrer Praxis vor angehenden Therapeuten sei in Zeiten des Fachkräftemangels auch sehr hilfreich.

Rund 15 KLINEA-Patienten pro Woche

Die beste Werbung für ihre KLINEA-Technik aber sei nach wie vor die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wenn ich den Chef eines mittelständischen Unternehmens mit 80 Mitarbeitern erfolgreich therapiert habe, schickt er mir seine ‚kreuzlahmen‘ Angestellten.“ Die Zahl der KLINEA-Patienten von Kerstin Klink und drei weiteren Kollegen, die sie in einem halben Jahr zu KLINEA-Therapeuten ausgebildet hat, wächst. Inzwischen behandelt jeder rund 15 Patienten pro Woche. Und die Nachfrage steigt. „Wir müssen unbedingt aufstocken, denn die Warteliste wird länger“, sagt sie. „Mein nächster freier Termin ist erst Ende Januar.“

Erstes KLINEA-Seminar im Mai 2020

Daher überlegt sie sich, weitere Mitarbeiter als KLINEA-Therapeuten auszubilden. Aber das koste viel Zeit, die ihr im Moment fehle. Sie schreibe gerade an einem eigenen Buch über ihre KLINEA-Methode, das im nächsten Jahr erscheinen soll. Parallel dazu planen sie und Dr. Eichinger Fortbildungskurse. Das erste Seminar an zwei Wochenenden findet  am 23./24. Mai 2020 und am 27./28. Juni 2020 statt. „In unseren Seminaren sollen den Teilnehmern durch einen klar strukturierten Aufbau von Befund und Behandlung Tools an die Hand gegeben werden, die ein sofortiges Loslegen in der Praxis ermöglichen.“

Sie ist von der KLINEA-Methode überzeugt: „Ein Behandlungskonzept, welches eine effektive Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heilberufen erlaubt, ist ein Gewinn für alle Seiten. Die eigene Praxis erfährt eine Aufwertung des Portfolios, und der Therapeut muss sich nicht durch einen 20-Minutentakt quälen, sondern kann einen erweiterten Fokus auf Defizite des Patienten richten.“

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