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Neue Mitarbeiter von sich überzeugen

Mitarbeiter gewinnen

Neue Mitarbeiter von sich überzeugen

Fachkräftemangel in den Heilberufen und Konkurrenz durch andere Praxen – bei vielen Praxisinhabern zeigt die Erfahrung: Es ist gar nicht so einfach, neue Mitarbeiter für die Praxis zu finden. Dann hilft es, das eigene Profil zu schärfen und die positiven Seiten der eigenen Praxis ins rechte Licht zu rücken. Dabei immer im Blick, die Wünsche der zukünftigen Mitarbeiter.

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Fotocredit: iStock, laflor

Die Herausforderungen bei der Mitarbeitersuche sind vielfältig. Praxen auf dem Land haben Schwierigkeiten, Therapeuten in strukturschwache Regionen zu locken. In der Stadt ist die Konkurrenz der Arbeitgeber untereinander größer. Durch den demografischen Wandel verschärft sich die Situation weiter. Es steigt die Zahl älterer und kranker Menschen, die eine medizinische Behandlung brauchen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Therapeuten. Der Konkurrenzkampf um die besten Mitarbeiter wächst.

Schritt 1: Das wollen die neuen Mitarbeiter!

Wenn Praxisinhaber eine Stellenanzeige erstellen, überlegen sie, was die Praxis braucht. Warum das so wichtig ist, haben wir in der Juli-Ausgabe von up ausführlich berichtet. Wer aber mit anderen Praxen um Mitarbeiter konkurriert und die Therapeuten für sich gewinnen möchte, muss auch deren Bedürfnisse im Auge haben und sich überlegen: Was wollen die Mitarbeiter? Und was hat unsere Praxis zu bieten?

Die Erwartungen an Arbeitsplatz und Arbeitgeber sind natürlich individuell unterschiedlich und hängen von der persönlichen sowie beruflichen Situation ab. Dennoch lassen sich einige generelle Trends aufzeigen.

Generation Y: So unterscheidet sich beispielsweise die sogenannte Generation Y von ihren Vorgängern durch ein anderes Verhältnis zu Status und Geld. Als Generation Y bezeichnen Soziologen die zwischen 1977 und 1998 Geborenen. Bei ihnen spielt Freude an der Arbeit und Sinnsuche eine wichtigere Rolle als noch bei den älteren Jahrgängen. Zu dieser Generation zählen die heutigen Berufsanfänger, aber auch bereits erfahrenere Therapeuten. Sie erwarten von ihrem Arbeitsplatz mehr, als am Monatsende die Miete zahlen zu können. Die Arbeit ist ein wichtiger Teil ihres Lebens, den sie genießen und in dem sie einen Sinn sehen möchten.

Zukunftsorientierung: Früher war es üblich, dass Menschen ihr ganzes Arbeitsleben lang im gleichen Unternehmen arbeiteten. Das wird heute immer seltener. Dennoch wünschen sich Mitarbeiter eine gewisse Sicherheit – besonders, wenn es eine Familie zu versorgen gilt. Praxisinhaber sollten dies bei der Suche nach neuen Mitarbeitern bedenken und nicht nur das Hier und Jetzt betrachten. Bieten Sie eine Zukunftsperspektive: Wo könnte der Mitarbeiter in fünf oder vielleicht sogar zehn Jahren stehen, wenn sie sich für die Praxis entscheiden?

Flexibilität: Wer auf seine Mitarbeiter eingeht, hat nicht nur größere Chancen, diese im Unternehmen zu halten. Diese Praxen haben auch bereits bei der Mitarbeitersuche einen Vorteil. Möglicherweise entgeht der Praxis eine hervorragende Therapeutin, weil diese kleine Kinder und pflegebedürftige Eltern zu versorgen hat, und darum – zumindest zu diesem Zeitpunkt – keine Vollzeitstelle annehmen möchte. Praxisinhaber sollten hier offen für Alternativen sein – zu ihrem eigenen Besten – und etwa Teilzeitmodelle oder flexible Arbeitszeiten in Betracht ziehen.

Tipp: All dies gilt übrigens nicht nur für neue Mitarbeiter, sondern hilft auch Therapeuten langfristig an die Praxis zu binden.

Schritt 2: Das hat die Praxis zu bieten!

Bei der Mitarbeitersuche sollte die Praxis ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ganz im Gegenteil: Praxisinhaber sollten offensiv zeigen, was die Praxis zu bieten hat.

Die Praxis auf dem Land

Manche Praxen haben Schwierigkeiten, Therapeuten zu finden, weil sie in strukturschwachen Regionen auf dem Land liegen. Dann müssen Arbeitgeber ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. Hier ein paar Argumentationshilfen:

  • Platz: Angenehme Größe der Praxis- und Behandlungsräume. Denn auf dem Land sind Mieten und Grundstückspreise günstiger.
  • Niedrigere Mieten / Kosten für ein Eigenheim: Wer vom Eigenheim oder einer größeren Wohnung träumt, kann es sich eher auf dem Land als in der Stadt leisten. Niedrigere Mieten sorgen zudem dafür, dass am Monatsende mehr Geld übrig bleibt.
  • Spezielle Förderung: In manchen Regionen gibt es auch Förderprogramme, um zum Beispiel Familien in die Kleinstadt oder eine bestimmte Region zu locken. Informieren Sie sich darüber.
  • Tankgutscheine: Häufig ist ein Leben auf dem Land mit höheren Fahrtkosten verbunden. Tankgutscheine als geldwerte Leistungen können diese Kosten abfangen. Je nach Höhe bleiben diese steuer- und sozialversicherungsfrei.

Mehr Netto vom Brutto für Mitarbeiter (mehr: Lesen Sie hierzu auch die up 04-2014)

Manche Praxen können den Mitarbeitern etwas mehr zahlen als andere. Das ist im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte natürlich ein Vorteil. Mit ein paar Tricks können Praxischefs aber dafür sorgen, dass aus dem gleichen Brutto mehr Netto für die Mitarbeiter wird. Je nach Art und Höhe der jeweiligen geldwerten Leistungen bleiben diese steuer- und sozialversicherungsfrei. Beispiele:

  • Gutscheine für Restaurants und Supermärkte – als sachbezogene Leistung bleiben diese bis 44 Euro pro Monat und Mitarbeiter steuer- und sozialabgabenfrei.
  • Zuschüsse zur Kinderbetreuung: Diese bleiben bis zur Höhe der Betreuungskosten zum Beispiel im Kindergarten abgabenfrei. Während bei einem um 100 Euro höheren Gehalt am Ende weniger als die Hälfte der Gehaltserhöhung übrig bleibt, können die 100 Euro als Zuschuss vollständig in die Kinderbetreuung fließen.

Offensiv sein: Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern knüpfen

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollten Praxisinhaber nicht darauf warten, dass die potenziellen Mitarbeiter zu ihnen kommen. Erfolgsversprechender ist es, selbst auf sie zuzugehen. Es gibt verschiedene Wege:

  • Über Schulen und Universitäten

Hier können Praxisinhaber Kontakt zu Therapeuten aufnehmen, die sich noch in der Ausbildung befinden. Über Praktika und Hospitationen können angehende Therapeuten die Praxis kennenlernen. Praxischefs erhalten dabei einen ersten Eindruck vom Nachwuchs – ganz in Ruhe, ohne dass danach sofort eine Entscheidung zu treffen ist. Auch über Wochenend-Workshops oder ähnliche Veranstaltungen können Praxisinhaber früh mit den Jung-Therapeuten in Kontakt kommen und sich so gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil verschaffen.

  • Bei Veranstaltungen

Branchenevents wie Messen bieten die Chance, mit Therapeuten ins Gespräch zu kommen und diesen die eigene Praxis vorzustellen. Bei Jobmessen geht es ganz gezielt darum, neue Mitarbeiter kennenzulernen. Der Vorteil: Praxisinhaber lernen die Bewerber direkt kennen und können sich im persönlichen Gespräch mit ihnen austauschen.

  • Mit Hilfe der eigenen Mitarbeiter

Praxischefs können gezielt im eigenen Team nachfragen, ob jemand aus dem Bekanntenkreis auf die zu besetzende Stelle passen könnte. Ihre Mitarbeiter kennen sicher viele andere Therapeuten, etwa aus der eigenen Ausbildung oder von Fort- und Weiterbildungen. Sie fühlen sich so auch in die Mitarbeitersuche einbezogen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das neue Teammitglied menschlich zur Praxis passt. Außerdem sind Empfehlungen von Bekannten, die selbst in der Praxis arbeiten, an Glaubwürdigkeit kaum zu übertreffen.

  • In sozialen Netzwerken

Professionelle Netzwerke wie Xing und LinkedIn können Praxisinhaber nutzen, um dort direkt mit potenziellen neuen Mitarbeitern in Kontakt zu kommen – bevor diese überhaupt eine neue Stelle suchen. Die Pflege beruflicher Kontakte ist Sinn und Zweck dieser Netzwerke.

Employer Branding: Die eigenen Stärken kommunizieren

USPs sind in der Marketingsprache Unique Selling Points, also Merkmale, die ein Unternehmen, eine Ware oder eben einen Praxis besonders hervor- und von der Konkurrenz abheben. Praxisinhaber sollten jede Gelegenheit nutzen, um diese zu zeigen. Das zieht nicht nur Patienten an, sondern auch neue Mitarbeiter.

  • Über die Medien

Laden Sie lokale Medien zu besonderen Veranstaltungen und Aktionen hier. Über die Lokalzeitung, regionale Radiosender oder offene TV-Kanäle vermitteln Sie ein positives Bild der Praxis. Bieten Sie sich als Experte zu Themen rund um Ihre therapeutische Arbeit an. Auch über branchenrelevante Medien wie up können Sie andere Therapeuten erreichen. Nutzen Sie diese Chancen.

  • Auf der eigenen Website

Bewerber informieren sich über eine Praxis, bevor sie die Arbeit investieren und eine Bewerbung erstellen. Dazu nutzen sie auch die Praxis-Website. Wer es hier versäumt, die eigene Schokoladenseite zu präsentieren, lässt eine gute Chance zur Mitarbeitergewinnung ungenutzt. Richten Sie eine Unterseite „Karriere“ / „Mitarbeiter“ / „Team“ ein und stellen Sie dort Informationen für potenzielle Bewerber bereit. Sie veröffentlichen natürlich keine Interna wie Gehalt, aber Sie können einen Eindruck davon vermitteln, was Mitarbeiter von Ihnen als Arbeitgeber erwarten können. Wie ist die Hierarchie in der Praxis? Welche Bereiche gibt es? Wo liegen die Schwerpunkte? Fördern Sie die Weiterbildung der Mitarbeiter? Arbeiten bei Ihnen auch Teilzeitkräfte?

  • Erfolgsgeschichten zeigen

Wenn Mitarbeiter bereits viele Jahre bei Ihnen arbeiten, stellen Sie diese vor. Das Einverständnis der Betroffenen vorausgesetzt, können Sie auch den Karriereweg eines langjährigen Mitarbeiters beschreiben, der zum Beispiel frisch nach der Ausbildung in der Praxis angefangen hat und nun eigene Kurskonzepte entwickelt und selbst junge Therapeuten weiterbildet.

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